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Tag 50 – 01.09.24

Den Wecker hatte ich heute eigentlich erst für 8 Uhr gestellt, aber meine Early Bird Nachbarn sind bereits um 6 Uhr draussen auf der Veranda am herumrumoren, also werfe ich zumindestens mal einen Blick nach draussen. Es ist grau bewölkt, aber regnet immerhin nicht. Im Fluss stehen 2 Fischer (wenigstens nicht mehr als das), von Bären und Adlern ist aber erstmal nichts zu sehen.

Um 7.30 Uhr stehe ich dann nach etwas Dösen auf; draussen kreischt ein Vogel, der sich dann als ein Stellar Jay herausstellt – so einen hatte ich in der ersten Unterkunft in Homer auch schonmal zu Besuch. Der Vogel sieht auf jeden Fall hübscher aus als er sich anhört.

Um halb neun setze ich mich ins Auto und fahre ein wenig die Strasse am Fluss entlang; mein Plan ist nach Haines zum Frühstücken zu fahren, falls ich an der Strasse hier nichts Spannendes finde.

Das Frühstück muss dann allerdings doch noch 2.5 Stunden warten, denn das halbe Dutzend Fotografen mit Teleobjektiven und Stativen am Strassenrand lässt auf gute Motive hoffen. Schnell das Auto abgeparkt und die Kamera geschnappt, und tatsächlich: auch hier ist es wieder eine Bärenmama mit drei Jährlingen.

Die Bären sind (wie gestern abend) am Fischwehr unterwegs; klar – hier ist es am Einfachsten für sie an Fische zu kommen. Wie ich von einem Schweizer Ehepaar aus Davos erfahre, die neben mir stehen, sind das hier Braunbären – der typische Grizzly-Buckel fehlt, und wenn sie mehrfarbiges Fell haben deutet das wohl auf Braunbären hin. Schon wieder was gelernt!

Die Schweizer sind auch schon seit ein paar Tagen hier, und erklären dann auch das Phänomen das ich gestern abend beobachtet hatte. Offenbar findet hier am Fluss eine Lachs-Zählung statt, für die mehrmals am Tag zwei Leute auf das Wehr klettern, die Bären verscheuchen und dann die Fische zählen. Der Typ mit der Tröte gestern abend war also beruflich hier! Ob man so eine Zählung wirklich ausgerechnet an der Stelle machen muss, wo Tourbusse und Besucher aus aller Welt hinkommen um Bären zu sehen, soll mal im Raum stehen bleiben…

Die drei Jungen sind noch ziemlich tapsig und rutschen immer wieder beim Balancieren auf dem Fischwehr ab, was absolut sehenswert ist.

Hier also eine kleine Auswahl an Bärenbildern 🙂

Serie 1/4: Mama geht fischen und die Kleinen tauchen auf

Mama sucht am Wehr (erfolgreich) nach Fischen:

Dann kommen die Kleinen um auch nach dem Rechten zu schauen – erst bei beiden Zwillinge…

…dann noch das dunklere dritte Geschwisterchen:

Hier sieht man schön, wie der vorderste der Kleinen von dem schmalen Steg abrutscht – das passiert allen Dreien mehrmals, sie sind einfach noch sehr fluffig 🙂

Serie 2/4: Bewegungsstudie «Bär fängt einen Fisch»

Serie 3/4: Mama fängt einen Fisch, fängt an zu essen & bekommt Besuch

«Oha, ein frischer Fisch!» – der hungrige Nachwuchs und diverse Vögel, die auch gerne einen Happen ab hätten, lässt nicht lange auf sich warten.

«Okay da kommt der nächste Kleine, höchste Zeit mehr Fische heran zu schaffen». Wobei man sieht, dass keiner der Bären wirklich hungrig ist, da es keinerlei Rangeleien ums Essen gibt. Und Fische hat es hier im Fluss bzw am Wehr mehr als genug.

Serie 4/4: Mama fischt erfolglos, die Kleinen machen Faxen

Bonus: «The Best of Today» in Black & Silver

Inzwischen bin ich schon ein paar Stunden hier, als die Fischzähler antanzen und grossspurig erstmal die Touristen und dann die Bären weg scheuchen. Zu der Zeit habe ich aber eh schon über 1’700 Bilder auf der Speicherkarte, also kein schlechter Zeitpunkt um nach Haines zu fahren.

der sssIn Haines stelle ich dann erstmal fest, dass der Rusty Compass (mein Lieblings-Coffee-Shop vom letzten Mal) Sonntags nur bis 10 Uhr offen hatte. Der nächste gut klingende Laden ist in Skagway, das ist 1.5 Stunden entfernt und braucht eine Fähre. Der dritte Shop auf der Liste hat heute ausserplanmässig geschlossen, langsam mache ich mir Sorgen. Die Chilkat Bakery hat dann aber geöffnet und liegt in der Nähe; leider ist der Kaffee nicht wirklich gut, und das Himbeer Danish ist so babbig süss dass ich wahrscheinlich nach Hause laufen müsste um das abzuarbeiten. Morgen klappt es dann hoffentlich mit dem Rusty Compass!

Auf dem Rückweg zur Lodge nutze ich dann noch den funktionierenden Handyempfang, um für den Dienstag ein Ticket mit der Autofähre nach Skagway zu buchen. Ich hatte lange hin und her überlegt, ob ich den gleichen Weg wie hierher zurückfahren, oder die Fähre nehmen und dann von Skagway aus nach Whitehorse fahren soll.

Aus meinem letzten Reisebericht konnte ich noch die Erinnerung herausziehen, dass die Fähre zeitlich unterm Strich nicht schneller ist – der Weg ist zwar 120 Meilen kürzer, dafür muss man 2 Stunden vor Ablegen am Hafen sein und die Fähre braucht dann auch nochmal eine gute Stunde. Kostenpunkt sind 69 USD für das Auto (der Preis hängt von der Fahrzeuglänge ab, der Kia ist 16.4 Fuss bzw. 5 Meter lang) und 32 USD pro Person, also 101 USD in toto.

Im Gegensatz zum letzten Mal geht die Fähre dieses Jahr aber zu einer früheren Uhrzeit, die mir gut passt – 12:45 statt erst nach 14 Uhr. Damit kann ich hier dann in Ruhe auschecken, der Fährhafen liegt von hier aus auf halbem Weg nach Haines, d.h. es reicht wenn ich hier um 10.30 Uhr losfahre. Damit sollte ich gegen 14 Uhr in Skagway sein, kann dort noch eine Kleinigkeit essen, und mich dann (bei aktuell sonnig-bewölkter Wettervorhersage) auf den hoffentlich schönen Weg nach Whitehorse machen. Inklusive Zeitumstellung wird es dann wahrscheinlich 18-19 Uhr kanadischer Ortszeit sein wenn ich in Whitehorse ankomme, also tiptop.  

Zurück an der Lodge treffe ich auf Mary, die Tochter der Besitzerin, und seit einem Jahr auch Betreiberin der Lodge da sich ihre Mutter zur Ruhe gesetzt hat. Ich spreche sie auf das Internetproblem an, und sie zeigt mir die Installation im Nebenhaus – eigentlich keine komplizierte Sache, 2 Boxen an der Wand und fertig. Ich überzeuge sie, das zu machen was man bei technischen Problemen immer als Erstes versucht: ausschalten und wieder einschalten 🙂 Und tatsächlich habe ich danach so guten Internetempfang, dass ich den Bericht von gestern mit über 100 Fotos sowie diesen hier mit knapp 150 Bildern doch noch erfolgreich und sogar zügig hochladen kann! Wie lange der gute Empfang anhalten wird sei aber mal dahin gestellt. 

Unterkunft: Chilkoot Haven Lodge, Haines, Alaska
Gefahrene Km: 64
Schritte: 3’771
Fotos: 1’740