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Tag 55 und 56 – 06/07.09.24

Wie immer besteht der letzte Tag der Reise hauptsächlich aus Warten, und auch wenn ich mich durchaus darauf freue wieder zuhause zu sein, ist die Hinreise doch immer mit mehr Vorfreude verbunden als die Heimreise.

Am Morgen begrüsst Vancouver mich zum Abschied nochmals mit gutem Wetter.

In der Gold Lounge des Fairmonts nehme ich gegen halb zehn ein leichtes Frühstück, packe die Koffer fertig, und schlage dann noch etwas Zeit tot – der Flieger geht um 13.15 Uhr, mit Boarding ab 12.30 Uhr, also habe ich noch eine Menge Zeit.

Um 11.30 Uhr checke ich im Hotel aus. Das Fairmont befindet sich im internationalen Terminal, und keine 10 Meter vom Hotelausgang entfernt befindet sich ein Priority Schalter von Air Canada für Flüge nach «USA/EU», was natürlich perfekt wäre um meine 2 Koffer direkt und zügig loszuwerden.

Als ich gut gelaunt zum Schalter gehe und meinen Pass vorzeige, ist die Dame etwas irritiert dass ich nach Frankfurt will, und fragt nochmal nach, ob ich direkt dorthin fliegen will. Ja sicher doch? Dann folgt die Auflösung: in Vancouver sind alle Schilder zweisprachig beschriftet, in Englisch und Französisch … und die «EU»sind in diesem Fall die «États-Unis d’Amérique» 😀  Wir nehmen es beide mit Humor, und ich mache mich auf den Weg zum gleichen Business Schalter, an dem ich vor 5 Wochen schon für meinen Inlandsflug war. Von dort aus kann ich dann den ganzen Weg wieder zurücklaufen, da die D-Gates für die internationalen Flüge direkt gegenüber vom Fairmont liegen, aber ich habe ja Zeit.

Die Sicherheitskontrolle geht dieses Mal gut organisiert und recht zügig über die Bühne, wobei mein Kamerarucksack wie immer für einen Wischtest aussortiert wird. Der TSA Mitarbeiter erklärt mir, dass der Body der Z9 auf ihrem X-Ray nur als ein dichter, fester Körper angezeigt wird, und da das Gerät recht gross ist, ist der Wischtest praktisch zwangsläufig.

Direkt gegenüber von der Security liegt die Air Canada Lounge, und da ich immer noch 40 Minuten bis Boarding habe, gehe ich doch nochmal schnell hinein. Interessanterweise kann man mit einem Lufthansa Business Ticket nicht nur in die normale Lounge, sondern auch in ihre «Signature Suites«, ein bedientes Restaurant in einem separaten Stockwerk innerhalb der Lounge. Während ich beim Concierge anstehe, unterhält der sich plötzlich auf Deutsch mit dem vor mir wartenden Kunden – Christian ist ebenfalls ein Deutscher (ehem. München) der seit 20 Jahren in der Schweiz wohnt, und wir haben die gleiche Flugroute vor uns.

Ich schliesse mich der Unterhaltung auf Deutsch an, woraufhin uns der Concierge im Restaurant direkt an einen 2er Tisch platziert, was uns aber beiden okay ist. Wir trinken 2 Gläser Schampus und plaudern über das Leben in der Schweiz, so dass die halbe Stunde kurzweilig vergeht, bis es dann auch schon Zeit zum Boarding ist.

Das Gate ist nur 5 Minuten zu Fuss entfernt, und Air Canada hat den Zugang zum Flieger im Terminal gut organisiert. so dass ich praktisch direkt zu meinem Platz durchlaufen kann. Wir fliegen mit einer 787 Dreamliner, dem gleichen Modell dass ich 2018 auf der Strecke auch schon hatte.

Eines der Gimmicks in der 787 ist dass man keine Plastikschieber an den Fenstern zur Verdunklung hat, sondern eine Folie zwischen den Scheiben eingelassen ist, die auf Knopfdruck elektrisch verdunkelt werden kann. Das ist praktisch für die Crew, da sie auf diese Art mit einem Kopfdruck bei Start und Landung dafür sorgen können, dass alle Fenster durchlässig sind. Für mich hat es den Nachteil, dass die Folien es schwer machen, hindurch zu fotografieren (Reflektionen und vor allem massive Farbverfälschungen in den Aufnahmen)

Wie man an einem meiner beiden Fenster sieht, leidet die Gleichmässigkeit der Folien mit der Zeit aber etwas, ausser im komplett abgedunkelten Zustand – als der Flieger auf «Nachtmodus» umgeschaltet wird, ist es wirklich dunkel in der Kabine.

Nicht allzulange nach dem Start kommt das Essen; zur Vorspeise gibt es Hummus mit Knoblauchbrot und Salat, als Hauptgang habe ich geschmorte Schweinerippchen mit Trüffel-Mac’n’Cheese gewählt. Beides ist erstaunlich lecker.

Nach dem Essen bin ich erstaunlich müde, obwohl es ja erst 16 Uhr kanadische Ortszeit ist. Der Flieger wird abgedunkelt, und ich schlafe knapp 4 Stunden («dösen» trifft es allerdings besser, richtig tief schlafen ist leider nicht drin).

Etwa 2 Stunden vor der Landung werden die Fenster langsam wieder durchlässiger, und wir sehen den Sonnenaufgang. Wie man bei meinem Fenster schön an den Eiskristallen auf der Aussenseite sieht ist es mit -54 Grad saukalt auf dieser Höhe!

Noch ein paar Eindrücke vom weiteren Anflug auf Frankfurt…

Frankfurt ist ziemlich vernebelt an diesem Morgen:

Wir sind in Vancouver mit einer Dreiviertel Stunde Verspätung gestartet; laut Flightradar ist das bei dem Flieger fast üblich, und bei 90% der anderen Flüge dieser Woche war er dann trotzdem ein paar Minuten vor Plan in Frankfurt. Heute sind wir allerdings eine Viertelstunde verspätet, was bei 21 Passagieren im Flieger für ziemlichen Stress sorgt – sie haben alle ziemlich knapp getaktete Anschlussflüge.

Die Crew macht deshalb bei der Landung kurz hintereinander 2 Durchsagen, in denen sie alle Passagiere bittet, nach der Landung noch kurz sitzen zu bleiben, damit diese 21 Leute direkt und als Erste austeigen können. Zu meiner Überraschung (und Freude) klappt das auch tatsächlich!

Ich bin dann auch schnell aus dem Flieger draussen, es ist 8:15 Uhr – Boarding für den Flug nach Zürich ist laut Plan um 9:15 Uhr, also noch mehr als genug Zeit… sollte man denken! Aber Frankfurt zeigt sich heute leider von schlechter Seite, und kombiniert schwache Organisation mit mieser Kommunikation und unfreundlichen und offensichtlich überforderten Mitarbeitern.

Wir sind an den B Gates angekommen, was mich erst gefreut hatte, weil der Weg von dort zu den Schengen A Gates wesentlich kürzer ist als von den Z Gates – als wir im Juni aus New York zurückgekommen sind hat der Fussweg von Z nach A mehr als 20 Minuten gebraucht. Aber im Moment gibt es keine fussläufige Verbindung mehr von den B Gates in andere Bereiche des Flughafens – ich vermute, das liegt an den Umbau- und Vorbereitungsmassnahmen für den Ausbau des Terminal 3, das in 2 Jahren fertig sein soll. Statt dessen reihen sich die Passagiere mit Anschlussflügen in langen mäandernden Schlangen durch eine grosse Halle, von der aus wir in Shuttle Busse gepfercht werden. Busse, von denen wohlgemerkt alle 5-10 Minuten genau einer vorfährt.

Da ich früh aus dem Flieger gekommen bin muss ich nur 2 Busse abwarten, bis ich mitfahren kann; meinen Lounge-Buddy Christian treffe ich dabei auch wieder. Im Bus gibt es natürlich auch keinerlei Infos, der Fahrer lässt uns dann einfach irgendwann an einer Halle aussteigen, die zumindestens an den A Gates liegt. Auch diese Halle ist gestopft voll mit Leuten, da es nur eine Rolltreppe und eine normale Treppe gibt, die nach oben zur Passkontrolle führen. Aus unerfindlichen Gründen blockieren 2 Fraport Mitarbeiter aber die Aufgänge, und lassen (ohne jede Erklärung) nur ab und zu ein paar Leute durch. Als die beiden FraPortler irgendwann abgelenkt sind stürmen die 10 Leute vor mir die Treppe hoch, Christian und ich dann natürlich direkt hinterher. Bei dem Anblick erfährt die eine FraPortlerin eine Spontanheilung von ihrer bisherigen Sprachhemmung, sie ruft nämlich ihrem Kollegen laut zu «Ollie! Ollie, stop them!».  Ollie tut sicher sein Bestes, aber alle die wir schon auf der Treppe sind gehen natürlich weiter.

Weiter geht oben aber auch das Chaos, denn es stehen buchstäblich hunderte von Leuten in 2 abgetrennten Wartereihen zur Passkontrolle. Christian realisiert dann aber dankenswerterweise recht schnell, dass die Beschriftungen an den Warteschlangen nicht stimmen, und wir mit unseren Schweizer Pässen eine komplett freie Spur nutzen können – die superlange Warteschlange sind Amerikaner und andere Rest-of-World Passbesitzer.

Und dann sind wir plötzlich durch, und an den A Gates. Es sind noch 20 Minuten bis Boarding, Christian geht noch shoppen und ich suche schnell die Lounge der LH auf. Zum Duschen reicht die Zeit nicht mehr, aber ich kann mich zumindest schnell etwas frisch machen und ein frisches Shirt anziehen.

Der Flieger nach Zürich boarded am Ende dann doch mit 20 Minuten Verspätung, weil sie erst keinen Piloten für die Maschine finden konnten, aber das löst sich dann erfreulich schnell, und kurz nach 10 Uhr starten wir gen Zürich. Wenn einer eine Reise tut dann kann er was erleben 🙂

Unterwegs nach Zürich:

Und dann sind wir wieder in der geordneten, gut organisierten Schweiz 🙂

Christian war nur mit Handgepäck gereist, wir sagen also noch kurz Farewell und ich gehe zur Gepäckausgabe. Die braucht heute auch, eher untyptisch für Zürich, sehr lange – ich warte fast eine halbe Stunde in der Halle bis meine beiden Koffer auftauchen.

Draussen wartet schon Nachbar Manu auf mich, der mich netterweise heute abholt, und eine halbe Stunde später bin ich wieder daheim.

Obwohl die Nacht kurz war geht es mir jetlagmässig nicht schlecht, am Ende werde ich bis 22 Uhr durchhalten bevor ich ins Bett gehe. Allerdings bin ich dann morgens um 2:30 Uhr bereits wieder hellwach – aber das gehört halt dazu, und nach 2 Monaten in einer anderen Zeitzone dauert es eben ein paar Tage bis man wieder akklimatisiert ist.

Und damit ist diese schöne Reise nun effektiv zu Ende! Super war es, ich habe viele tolle Sachen gesehen und erlebt, und mich auch sehr über die zahlreichen Kommentare und Rückmeldungen zu meinen Tagesberichten gefreut.

Was jetzt noch kommt ist der übliche Epilog, einerseits mit einem kleinen Rückblick auf Bemerkenswertes und ein paar statistische Daten zur Reise, andererseits mit einem Ausblick auf «What’s Next«. Und ich habe einen kleinen Alaska/Kanada Reiseführer angefangen, in dem ich nochmal alle meine Unterkünfte von dieser Reise zusammenfassend Revue passieren lasse; der Bericht sollte ebenfalls in den nächsten Tagen fertig werden.

Also, danke nochmal an meine Mitleser, schön war’s!