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Tag 32 – 14.08.24

Nochmal ein Vorwort

Hier nun also der Bericht mit den Bären – es sind wirklich viele Fotos dabei die gut geworden sind. Aber wer keine rechte Lust auf 200+ Bärenbilder hat, wird an diesem Beitrag nicht sooo viel Spass haben 🙂

Ich sollte ausserdem vorab erwähnen, dass viele der Aufnahmen Momente zeigen, in denen der Bär einen Lachs fängt – und schlussendlich auch frisst. Das ist natürlich nicht schön für den Fisch. Ein paar der Bilderserien mit den «expliziteren» Aufnahmen habe ich daher in einen separaten Beitrag ausgelagert, den ihr hier findet, und mich in diesem Posting hier weitestgehend auf die Fotos beschränkt, auf denen die Bären eher knuddelig sind.

Nun aber endlich zum Bericht

Wie ja schon vorher berichtet muss ich heute das Chalet verlassen; ich war vorher nicht sicher ob das nun eine suboptimale Entscheidung war (weil Kofferpacken und Auto einräumen ja auch Zeit frisst, wenn man eh schon früher aufstehen und pünktlich sein will) oder eine gute, weil ich auf die Art problemlos die 6 Stunden zwischen Check-out in der alten Bude und Check-in am neuen Ort überbrücken kann.

Rückblickend muss ich sagen, das war gut so. Ich hatte am Vorabend schon 90% aller Sachen ins Auto geräumt, und stehe am Morgen mit 30 Minuten extra Zeitpuffer auf, und starte somit stressfrei in den Tag. Wie immer habe ich 2 Wecker gestellt um nur ja nicht zu verschlafen, und wie ebenfalls immer wache ich 10 Minuten vor dem ersten Läuten von selbst auf.

Zügig aus dem Bett gesprungen und einen ersten Blick nach draussen: das Wetter zumindest in Homer ist hervorragend!

Das fängt ja buchstäblich sehr gut an! Ich komme wie geplant um 7.30 Uhr aus dem Chalet los, und erreiche 15 Minuten später Emerald Airline Services. Die beiden Autos vor mir biegen auch zu Emerald ab, und belegen direkt die letzten beiden Parkplätze! Grmpf. Was ist hier eigentlich los, gestern waren tagsüber noch genügend freie Plätze verfügbar?

Im Office von Emerald klärt sich dann die Frage; heute morgen starten 3 Touren gleichzeitig! Zum einen ist eine grössere Gruppe von blaujackentragenden Gästen hier; ich unterhalte mich mit einem Paar und sie erzählen, dass sie Teil einer organisierten Gruppenreise mit Wohnmobilen sind – für 2 ganze Monate lang! Die Teilnehmer kannten sich vorher nicht, und schippern jetzt mit 10 Wohnmobilen für 8 Wochen durch die Gegend, und die Tourorganisatoren kümmern sich um die ganze Logistik und Events wie diesen Ausflug nach Katmai.

Ausserdem sind noch einige Gäste hier, die eigentlich für Montag schon einen Flug bei Emerald gebucht hatten; wie ich erfahre mussten am Montag aber alle Flüge wegen starkem Wind abgesagt werden, und so sind heute einige Nachholer dabei. Als wir uns draussen hinsetzen, um die wasserdichten Hosen und Überschuhe von Emerald anzuziehen, sitzen zwei der Terminnachholer neben mir, und ich erkenne direkt Schweizer Klänge! Reto und Janette fliegen morgen schon von Anchorage zurück nach Hause, heute ist für sie also die letzte Möglichkeit, ihren abgesagten Flug von Montag nachzuholen… auch wenn das bedeutet, dass sie heute abend nach unserer Rückkehr noch 4-5 Stunden Fahrt nach Anchorage vor sich haben. Das ist ihnen aber einigermassen egal, Hauptsache der Trip nach Katmai klappt noch! Sie erwähnen auch noch, dass sie gestern wie ich auch einen Anruf von Emerald bekommen hatten, ob sie eventuell nochmal auf Donnerstag verschieben könnten 😉 was natürlich unmöglich war. Aber irgendjemand hat sich wohl überzeugen lassen, seinen Slot von heute abzugeben, und somit steht unserer Tour nichts mehr im Wege.

Bei den weiteren Vorbereitungen erzählt Arabella, unser Guide für heute, mehr zu den geplanten Details des vor uns liegenden Tages. Sie macht diese Touren bei Emerald im Sommer («der beste Job der Welt!») schon seit einigen Jahren, und auch wenn Emerald sich in Katmai grob auf das Gebiet um den Moraine Lake beschränkt, ist dieser Bereich doch so gross dass jede Tour anders abläuft. Sie meint, dass wir bei der geplanten Strecke etwa 5 Meilen (8 Kilometer) durch Tundra und Flussläufe wandern würden – das ist mehr als ich von der letzten Tour in Erinnerung hatte, wobei ich sie auch missverstehe und dachte wir würden 5 Meilen hin- und dann auch wieder zurück wandern. In Wahrheit wechselt Don mit dem Flugzeug den Liegeplatz, und holt uns am Ende der Wanderstrecke ab.

Aber egal, bei der Aussicht auf 2×8 Km durch Tundra und Flüsse überdenke ich nochmal das Gewicht von meinem Rucksack, und nehme dann die 2. Kamera mit dem 24-120-Standardobjektiv heraus und verstaue sie im Auto. Das Teleobjektiv ist auf diesem Tagesausflug das wichtigste Objektiv, und für die eine oder andere Landschaftsaufnahme kann ich ja das iPhone nehmen.

Pro memoriam: ich hatte zuhause ja sehr lange hin und her überlegt, ob ich das grosse 800mm Teleobjektiv mitnehmen soll, da das aber in keinen Rucksack geht der noch in die Handgepäckregeln der Airlines passt, und weil es 3kg wiegt, hatte ich am Ende davon abgesehen. Und zumindest was Katmai angeht war die Entscheidung auch ganz richtig; das 100-400mm Tele war perfekt! Im Denali werde ich das 800er vielleicht noch vermissen, aber warten wir es ab.

Da heute mehrere Gruppen abreisen dauern die Vorbereitungen etwas länger als sonst. Es liegen 3 Flieger am Dock, 2 DeHavilland Otter und eine Beaver. Ich frage mich einen Moment lang, ob wir «Broschürenkunden» wohl mit der Beaver vorlieb nehmen müssen, damit die Blaujackengruppe in die beiden Otter passen, aber dem ist nicht so – die RV Truppe bekommt eine Otter und eine Beaver. Ich habe die Beaver vom letzten Emerald Flug in 2018 nur in begrenzt guter Erinnerung, da die Sitze sehr tief über dem Boden, dafür aber auch eng sind, hat mir innerhalb von wenigen Minuten Hüfte und alles Mögliche weh getan. Die Aufnahmen der Otter auf der Webseite von Emerald sahen da deutlich besser aus.

 Hier die «Blaujacken» beim Aufbruch:

Und dann ist es kurz vor 9 Uhr und wir können endlich los! Don ist unser Pilot und fliegt normalerweise fürs Militär; wie Arabella später erzählt haben sie viele Berufspiloten, die im Sommer ihren Urlaub damit verbringen, diese Touren nach Katmai zu fliegen, einfach weil sie Spass an den Maschinen und der Route haben.

Wegen der Gewichtsverteilung sind die Sitzplätze fest zugewiesen; Reto und ich haben Glück und bekommen als die beiden Grössten die Sitzplätze in Reihe 1, wo es noch etwas mehr Beinfreiheit hat. Und tatsächlich geht meine Hoffnung auf, die Sitze in der Otter sind wesentlich bequemer und bieten mehr Fläche & Bewegungsspielraum.

Bishop Beach, «mein Strand» bei der Two Sisters Bakery:

Der direkte Flugweg nach Katmai bzw dem Teil davon, den Emerald für diese Reisen lizenziert hat, dauert etwa 1 Stunde. Das Wetter ist weiterhin gut und der Flug verläuft sehr ruhig. Nach etwa 40 Minuten sind wir in der Nähe von Mt. Augustine, einem immer noch aktiven Vulkan im «Ring of Fire». Der Ring of Fire ist eine 40’000 Kilometer lange Verbindung von 450 Vulkanen, die von Südamerika über die nordamerikanische Küste, die Beringstrasse und Japan bis nach Neuseeland reicht.

Don und Arabella sind ganz begeistert, dass Mt. Augustine heute wolkenfrei vor uns liegt, das kommt wohl nicht so oft vor – also dreht Don 2 extra Runden für / mit uns, damit jede Seite im Flieger die Gelegenheit hat, einmal von oben auf Mt Augustine zu schauen!

20 Minuten später landen wir auf einem See, den Arabella nach einigen Minuten Ausschau haltend nach Bären ausgesucht hat. Los geht’s!

Das Fazit (vor den Fotos)

Ab hier schreibe ich nicht mehr so viel zum Tag – wir sind mehr als 5.5 Stunden unterwegs, bis wir kurz vor 16 Uhr Don und unseren Flieger erreichen. Im Lauf dieser Zeit sehen wir zwischen 25 und 30 Bären, darunter einmal eine Mutter mit zwei etwa 2.5 Jahren alten Cubs (bei Bären sind das bereits Teenager, im nächsten Frühjahr wird die Mama sie ins Leben verabschieden).

Das gute Wetter aus Homer hält sich leider nur begrenzt; als wir ankommen ist der Himmel komplett bewölkt, im Lauf des frühen Nachmittags reisst die Wolkendecke aber auf, und wir bekommen schönere Farben und höhere Temperaturen. Während ich zu Beginn des Hikes noch froh um meine Daunenjacke bin, sattle ich wie die meisten Anderen auch nach der kurzen Mittagspause auf T-Shirt um. Für Katmai sind das tolle Bedingungen, und Arabella meint wir hätten den besten Tag seit Wochen erwischt! Also mal wieder ein Hoch auf meine MeteoBlue Wettervorhersage, sie hat mich wiedermal top beraten.

So zufrieden ich auch mit den Ergebnissen des heutigen Tages bin, muss man auch sagen dass es den Trip von 2018 nicht toppt – da hatten wir nicht nur (noch) besseres Wetter, sondern auch noch viel Glück mit den Bären. Einerseits gab es da die Mama mit den 2 kleinen Bären nur wenige Meter nach unser Landung, zum anderen boten die Bären uns viele guten «Posen» (mit gefalteten «Armen» im Wasser, die spielerisch miteinander kämpfenden Geschwister, etc).

Und ich habe das leise Gefühl, dass es unserer Guide fast am Wichtigsten war, dass wir die Hike-Strecke wie geplant absolvieren. Bei den anderen Trips die ich mit Emerald gemacht habe, sind wir wesentlich weniger durchs Land (und vor allem durch Flüsse) gewandert, sondern haben mehr Zeit bei den einzelnen Bären verbracht. Nun macht jeder Guide das etwas anders, aber angesichts dessen dass wir 2 Fusslahme mit eingeschränkter Mobilität dabei hatten, die sich nur Dank ihrer Walking Sticks und tatkräftiger Unterstützung von uns anderen Teilnehmern durch die teils recht ordentliche Flussströmungen gekämpft haben, und es im Einzugsgebiet des Lande-Sees bereits ein halbes Dutzend Bären zum verweilen und beobachten gegeben hätte, bleibt schon die Frage ob man das nicht anders hätte machen können. Andererseits hat sich unterwegs auch niemand beschwert, und der Guide muss nunmal vor Ort die Entscheidungen treffen. Und für mich sowieso kein Grund zum Jammern, es war ein schöner Trip, ich habe tolle Fotos bekommen, und selten war ein kaltes Bier und eine heisse Dusche so schön wie am Ende dieses Tages!

Nächste Bilderserie

Sowohl Guide wie später auch der Pilot sind komplett aus dem Häuschen, dass wir hier «unten» in der Tundra ein Karibou entdeckt haben – die kommen sonst wohl nie so tief in die Ebene herunter.

Aber wir sind ja wegen den Bären hier 🙂

Die Bären-Mama hat einen frischen Lachs gefangen, und teilt brav mit ihren 2 Teenagern, die das Fischefangen noch nicht so richtig im Griff haben (und bislang hauptsächlich bereits tote Fische aus dem Fluss geangelt haben).

Zwischendurch sehen wir auch immer wieder mal Ptarmigan, die alaskanischen Wildhühnchen:

Die Ptarmigans sind echt super getarnt – regelmässig laufen einige von ihnen auf «unserem» Trampelpfad entlang, und man sieht sie oft erst in letzter Sekunde:

Und dann ist es knapp 16 Uhr, wir sind zurück am Flieger, und es geht nach Homer!

Wie die meisten Anderen (inkl. unserem Guide 🙂 ) verbringe ich die meiste Zeit des Rückflugs mit einem Schläfchen – Adrenalin, neue Eindrücke und am Ende doch gute 10km Flusswanderung an der frischen Luft machen doch ganz schön müde!

Unterkunft: Bayview Oasis, 285 Paintbrush Street, Homer, Alaska (via AirBnB)
Gefahrene Km: 34
Schritte: 15’584
Fotos: 1’730