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Wir starten entspannt und später als üblich in den Tag, weil das Wetter angeblich im Lauf des Tages besser werden soll. Nach dem Kaiserwetter gestern ist es heute voll bedeckt, dafür aber immerhin nicht so kalt.

Um 8 Uhr gehe ich gemütlich zum Frühstück, wo die meisten meiner Reisekollegen bereits zugange sind, und um 9.30 Uhr holt Marcel uns als die erste Gruppe mit seinem Van ab um uns zu seiner Firma zu bringen. Nach den ersten Metern drehen wir aber direkt erstmal wieder um, damit jeder noch seinen Führerschein holen kann – Stefan meinte zwar, dass das bei ihm noch nie kontrolliert worden sei, aber es ist halt Vorschrift.

In der Verleihfirma fassen wir erst einmal Klamotten für den Tag. Angesichts der tiefen Temperaturen und des andauernden Fahrtwinds auf den Schneemobilen ist gute Kleidung das A und O. Wir bekommen winddichte Overalls, dicke Stiefel, Handschuhe, Helme und auf Wunsch auch Balaklavas und Skibrillen gestellt. In Kombination mit der 600er Woolpower Unterwäsche und Socken, die Stefan im Vorfeld empfohlen hatte, wird es mir tatsächlich den ganzen Tag nie kalt sein.

Dick eingepackt: winddichter dicker Anzug, superwarme Stiefel, dicke Handschuhe, Helm, und die gestern Abend noch gekauften Balaclava und Gesicht/Nasenschutz (dieser ist bei Fahrtwind echt Gold wert):
Das Um-, An- und Ausziehen ist allerdings eine zeitintensive und schweisstreibende Übung, vor allem so lange wir noch im warmen Haus sind, also gehen wir alle zügig hinaus in die Kälte und zu den Scootern.

Die Scooter sind für Touristen in der Leistung gedrosselt, aber immer noch schnell genug. Stefans Renner bringt es in unter 3 Sekunden auf Tempo 100, und fährt locker 130km/h. Auf solche Geschwindigkeiten werden wir es zum Glück nicht bringen, das Ziel für heute ist ein Eingewöhnungstag, da ausser Markus noch niemand in der Reisegruppe Erfahrung mit Schneemobilen hat. Allerdings wird es ein Eingewöhnungstag a la Forster-Reisen werden, aber dazu mehr später.

Lisa ist heute als dritter Guide auch mit dabei:
Jeder Scooter wird von 2 Leuten gemeinsam genutzt, und sowohl der Fahrer- wie auch der Beifahrer-Sitz sind relativ bequem gestaltet und mit Griffheizungen ausgerüstet. Ich werde die Tour heute gemeinsam mit Leslie verbringen, die allerdings schon zu Beginn sagt, dass sie lieber nicht selbst fahren möchte.
Zuerst macht mich der Ausblick auf einen reinen Fahrtag auch ganz happy, weil ich als erfahrener Finnland- und Schweden-Reisender eigentlich gedacht hatte, dass mir das Scooterfahren Spass machen würde. Es stellt sich allerding aus 2 Gründen als ziemlich mühsam heraus:

  1. Meine Skibrille für Brillenträger: als Idee gut, funktioniert aber in der Praxis so gar nicht. Meine Brille beschlägt sofort und andauernd, und dann friert der Belag auch noch an den Gläsern an. Am Ende fahre ich den ganzen Tag ohne Brille unter der Skibrille, was zwar geht, aber angesichts meiner Kurzsichtigkeit sehr mühsam ist. Die Scooter-erfahrenen Kollegen erzählen später, dass das Problem auch mit geschlossenen Helmen oder geschliffenen Gläser-Einsätzen in der Skibrille nicht besser wird – das Einzige das hilft sind Kontaktlinsen.
  2. Snowscooter kann man nur begrenzt kontrolliert fahren. Abgesehen davon, dass man als Anfänger eh zu verkrampft fährt, läuft der Scooter jeder Spurrille in der Piste hinterher. Am Abend werde ich kräftig Muskelkater und Verspannungen in den Schultern, Unterarmen und Händen haben.

Ein erster Halt nach einer halben Stunde, in nicht allzu grosser Entferndung sind Rentiere fotogen daran, unter dem Schnee nach Essbarem zu suchen. Wir bewegen uns langsam und vorsichtig in ihre Richtung für ein paar schöne Aufnahmen.

Stefan bringt sein 600er f/4 Objektiv herüber, das er mir auf der 2023er Reise auch schonmal ausgeliehen hatte. Das ist eines der besten (und mit Abstand das teuerste) Festbrennweiten Objektiv, das Nikon im Programm hat, und auch wenn es mir für den Dauereinsatz zu schwer wäre, nehme ich sein Angebot gerne an damit ein paar Bilder zu schiessen. Ich gebe ihm im Gegenzug mein 100-400er Tele, das ich auf der Kamera hatte, und … es rutscht ihm tatsächlich ungeschickt aus der Hand und fällt in den Schnee! :O

Dem Objektiv passiert dabei nichts, es fällt weich und ist wasserabweisend gebaut, aber in der Sonnenblende steckt tatsächlich ein Riesenschnellball.

Das langsame Annähern und die guten Teleobjektive lohnen sich – die Tiere bleiben ruhig und stören sich nicht an uns, während wir näher herankommen.
Am Nachmittag macht es mir dann langsam mal Spass mit der Scooterfahrerei und ich fasse etwas Vertrauen in die Dinger, dann schaffen Tomas und Jan es auf dem Scooter vor uns, diesen beim langsamen Wenden umzukippen und Jans Fuss darunter einzuklemmen. Hergott nochmal ist das Ding schwer. Zu fünft bekommen wir es dann von seinem Fuss gezogen und es ist ihm nix passiert, aber eben … der Schwerpunkt ist zwar niedrig, aber sooo niedrig dann auch nicht.

Mehr Impressionen von unterwegs:

Eines meiner Lieblingsbilder von heute – ein Rentier im Whiteout:
Gegen 15 Uhr wäre ich dann langsam parat dafür, dass wir zum Ende kommen – bis dahin hat es Spass gemacht, wir essen in einer windgeschützten Ecke unser Fertigessen und trinken Tee aus den Thermoskannen in Marcels Scooter-Anhänger, aber eigentlich hätte ich dann mal genug.
Dass wir mit Schneefall und Bewölkung in einem Whiteout fahren hilft dann auch nicht. Zudem friert inzwischen auch der Beschlag auf meiner Skibrille innen fest und ich sehe fast nichts mehr. Den Beschlag bekomme ich beim nächsten Halt wieder in den Griff, aber ich bin müde und alles ist von der stundenlangen Anpassung verkrampft.

Um 19.00 Uhr tanken wir die Scooter noch für den nächsten Tag voll. Markus darf während der Wartepause den Rennscooter von Stefan probefahren, und beschleunigt dabei so zügig dass eine der Nikons von Stefan aus der Halterung springt und zerschellt. Immerhin finden die Beiden in kurzer Zeit noch die Speicherkarte mit den heutigen Fotos, und damit ist die Sache für Stefan gerettet.

Nach dem Tanken fahren wir die Scooter ans Hotel. Es ist 19.30 Uhr, wir waren neuneinhalb Stunden unterwegs und haben dabei 103 Km auf den Scootern zurückgelegt. Soviel also zum Thema „Eingewöhnungstag“!

Um 20.00 Uhr müssen wir bereits wieder im Stationen zum Dinner sein. Ich besorge schnell eine kalte Cola an der Hotelrezeption, springe unter die heisse Dusche, ziehe mich um und bin pünktlich zum Dinner im Restaurant. Heute gibt es einen Trüffelburger mit Extra Pommes, der erst sehr lecker ist, dann aber leider mit (Spät-)Folgen für den Folgetag aufwartet.

Stefan nimmt den einen oder anderen Hinweis, dass das heute ganz schön heftig war nicht so richtig ernst; tatsächlich ist die geplante Route für morgen deutlich länger. Angesichts des guten Wetterberichts und der Routenplanung hat er als Start bereits 4:50 Uhr ausgegeben. Also sind wir alle gegen 22.30 Uhr im Bett, um bis in ein paar Stunden hoffentlich wieder fit zu sein.

Gemachte Fotos: 542
Zurückgelegte Schritte: 15‘565 (stimmt sicher nicht, die Apple Watch hat wohl das Rütteln beim Scooterfahren als Schritte interpretiert)