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Nachdem ich das Himmelfahrtswochenende vom 9. Mai bereits mit Freunden in der Nähe von Frankfurt verbracht hatte, wollte ich dieses Jahr endlich einmal die Gelegenheit nutzen und meine alte Uni-Stadt besuchen, die etwa eine Stunde nördlich liegt: Marburg!

Seit meinem Abschluss vor 27(!) Jahren war ich nicht mehr dort gewesen; (fast) alle meine Studienfreunde waren «Zugereiste» und hatten sich damals – wie ich auch – nach erfolgreichem Studienende breit in die Weltgeschichte verstreut. Nur einer war zumindest noch in der Nähe geblieben, der Kontakt hatte sich aber vor einigen Jahren verlaufen – und bei meinen Recherchen bin ich leider nicht fündig geworden, sowohl die Familienwebseite wie auch sein LinkedIn Profil existieren nicht mehr. Ich hoffe einfach mal das heisst, dass er im Lotto gewonnen hat und sie in Spanien das Leben geniessen.

Aber zurück zum Thema – am Sonntag bin ich also nach Marburg weiter gefahren, wo ich zumindest den Nachmittag und kompletten Montag haben werde, um auf den alten Pfaden zu wandeln und festzustellen, was sich seither geändert hat (oder auch nicht).

Ich muss zugeben, bei der Anfahrt über die Autobahn erkenne ich erstmal nicht viel wieder. Mein Hotel, das Vila Vita, liegt sehr schön und lauschig auf einer Halbinsel in der Lahn, ruhig und trotzdem nur 3 Bus-Stationen oder 10-15 Minuten Fussmarsch von der Innenstadt entfernt. 

Wie man sieht ist sowohl die Elisabethkirche, eines von Marburgs Wahrzeichen, wie auch das Marburger Schloss in Sichtweite von meiner Unterkunft.

Am Sonntagnachmittag mache ich am Ende ausser einer ersten Orientierung dann doch nicht mehr viel, und gehe nach einem leckeren Abendessen gegen 23 Uhr für meine Verhältnisse früh zu Bett.

Nach 9 Stunden Schlaf wache ich dann gut ausgeruht aus, und werde von Kaiserwetter begrüsst. Dann gibt es erstmal Frühstück, das hier wirklich ausgezeichnet ist: guter Kaffee, frische Waffeln mit Kirschen & Obstsalat, und danach noch ein frisches Omlette mit allem, das Ganze auf der Sonnenterrasse – ein richtig guter Start in den Tag.

Wie ich mich noch gut erinnere war Marburg schon zu meiner Zeit keine gute Stadt für Autofahrer, daher beschliesse ich den Boliden in der Hotelgarage zu lassen und längere Strecken mit dem Bus zurück zu legen. Über die App des RMV kaufe ich eine Tageskarte für den ÖV, supergünstige 5.35 EUR für einen ganzen Tag im Marburger Tarifgebiet, da kann man wirklich nicht meckern. Die nächste Bushaltestelle liegt keine 5 Minuten vom Hotel weg, und nach kurzer Wartezeit kommt bereits eine Linie die mich zum gewünschten Ort bringt: meinem alten Hörsaalgebäude, dem Audimax.

Hier stellen sich schon erste Änderungen heraus: die ehemals mehrspurigen Zufahrtsstrassen sind mittlerweile auf eine Spur pro Richtung verschmälert und dafür um breite Fahrradwege ergänzt worden; meine alte «Park-Gegend» hat nur noch Anwohner-Parken, und die damals gedulteten Parkplätze auf den Lahnwiesen gibt es auch nicht mehr – offenbar war dafür hier am Wochenende gerade ein Festival, denn als ich ankomme fahren gerade einige grosse Transporter die Bauteile der Bühne ab.

Vor mein altes Audimax haben sie mittlerweile ein zusätzliches Gebäude hingestellt, und das Audimax selbst ist gerade für Energieschutzmassnahmen geschlossen, also sehe ich davon nicht viel. Dafür befindet sich jetzt gegenüber ein Cineplex – ich weiss zwar nicht mehr was früher dort stand, aber definitiv kein Kino!

Von den Lahnwiesen mache ich mich auf den Weg zur «Oberstadt«, der Marburger Altstadt. Marburg ist ziemlich hügelig angelegt, und man kann wahlweise mit dem Oberstadt-Lift bequem oder über 400 Treppenstufen dorthin kommen. Im Lauf des Tages werde ich beide Varianten nutzen – einer der beiden Lifte ist nämlich defekt, und so kann es am Nachmittag schon 5-10 Minuten dauern bis man dran kommt.

Pro memoriam für allfällige künftige Besuche: nur 200 Meter weiter befindet sich das Oberstadt-Parkhaus, das ebenfalls einen Lift hat – und dort kommt man wesentlich schneller dran.

Hier hat früher Carsten, einer meiner Studienfreunde gewohnt - das zentralste Zimmer das man sich vorstellen kann, dafür ohne Bad...

In diesem Gebäude habe ich damals bei Prof. Röpke VWL und Genossenschaftslehre «genossen» 😉 … das Gebäude sieht defintiv noch genauso aus wie damals.

Am Fuss der Oberstadt befindet sich das Institut für Wirtschaftsinformatik im FB02 – hier habe ich viele Stunden als studentische Hilfskraft im PC Pool gearbeitet, eine Stelle die direkt dafür verantwortlich war dass ich nach meinem Abschluss bei Microsoft untergekommen bin. Viele gute Erinnerungen sind hier zuhause, und beim Rundgang ums Gebäude stelle ich fest, dass der PC Pool – «Behelfsschuppen» von damals immer noch existiert, und auch offensichtlich seither nicht umgebaut oder renoviert worden ist 😀

Ich flaniere noch ein wenig die Universitätsstrasse entlang, kaufe bei Rossmann noch schnell Sonnencreme und Wasser, und nehme dann einen Bus zurück in die Innenstadt. Am Oberstadt-Aufzug ist die Schlange inzwischen deutlich länger als am Morgen, und ich nehme die Treppenstufen – damals wusste ich noch nicht / nicht mehr, dass es sich um 400 handelt, sonst hätte ich das vermutlich eher gelassen 🙂 aber am Ende bin ich oben. Nur um die Frau, die in der Schlange vor mit gestanden hatte, gerade aus dem Lift treten zu sehen!

Egal, es geht weiter durch die Altstadt, und von dort hoch zum Schloss. Auch das ist ein steiler Weg, aber er lohnt sich – und da Montags das Museum geschlossen hat sind um diese Zeit nur sehr wenig Leute hier unterwegs, was das Ganze sehr angenehm macht.

Vom Schloss hat man einen schönen Blick auf die Stadt, darunter auch die Kirche St. Johannes – an der gerade gearbeitet wird… ich bekomme schon vom Hinschauen Höhenangst!

Dann doch lieber schnell weiter auf dem «Grimm-dich-Pfad«, der anhand verschiedener Installationen aus den Märchen der Gebrüder Grimm durch einige der schönsten Ecken der Stadt führt. Vom Schloss aus geht es erstmal in den verwunschen wirkenden Schlossgarten (auch hier ist ausser mir kein Mensch), und dann weiter zur Schlossbühne. Diese ist derzeit geschlossen bzw. von einer Probe belegt, ich erhasche aber trotzdem einen schnellen Blick.

Das ist ein Privathaus am Rande der Schlossstrasse .. so kann man also auch wohnen!

Weiter unten am Schlossberg residieren auch diverse Verbindungen.

Als ich wieder unten in der Stadt angelangt bin ist es kurz nach halb eins, und angesichts der hoch stehenden Sonne & bereits absolvierten Kilometer folge ich den Empfehlungen aus wärmeren Ländern, und ziehe mich für 2 Stunden zurück ins Hotelzimmer zur Siesta.

Danach nehme ich nochmals den Bus in die Innenstadt, flaniere an der Lahn entlang, und esse in der Oberstadt ein Eis.

"Der Wolf und die 7 Geisslein" gehören zu den Installationen auf dem Grimm-Dich-Pfad. Ja es sind aktuell nur 6 Geisslein, einer der Köpfe ist noch zur Renovation 😉

Ich bin erst seit knapp 3 Stunden wieder unterwegs, als entgegen aller Wettervorhersagen der Himmel plötzlich anfängt, sich zu verdunkeln. Ich mache mich auf den Rückweg zum Audimax (zu «meiner» Bushaltestelle) und bewundere auf dem Weg noch die für mich neue Uni Bibliothek. Über St. Peter & Paul zieht bereits der Regen auf.

Als ich aus dem Bus aussteige fängt es bereits an zu nieseln, und mit den ersten grossen Regentropfen gelange ich im Hotel an, gerade noch bevor sich alle Schleusen öffnen.

Nach einer Stunde hört es wieder auf zu regnen, hat aber deutlich abgekühlt. Nach kurzer innerer Diskussion mache ich mich aber nicht nochmal auf den Weg, sondern geniesse ein leckeres Abendessen im Hotel. Mein Schrittezähler ist ebenfalls sehr zufrieden mit mir (auch wenn die Apple Watch scheinbar leider keine Höhenmeter aufzeichnet) und so falle ich heute müde und zufrieden ins Bett.

Am Dienstag morgen geniesse ich nochmal das leckere Frühstücksbuffet, bevor ich mich auf den Heimweg in die Schweiz mache. Angesichts von den 6 Stunden, die das Navi als Reisezeit vorhersagt, mache ich keinen vorherigen Ausflug mehr – muss aber auch sagen, dass der Tag gestern prima ausgereicht hat, um eine erste Wieder-Entdeckung meiner alten Unistadt zu unternehmen. Schön war es, und ich bin froh dass ich den Weg hierher eingeplant hatte – es soll nicht das letzte Mal gewesen sein!