Früh am Morgen liegt unser Schiff bereits in Ketchikan vor Anker; allerdings nicht im Hafen direkt, sondern etwas ausserhalb – der Hafen ist bereits mit 3 dicken Cruise Linern besetzt, die vor uns angekommen sind.

Der Kapitän hatte aber schon gestern abend durchgesagt, dass eines der Schiffe bereits am Mittag den Hafen verlassen wird, und er aushandeln konnte dass die Regatta danach an den Pier andocken kann. 
Eigentlich hatte ich für heute in Ketchikan die «Ride the Duck» Tour gebucht, mit der wir in Seattle ja auch schon Spass gehabt hatten. Allerdings hatte ich am Vorabend einen Brief von Oceania in meiner Kabine gefunden, dass diese Tour abgesagt wurde, da sich nicht genügend Gäste dafür angemeldet hatten. Diesen Brief hatte ich allerdings erst kurz vor 19 Uhr gefunden, etwa 10 Minuten bevor die schiffseigene Buchungsstelle für Exkursionen zumacht – also nicht viel Zeit, sich eine Alternative zu überlegen. Ich hatte dann – wirklich kurzentschlossen – angefragt, ob es vielleicht für die Alaskan Bear Adventure Tour noch Plätze gibt, und es gab tatsächlich noch genau einen freien Slot. Das ist ein Wink des Schicksals! 
Den Slot hatte ich dann auch direkt gebucht – obwohl die Anreise zur Beobachtungsplattform mit einem Wasserflugzeug geschieht, wovor ich angesichts meiner Neigung zur Motion Sickness doch Respekt hatte. Eine halbe Stunde Flugzeit hörte sich aber machbar an…
In Ketchikan haben wir heute zum wiederholten Mal auf dieser Reise Glück mit dem Wetter. Ähnlich wie in Sitka gestern gibt es auch hier zwischen 250 und 300cm Regen pro Jahr, und mehr als 300 Regentage. Heute ist allerdings keiner davon, auch wenn es am Nachmittag mal kurz nieselt – insgesamt ist es für hiesige Verhältnisse ein wunderbarer Spätsommertag. 
Ketchikan mit seinen 14’000 Einwohnern ist sehr touristisch ausgelegt, vor allem am Hafen existiert mittlerweile eine Kleinstadt innerhalb der Stadt, die komplett auf die Cruise Liner ausgelegt ist. Mit den 4 Schiffen, die heute hier vor Ort liegen, dürften zwischen 7-10’000 Besucher in der Stadt sein. Die Einkaufsmeile am Hafen hat nur während der Kreuzfahrer-Saison geöffnet, und auch da nur an den Tagen, an denen Cruise Liner anlegen. An sogenannten «No Ship Days» macht man sich nichtmal die Mühe, die Läden und Restaurants hier unten am Pier zu öffnen.  

Meine Tour beginnt heute um 10:45 Uhr, da wir am Morgen aber noch mit den Beibooten an den Hafen übersetzen müssen, ist der Treffpunkt auf dem Schiff bereits um 10:15 Uhr in der Regatta Lounge angesetzt. 

Am Hafen findet sich die 6er Gruppe (mehr passen nicht ins Wasserflugzeug) für das Bear Adventure schnell zusammen, und ein Shuttle Bus bringt uns in 10 Minuten zu dem nahegelegenen Pier unserer Airline. Nach einem kurzen Safety Briefing gehen wir auch schon mit unserem Piloten zum Flieger, in den er uns nach Gewicht austariert einsortiert. Der DeHavilland Beaver bietet Platz für Pilot und 6 Passagiere, und nachdem wir uns in durch den etwas engen Einstieg gezwängt haben sitzt man tatsächlich recht bequem. Jeder Passagier hat einen Fensterplatz 🙂
In einer knappen halben Stunde Flugzeit geht es hinaus zum Margaret Lake; unterwegs bieten sich schöne Aussichten auf die umliegenden Landschaften.

Die Beobachtungsplattform Margaret View liegt grundsätzlich auf der gleichen Insel wie Ketchikan, allerdings gibt es keine durchgehende Strassenverbindung – man kommt nur mit Boot oder Flugzeug dorthin. 

Nach der Landung nimmt uns unser Guide Walter in Empfang, ein gemütlicher Ortsansässiger, der uns erst nochmal über die Verhaltensregeln im Umgang mit Bären aufklärt, und dann mit einem Van die halbe Meile Schotterstrasse bis zur Aussichtsplattform fährt. Dass er ganz selbstverständlich einen dicken Revolver im Schulterhalfter trägt irritiert erst ein wenig, als Rückversicherung ist es aber durchaus beruhigend 🙂
Nach einem anschliessenden kurzen Fussmarsch sind wir endlich an der Bären Beobachtungsplattform, dem Höhepunkt des Tages, und können fast eine Stunde lang den Fluss, die Lachse und vor allem die Bären beobachten. Viel zu kurz, natürlich, aber toll!
Ein junger Bär, etwa ein Jahr alt, kommt als Erstes – er stellt sich beim Fischfang leider nicht sonderlich geschickt an, bleibt dafür aber dann auch fast die ganze Zeit für uns im Blickfeld. 

Zwischendurch taucht ein zweiter, älterer Bär auf, vor dem der Jüngere erstmal flüchtet, der dafür aber auch einiges erfolgreicher ist. Innerhalb von ein paar Minuten fängt der zweite Bär einen Fisch und trollt sich davon. 

Der kleine Tölpel versucht danach weiterhin sein Glück, aber zumindest solange wir da sind hat er leider keinen Erfolg… wie er da so unglücklich im Wasser sitzt würde man den Kleinen am Liebsten einpacken und mit nach Hause nehmen!
Sogar die Vögel haben mehr Glück!

Am Ende unserer Beobachtungszeit taucht dann noch kurz eine Bärenmutter mit ihrem Jungen auf, leider kommen sie aber nicht zum Fluss hinunter. 
Zum Abschluss der Tour fährt uns Walter noch ein kurzes Stück weiter den Weg entlang dahin, wo die Lachse laichen, mehr als ein paar Postkartenmotive von der Landschaft sehen wir dann aber nicht mehr.

Danach geht es zurück zum Pier, und unser Pilot bringt uns gut wieder nach Ketchikan. Beide Flüge waren sehr ruhig und entspannt, und ich hätte meine Motion Sickness Kaugummis vermutlich gar nicht gebraucht (beruhigt hat es dennoch)
In Ketchikan kommt nach einer kurzen Regenphase die Sonne wieder heraus, es wird richtig warm und ist ein angenehmer sonniger Nachmittag. 

Gegen halb sieben am Abend legt das Schiff ab, und die Regatta macht sich auf den Weg nach Victoria in British Columbia, Canada – dort sollten wir nach einem Tag auf See übermorgen vormittag eintreffen; unsere letzte Station vor dem Ende der Kreuzfahrt in Vancouver am 23.8.
Zum Dinner sind wir heute zu neunt im Grand Dining Room – zur Solo Traveller Gruppe aus Irene, Helen, Ursula, Ruth und mir gesellen sich noch Steven und Karen aus London, die wir beim Whale Watching kennen gelernt haben, sowie Al und seine Frau aus den USA. Es wird ein lustiges Essen, und danach fogt die dritte und letzte Jimmy Travis Show in der Regatta Lounge, die wieder ein neues Programm beinhaltet. Zum Abschluss des Tages gibt es im Horizon noch eine Stunde lang ein gut besuchtes Soloprogramm von einem der Regatta Singers mit Orchesterbegleitung, inklusive Cocktail Happy Hour, und gegen 1 Uhr ist der Tag dann zu Ende – insgesamt ein atem-bär-raubender Tag und sicher das Highlights dieser Kreuzfahrt!
Gelaufene Km: 5.34
Gemachte Fotos: 468