Update vom 24.9.: die weiteren Fotos von diesem Tag muss ich auf Grund der grossen Anzahl auf 2 separate Berichte aufteilen. Der erste Teil mit 95 weiteren Bildern ist hier unter Tag 28 – Mehr von Adlern und Bären, Teil 1 zu finden

Obwohl ich erst nach Mitternacht das Licht ausgemacht und den Wecker auf 8.30 Uhr gestellt hatte, bin ich um kurz vor 7 Uhr das erste Mal wach und schaue zum Fenster hinaus, ob sich unten am Fluss schon etwas tut. Ausser den ständig präsenten Möwen und einer Handvoll Jungadler ist aber noch nicht viel zu sehen.

Um 8 Uhr sieht das dann schon anders aus, die Bärenfamilie von gestern (Mama mit 3 Jungen) ist wieder da und fleissig am Fische fangen. Die Vier sollte ich im Lauf des Tages dann noch öfters sehen.

In dem Moment war aber klar, dass man die Gelegenheiten nutzen muss wenn sie sich bieten, also erstmal schnell etwas Warmes übergeworfen und ab auf die Veranda, wo meine Nachbarn Liz & Alan aus UK bereits stehen und berichten, dass sie seit 6 Uhr am Fluss unterwegs gewesen sind.

Nach ein paar Minuten mit ersten Eindrücken lasse ich die Bären vorerst wieder alleine, und gehe erstmal durchs Bad; anschliessend packe ich Kamera und Stativ und wandere den Fluss hoch, der an mehreren Stellen gute Aussichtspunkte auf das verschiedentliche Wildlife bietet.

Als ich mit der ersten Tour fertig bin ist es bereits Mittag, und rund 850 Fotos befinden sich auf der Speicherkarte. Zurück an der Lodge plaudere ich wieder mit den Nachbarn aus England, und wir finden dabei heraus dass die Welt wirklich ein Dorf ist, und voller irrer Zufälle…

Zufall 1: ich erzähle ihnen, dass ich in meiner nächsten Unterkunft in Skagway der letzte Gast in dieser Saison sein werde. Daraufhin meinen sie «du bist aber nicht etwa in der Chilkoot Outpost?», was natürlich genau mein Ziel ist. Es stellt sich heraus, dass sie bis vorgestern ebenfalls im Outpost abgestiegen sind, sie eigentlich schon die letzten Gäste der Saison dort waren und die Besitzerin ihnen erzählt hatte dass jetzt doch tatsächlich noch «ein Guy from Switzerland» nach ihnen kommen würde!

Während wir noch kaum über dieses zufällige Zusammentreffen hinwegkommen erzählt Liz, dass sie sich in diesem Urlaub eine «100-Bären-Challenge» auferlegt haben. Mir fällt dabei ein, dass ich von so einer Challenge bei meinen Planungsarbeiten für diese Reise gelesen hatte – auf einer privaten Webseite der Wildlife Mad Travellers mit Reiseberichten hatte ein Paar ebenfalls mit der eher seltenen Kombination Auto + Hotels (statt den üblichen Wohnmobilisten) den Yukon bereist, und ich habe sehr viele Tipps zu Reiseverlauf und möglichen Unterkünften aus deren Berichten herausgezogen. Und wie es der Zufall 2 will sind das tatsächlich genau die Beiden!

Link zu der Wildlife Mad Traveller Reisewebseite: hier klicken 

Und sie haben mich bzw unsere Begegnung dann in ihrem Reisebericht auch erwähnt!

Unglaublich wie Dinge manchmal einfach zusammenpassen! Nachdem sich das grosse Hallo nach dieser Erkenntnis gelegt hat verabschieden wir uns für den Moment, und ich fahre nach Haines zum Mittagessen. Wie sich herausstellt sind aber wirklich alle Restaurants (ausser der Bude von gestern) wegen Nachsaison nur noch abends geöffnet, und da ich so lange nicht warten will hole ich mir im Rusty Compass ein sehr leckeres Roastbeef Sandwich, einen grossen Kaffee und noch etwas fürs z’Nacht.

Zurück im Chilkoot Haven kümmere ich mich noch um die Reiseplanung für die verbleibenden 5 Tage vor der Heimreise, und als gegen kurz vor 16 Uhr die Lichtverhältnisse schön spätnachmittaglich werden, mache ich mich nochmal auf eine zweite Tour den Fluss entlang.

Während ich zum wiederholten Male «unsere» Bärenfamilie beobachte, kommt ein Tourbus aus Haines mit rund 30 Leuten dazu. Das nervt zwar kurz, weil sich alle auf den gleichen Fleck Aussichtspunkt stellen wollen, aber die Tourbetreuerin bekommt das ruckzuck in den Griff und erzählt dann ein paar interessante Sachen: Mama Bear heisst Speedy und ist 14 Jahre alt. Sie ist genau wie die meisten anderen Bären, die wir hier am Fluss sehen, ge-tagged (der grüne Knopf im Ohr) – das ist manchmal ein Zeichen, dass es sich um einen Problem-Bären handelt, in diesem Fall ist das aber nicht so, sondern die Tiere sind alle Teil einer grossen Migrationsstudie. Die Cubs sind im Januar zur Welt gekommen, und die Tatsache dass Speedy 3 Junge hat bedeutet, dass letztes Jahr ein sehr gutes Lachsjahr war und sie überdurchschnittlich viel zu fressen hatte.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags und Abends sehen wir diverse Bären und Adler, auch noch mehrfach die Vierer-Familie, und so kommen auf den Fotostapel nochmal fast 700 Bilder obendrauf. Da das unmöglich so schnell zu sortieren ist gibt es heute nur eine kleine Auswahl; den Rest werde ich dann in Whitehorse hochladen und – wie bei Tag 18 und den Denali-Fotos – entsprechend darauf hinweisen.

 

 

 Nachdem sie bei Mama Speedy säugen durften, haben die Kleinen einen Milchbart:

Unterkunft: Chilkoot Haven Lodge, Haines, Alaska
Gefahrene Km: 26
Gelaufene Km: 8.8
Gemachte Fotos: 1532