Als ich um kurz vor sieben aufstehe ist es wunderbar sonnig draussen, allerdings sollte das nicht den ganzen Tag so bleiben.
Nach einem guten Frühstück und einem ordentlichen Cappuccino-to-Go von der Bar brechen wir gegen 8.30 Uhr auf. Auch heute gilt unser erster Stopp dem Luftdruck der Reifen, um den Bus für die Hochlandstrassen parat zu machen. Stefan hält dazu nahe eines kleinen Flusswasserfalls, der aber nach 14 Tagen Island nicht mehr so sonderlich beeindruckend ist.
Unser zweiter Stopp gilt einem unter uns liegenden Flusstal mit Gletscher; das gute Wetter ist bereits auf dem Rückzug, und Wolken und Nebel ziehen auf.
Etwas später haben wir den dritten Stopp, an einem richtigen Wasserfall, dem Blafjallafoss – zwar klein, aber schön anzuschauen.
Der vierte Stopp führt uns auf schwarze Sandhügel über einem Flusstal, das rundum mit uraltem grünen Moos zugewachsen
ist. Laut Stefan halten sich auch alle Tour Guides an die
Selbstverpflichtung, ihre Gruppen nicht hinunter ins Moos zu führen – es
ist dermassen empfindlich, dass jeder Fussabdruck Schäden anrichtet,
die Jahre bis Jahrzehnte benötigen um wieder repariert zu werden. Leider ist es viel zu windig um mit der Mini zu fliegen, da haben die Kollegen mit der deutlich schwereren und windstabileren Mavic Pro die Nase vorne.
Man muss schon aufpassen, dass man in Island mancher Motive nicht überdrüssig wird – gerade bei Wasserfällen ist dieses Risiko sicher gegeben. Aber der Axlafoss Fall an unserem fünften Stopp heute ist wirklich auch nochmal schön, also bekommt er auch noch etwas Platz hier im Bericht 🙂
Auf der weiteren Fahrt kommen wir in einen Sandsturm; es hat seit Tagen nicht geregnet, und die Windböen wirbeln den feinen schwarzen Sand in Massen durch die Luft
Wer würde bei solchen Bedingungen freiwillig das schützende Auto verlassen? Nur Spinner und enthusiastische Fotografen 😉 Ausser Jeannette gehen wir alle nach draussen, um einen nahe gelegenen Hügel zu erklimmen, in der Hoffung dass wir von dort vielleicht den Gipfel des nächsten Berges über den Sandsturm hinausragen sehen können.
Nach der Tour sehen wir alle aus wie frisch aus der Kohlenmine, der Sand lässt sich auch mit Maske, Brille und Mütze nur sehr begrenzt fernhalten. Michele versorgt die ganze Gruppe mit feuchten Tüchern aus ihrem Fundus für eine grobe Erstreinigung. Das war also definitiv ein Erlebnis mit starken Eindrücken!
Im weiteren Lauf des Nachmittags halten wir noch an einem kleinen Canyon, durch den tiefhängenden Nebel wirkt das Ganze aber eher bedrückend, und auch mein Drohnenflug gibt nicht sehr viel Brauchbares her.
Später halten wir an 3 grasbedeckten Stallungen an, die ein Teil der Gruppe von früheren Reisen (und mit anderen Lichtbedingungen) als sehr fotogen in Erinnerung hat. Heute eher weniger, dafür gibt uns der immer noch leicht sandverstrahlte Raymo eine kleine Einlage als schwarzes Schaf (oder «Bauer sucht Frau»-Model, je nach Leseart)
Unser (beinahe) letzter Stopp ist erneut an einem Canyon, ca 5 Gehminuten vom Auto entfernt, zu dem aber nur ein kleiner Teil der Gruppe überhaupt noch hinläuft. Stefan und Raymo plaudern mit einem Paar aus München, das ebenfalls hier angehalten hat und sich über unsere schmutzigen Gesichter gewundert hatte.
Ich fliege den Drohnenakku vollends leer, aber das ist eher pro forma – es ist kalt, windig, neblig und überhaupt höchste Zeit für eine heisse Dusche.
Weitere Stopps sind eigentlich nicht mehr geplant, dennoch halten wir unterwegs nochmal für 5 Minuten als einer der umliegenden Gipfel kurz durch die Wolken lugt:
Um 19 Uhr gelangen wir an unserem privat geführten Hotel für heute Nacht an – von aussen sieht es eher unattraktiv aus, aber innen ist es mit die schönste Unterkunft der Reise. Holzböden, modernen Bad, viel Platz, und eine heisse Dusche – herrlich! Laut Aushang im Bad haben sie allerdings keine eigene heisse Quelle im Zugriff und bitten daher um Beschränkungen im Heisswasserverbrauch (nicht mehr als 10 Minuten Duschen bitte), was sich in der Praxis aber als unkritisch erweist. Es ist eine Wohltat, endlich den ganzen schwarzen Sand loszuwerden!
Beim anschliessenden Abendessen gibt es dann noch eine Aufregung – Peters Fotorucksack mit der kompletten Fotoausrüstung, Pass und Reisedokumenten ist unterwegs liegen geblieben! Vermutlich bei einem der letzten beiden Stopps; Stefan und er sind bereits mit dem Bus auf Rettungsfahrt ausgerückt. Aber nach 20 Minuten erreicht uns per Whatsapp schon die gute Nachricht: der Rucksack ist da! Das Paar aus München hatten ihn gefunden und mitgenommen um ihn bei Rangern abzugeben (genau wie wir vor ein paar Tagen gerne den Dänen geholfen hätten) und hatten Stefan und Peter erkannt, als diese ihnen im Bus entgegen kamen. Doppeltes Glück: die Route der Münchner hätte sie gar nicht an unserem Hotel vorbei geführt, und wenn unsere Zwei eine Viertelstunde später losgefahren wären hätten sie die Münchner nicht mehr getroffen…
Das ist Dinner ist damit nochmals entspannter und lustig, und zur allgemeinen Überraschung erklärt Stefan am Ende dass er uns heute (auf das nahende Ende der Reise hin) einlädt, weil wir so eine tolle und angenehme Gruppe gewesen sind!
Bevor wir uns zur Nacht verabschieden gibt es die übliche Abstimmung zum nächsten Tag – früh raus zum Sonnenaufgang, oder später aufstehen? Die Juli-Gruppe muss da ziemlich kompromisslos gewesen sein wie wir aus den Erzählungen mitbekommen haben, aber da uns die letzten 15 Tage doch langsam in den Knochen stecken, und der Wetterbericht für morgen eher ungewiss klingt, entscheiden wir uns für das etwas längere Schlafen – konkret: Frühstück um 7 Uhr und Abfahrt um viertel vor Acht.
Unterkunft: Hotel Selja, Hvolsvöllur
Zurückgelegt: 7’184 Schritte / 4.6km
Neueste Kommentare