Kurz vor 11 Uhr verlasse ich Haines Junction bei -2 Grad, blauem Himmel und Sonnenschein. Vicky, die Besitzerin des Parkside Inn, schwärmt beim Verabschieden noch von der tollen Strecke, die ich heute vor mir habe – ich bin also gespannt.
Als erstes Zwischenziel steuere ich aber erstmal den Kathleen Lake von gestern nochmal an. Ich bin zwar nicht der Einzige dort, aber es ist doch spürbar leerer als am gestrigen Sonntag. Nachdem ich den angefrorenen Raureif von einer der Picknickbänke abgewischt habe, steht einer Tasse Kaffee mit Aussicht (Nanopresso sei Dank) nichts mehr im Weg!
Der See liegt zunächst fast spiegelglatt da, wenige Minuten später sieht das bereits wieder anders aus. Was für ein traumhaftes Plätzchen!
Danach geht die Reise weiter, und generell setzt sich hier fort, was sich zu Beginn des Alcans vorgestern schon angekündigt hatte: Herbstfarben in den Bäumen und Sträuchern, endlos weite Landschaften, Berge und Flüsse.
Nach rund 2 Stunden erreiche ich die Grenze. Am kanadischen Grenzposten kann ich einfach durchrollen, hier wird nur Eingangsverkehr kontrolliert. Kurz danach bin ich am US Grenzposten, und einer der IOs begrüsst mich nach kurzem Blick auf meinen Pass in fliessendem Deutsch! Es stellt sich heraus, dass er in Deutschland aufgewachsen ist und Deutsch seine erste Sprache überhaupt war, und so läuft die gesamte Einreisekontrolle auf Deutsch ab, während der 2. IO daneben steht und sich das Kauderwelsch anhören muss 🙂
In Alaska stellen sich die Uhren wieder eine Stunde zurück, so dass ich um 14 Uhr Ortszeit in Haines ankomme. Da meine Unterkunft für die nächsten beiden Tage etwa 20 Minuten ausserhalb des Orts liegt will ich noch einige Sachen erledigen, bevor ich weiterfahre.
Zunächst schaue ich in «The Hair Shop» beim ersten lokalen Friseur vorbei, und kann tatsächlich direkt auf einen Termin warten. 10 Minuten später sitze ich bereits auf dem Stuhl und bekomme einen frischen Schnitt verpasst, was auch höchste Zeit war.
Danach gehe ich im Lighthouse am Hafen eine Seafood Chowder essen – das Lighthouse ist eines der wenigen Restaurants, das jetzt in der Nachsaison zwischen Mittag- und Abendessen nicht geschlossen hat, und erweist sich zwar als ganz okay, aber insgesamt muss ich da nicht nochmal hin.
Danach kaufe ich im lokalen IGA Supermarkt noch ein paar Kleinigkeiten für die nächsten Tage, wobei es in meiner Unterkunft ausser Kühlschrank und Mikrowelle nichts an Geräten gibt, d.h. für Frühstück und/oder Abendessen muss ich eh nochmal in den Ort fahren. Im Liquor Store hole ich noch einen neuen Pack Alaskan Amber, und im Rusty Compass einen Becher Kaffee für die Weiterfahrt, und dann mache ich mich auf den Weg.
Blick von Haines aus:
Blick zurück auf Haines:
Auf dem Weg in Richtung Chilkoot:
Kleiner Dreckspatz nach der Tour heute:
Das Ziel für heute ist die Chilkoot Haven Lodge am Chilkoot River.
Die Lodge hat 3 nebeneinander liegende Zimmer, die soweit okay aber nichts Besonderes sind, und wäre wohl nicht weiter erwähnenswert, wenn da nicht eine Sache wäre – die Lodge liegt erhöht auf einem Hügel mit freiem Blick auf genau die Stelle des Chilkoot River, an dem sich den ganzen Sommer über Bären und Adler am Lachs gütlich tun. Es war wiedermal ein Glückstreffer, dass ich mit nur ein paar Tagen Vorlauf hier ein Zimmer bekommen habe – zwar nicht so lange, wie ich es gern gehabt hätte, aber 2 Übernachtungen sind auch schon prima und erlauben mir morgen auf jeden Fall einen ruhigen Beobachtungstag.
Die 3 Zimmer haben eine durchgehende Veranda mit Super-Aussicht:
Ich war zwar etwas besorgt, ob so spät im September hier noch viel an Tieren zu sehen sein wird, aber bereits auf dem Weg heute morgen war ich an einem Scenic Viewpoint mit anderen Reisenden aus der Gegenrichtung ins Gespräch gekommen, die erzählt hatten dass sie erst gestern hier am Fluss waren und zig Adler und zwei Bären gesehen hätten.
Und tatsächlich habe ich mich kaum im Zimmer eingerichtet, als ich kurz die Sicht auf den Fluss ausprobiere, und erst 2 Stunden später vor der einsetzenden Kälte wieder ins Zimmer flüchte. Es hat nämlich Adler und Bären en Masse! Meine Nachbarn in Zimmer 3 sind ein Pärchen aus UK, die auch beide mit sehr ordentlicher Kameraausrüstung unterwegs sind, und wir zählen zusammen 10 Bären: eine Mama mit 3 Jungen, und nochmal 2 Mamas mit je 2 Cubs. Adler hat es ebenfalls ein gutes Dutzend.
Wegen der Dämmerung musste ich leider mit hohen ISO Einstellungen arbeiten, so dass die Fotos etwas rauschen bzw die letzte Schärfe fehlt, aber das ist angesichts des gebotenen Schauspiels am Fluss wohl Jammern auf hohem Niveau. Hier also eine «kleine» Auswahl von 74 Bildern:
Nachdem ich einige Zeit lang begeistert die Adler beobachtet hatte, tauchen plötzlich die Bären auf:
Unterkunft: Chilkoot Haven Lodge, Haines, Alaska
Gefahrene Km: 220
Gelaufene Km: 6.9
Gemachte Fotos: 624
einfach genial! einmal mehr alles perfekt! so schön!
Ich bin auch ziemlich begeistert 😀