Tag 44 – 26.08.24 Extended
Nach dem kurzen Teaser zu Tag 44, der einerseits dem langen Tag an sich wie auch dem schwachen Internet geschuldet war, kommt hier nun der ausführliche Bericht mit Fotos von meinem doppelten Besuch im Denali Park an diesem Tag.
Ich hatte 2 Tickets mit dem Denali Transit Bus gebucht, einmal um 7:00 Uhr (bis 11:45 Uhr) und dann eine zweite Tour am Nachmittag um 16:30 Uhr (bis 21:15 Uhr), um möglichst viel aus dem vorhergesagten guten Wetter zu machen.
Da man etwa 30 Minuten vor Fahrtbeginn am Bus Depot sein soll, und meine Cabin in der EarthSong Lodge nochmal ein ganzes Stück weiter weg vom Nationalpark liegt, klingelt der Wecker schon um 5:15 Uhr. Ich bin zwar gestern relativ früh ins Bett, konnte aber recht lange nicht einschlafen, und mit 4.5 Stunden Schlaf ist die Nacht am Ende dann doch recht kurz. Ich hatte mir selbst zugestanden, dass ich liegenbleiben würde falls ich komplett KO wäre oder falls es wider Erwarten regnen sollte – denn laut Wetterbericht war von 6-8 Uhr Bewölkung und anschliessend Sonnenschein vorhergesagt.
Nun denn: ich bin relativ fit als der Wecker losbrummt, und es regnet nicht. Also gelten keine Ausreden, aufgestanden und los in Richtung Park!
Ich komme pünktlich am Denali Bus Depot an und positioniere mich aus der Erfahrung von Samstag bereits vorne an der Stelle, wo nachher die Schlange für den Bus gebildet wird. Der Bus wird heute gut voll, am Ende sind nur einige wenige Einzelplätze frei. Zwei Reihen vor mir ist ein Paar mit Kleinkind im Kindersitz unterwegs, die im Lauf der Fahrt zum Wandern aussteigen werden – ein mutiger Ansatz.
Insgesamt ist im Vergleich zu früher auffällig, wie oft im Lauf der 43-Meilen-Tour Leute in den Bussen aus- und zusteigen – bei den früheren Touren war das eine Ausnahme, d.h. wenn ich es da geschafft hatte am Anfang meine Sitzbank für mich zu haben blieb das in der Regel die ganze Fahrt über so. Heute dagegen wechselt im Lauf einer Tour mein Sitznachbar 5 Mal. Ich vermute das liegt mit daran, dass es die langen 8-12 Stunden Fahrtouren nicht mehr gibt, sondern nur noch die kurzen 4.5-Stünder, so dass mehr Leute motiviert sind, zwischendurch auszusteigen und auf eigene Faust den Park zu erforschen.
Unser Fahrer heute morgen heisst Wayne, und ich bin ziemlich sicher dass das der gleiche Wayne ist, mit dem ich letztes Mal in 2018 auch gefahren bin – er ist allerdings deutlich altersmilder geworden, und nimmt Hinweise auf Wildlife dankend entgegen. Nur ein-zwei Mal blitzt der alte Wayne noch durch, als er zB die Leute in den Reihen hinter sich ermahnt sie sollen leiser reden damit er sich besser konzentrieren kann 😉
Mitverantwortlich für die gute Laune allerseits dürfte das tolle Wetter sein – wie so oft hat MeteoBlue Recht behalten, der Morgen ist sonnig und klar.
Bei Meile 9-10 der Parkstrasse kann man (manchmal) den Denali sehen; am Wochenende war nicht viel vom Berg zu erahnen, aber heute ist er – zumindest für ein paar Minuten – glasklar und wolkenfrei. Das ist super selten: die offizielle Leseart des Parks ist, dass nur 30% der Besucher Denali überhaupt zu Gesicht bekommen, aber das ist in der Regel nur eine Teilsicht. Komplett frei ist der Berg so gut wie nie, wir haben heute also wirklich Glück.
Nun aber los mit den Bildern vom Tag:
Nach etwas über einer Stunde kommen wir bei Meile 30 an den Teklanika Rest Stop an. Dort hat es neben der Möglichkeit für einen Bio Break auch eine schöne Aussichtsplattform über den (derzeit sehr wenig Wasser führenden) Fluss.
Kurz danach kommen wir an der nächsten (und ersten richtigen) Tiersichtung an – eine Bärenmama mit ihren 2 Jungen! Sie sind zwar etwas weit weg von uns, aber das tut der Freude keinen Abbruch.
Suchbild: ein brauner Bär ist hier mitten im Foto.
Als wir kurz vor der East Fork Bridge und damit dem Umkehrpunkt unserer Tour sind, taucht linkerhand eine Ausbuchtung zum Abparken auf, die einen tollen Blick auf die Berge und Landschaft bietet. Wayne hält aber nicht an, weil dieser Platz exklusiv für die Tourbusse mit Guide («narrative exploration busses») zur Verfügung steht.
Bei der Rangerstation an Meile 43 angekommen beschliesse ich kurzentschlossen, nicht wie geplant mit dem Bus direkt wieder zurück zu fahren; statt dessen möchte ich den ca. 1 – 1.5 Kilometer den Hügel bis zu der Aussichts-Haltebucht hochlaufen – wenn man schon mal solche Bedingung hat wäre es doch schade, sich das entgehen zu lassen.
Gesagt, getan – es wird Zeit für einen Walk in the Park 🙂
Und eben immer wieder Fotos von unserem tollen Blick auf Denali heute!
Kaum sind die lauten Busse ausser Sicht, tauchen auch die Arctic Ground Squirrels wieder aus dem Dickicht auf. Auch wenn das von den Guides immer etwas belächelt wird, ich mag die Squirrels ja gerne, also gibt’s auch davon Bilder 🙂
Ich bin fast eine Stunde unterwegs bzw oben an der Aussichtsbucht, als der nächste grüne Bus von Meile 43 den Berg hochkommt. Ich stelle mich an den Strassenrand und winke, und er lädt mich ein. Der Fahrer heisst ungelogen Tim, ist seit 25 Jahren im Sommer Tourbusfahrer im Park, und stellt sich als sehr unterhaltsam heraus. Im Gegensatz zu Wayne freut er sich fast mehr über Tiersichtungen als die Besucher, macht also Spass mit ihm.
Unterwegs kommen wir nochmal an der Bärenmama mit ihren Jungen vorbei, dieses Mal etwas näher dran als hinwärts.
Zurück am Denali Bus Depot frage ich Tim beim Aussteigen, ob er heute nochmal eine Tour fährt – was er bestätigt, um 14 Uhr. Das passt eigentlich nicht schlecht; durch meinen Walk in the Park ist es bereits kurz vor 13 Uhr, und ich habe so eine Ahnung dass mein ursprünglicher Plan nicht aufgehen wird. Wenn ich jetzt zurück in meine Cabin fahre, werde ich mich kaum nochmal auf den Weg machen um den 16.30 Uhr Bus zu erwischen.
Ich erkundige mich also am Ticketschalter, ob ich mein Ticket auf 14 Uhr umtauschen kann, aber so einfach geht das leider nicht – ich kann mich aber auf die Warteliste für den 14 Uhr Bus setzen lassen, und wenn die regulären Ticket-Besitzer den Bus nicht füllen, dann kann ich mit meinem vorhandenen späteren Ticket mitfahren.
Also gut – ich trinke erstmal einen Kaffee (das Bus Depot hat eine erstaunlich gute Coffeebar) und halte im Auto einen Powernap, und dann ist es auch schon 13.40 Uhr, und ich kehre zurück an die Abfahrstelle. Es hat ziemlich viele Leute in der Schlange für den 14 Uhr Bus, und ich sehe meine Felle schon davon schwimmen, aber am Ende kommen noch 4 Leute von der Warteliste mit an Bord – inklusive mir 🙂
Noch im öffentlichen Teil der Parkstrasse kommen wir an der ersten Wildlife Sichtung der Fahrt vorbei, einem Caribou – allerdings einem faulen Caribou, es liegt nämlich ganz entspannt am Fluss herum! Aber es sei ihm gegönnt…
Wieder mal am Teklanika Rest Stop…
Viel Landschaft, aber wenig Tiersichtungen! Wir kommem bis zum Umkehrpunkt bei Meile 43, ohne weitere Tiere zu sehen.
East Fork Bridge, Meile 43 – der Himmel hat sich deutlich eingewölkt, und auch Denali ist bei weitem nicht mehr so gut sichtbar wie heute morgen. Es hat sich echt gelohnt, den 7 Uhr Bus zu nehmen!
Wir sind auf dem Rückweg bereits wieder hinter dem Teklanika Rest Stop, also nur noch wenige Meilen vom öffentlichen Teil der Parkstrasse entfernt, und haben ausser dem faulen Caribou auf der Hinfahrt immer noch kein Wildlife gesehen. Tim versucht leicht verzweifelt, uns mit der tollen Landschaft, den Herbstfarben und dem guten Wetter zu trösten, als plötzlich Bären buchstäblich ins Bild kommen! Wieder eine Mama mit 2 jungen Bären, aber eine andere Familie als heute morgen.
Der Bus ist aus dem Häuschen 🙂
Nach dieser Begegnung sind die Leute im Bus alle sehr happy, vergessen sind die ersten 3 Stunden ohne Tiersichtungen. Keine 10 Minuten nach den Bären treffen wir auf ein Caribou, das im Gegensatz zu seinem müden Kollegen heute morgen immerhin fotogen in der Tundra steht.
Tja, und zurück auf der öffentlichen Parkstrasse sehen wir zum guten Abschluss auch noch eine Moose Mama mit ihrem Kalb! Nachdem sie erst erfolgreich Verstecken hinter Bäumen mit uns gespielt haben, laufen sie sogar gemütlich direkt vor uns über die Strasse und verschwinden dann in den Bäumen rechterhand.
Man muss unserem Fahrer sehr zu Gute halten, wie viel Zeit er uns bei diesen Sichtungen gibt – eigentlich müssten wir nämlich schon längst zurück am Bus Depot sein, aber weil er um diese Zeit natürlich keine Anschlussfahrt mehr hat gibt ihm das mehr Flexibilität.
Tim hat sich dankenswerterweise ja sehr geduldig gezeigt mit den ganzen Tiersichtungen am Ende der Tour, und seine Schicht um gute 20 Minuten überzogen, als wir kurz nach 19 Uhr am Bus Depot ankommen. Es war definitiv die richtige Entscheidung, nicht erst den 16.30 Uhr Bus zu nehmen, auch weil der Himmel inzwischen ziemlich eingewölkt hat.
Auf dem Rückweg in die EarthSong Lodge halte ich noch in der 49th State Brewery, und esse sehr leckere Heilbutt Fish & Chips. Nebenbei komme ich noch mit meinem Nebensitzer ins Gespräch, wieder (im besten Sinne) typisch amerikanisch – Jason aus Tennessee besucht seine Tochter Emma, die den Sommer über hier bei einem der Touranbieter arbeitet, und als er meine deutsche Herkunft mitbekommt will er mir sein Lieblingsbier empfehlen.
Eva von der Bar gibt mir ein Versucherle, und es schmeckt .. spannend 😉 Eine Mischung aus Leichtbier und Schokolade, brrr. Ich rede mich damit heraus dass ich schon ein grosser Bier habe und noch fahren muss, und wir plaudern lustig weiter bis die Beiden fertig gegessen haben und sich verabschieden. Man sieht sich vermutlich im Leben nie wieder, aber hat eine lustige Dreiviertelstunde zusammen an der Bar.
Auch noch spannend; unser Tourguide Tim hatte schon davon erzählt: der Besitzer der 49th State hat vor einigen Jahren den Bus gekauft, den Sean Penn für die Verfilmung von «Into the Wild» verwendet hatte, und hier im Hof der Brewery aufgestellt – eine echte Hollywood Requisite!
Was mir auch nicht bewusst war: die EarthSong Lodge liegt an der Stampede Road, und am Ende dieser Strasse beginnt ein 20 Meilen «Trail», der zu der ursprünglichen Stelle führt an der sich der originale Bus befunden hatte, in dem Christopher McCandless versucht hatte in der Wildnis zu überleben. Nachdem einige Leute bei dem Versuch, den Trail zu bewältigen, zu Schaden gekommen waren, hat der Staat Alaska erst vor ein paar Jahren den Bus nach Fairbanks transportieren lassen, wo er gerade restauriert und künftig dann in der University of Alaska Fairbanks ausgestellt werden wird.
Unterkunft: EarthSong Lodge, Stampede Road, Healy, Alaska
Gefahrene Km: 115 (plus 274km im Tourbus)
Schritte: 7’205
Fotos: 1’607
Neueste Kommentare