Tag 21 – 03.08.24
Heute führt mich die Reise von McCabe Creek nach Dawson City:
In der Nacht hat es geregnet; kaum etwas ist gemütlicher, als den Regen aufs Dach prasseln zu hören während man im warmen Bett liegt, also stehe ich heute auch erst nach 9 Uhr auf. Auch wenn sich meine Cabin als «Midway B&B» bezeichnet, ist das «Breakfast» hier wie in vielen anderen Cabins lediglich eine Kaffeemaschine im Zimmer plus ein paar Kleinigkeiten, wie Müsliriegel oder Fruchtsalat in Dosen. Letzten Endes stellen die Meisten eher nur die Infrastruktur bereit, mit der man sich selbst Frühstück machen kann.
Das ist aber auch kein Problem für mich; ich habe noch einen Smoothie im Vorrat und eigene Müsliriegel; das ist zwar überschaubar, aber ist für den Moment ganz gut so. Als ich losfahre ist das Wetter noch etwas durchwachsen bewölkt, es lugen aber schon blaue Stellen zwischen den Wolken hervor.
Nach 40km kommt der erste Stop heute – bei Pelly Crossing befindet sich eine kleine Niederlassung der Selkirk First Nation mit einer der wenigen Tankstellen auf dem Weg. Mein Tank ist noch halb voll und müsste laut Reichweitenanzeige auch noch bis Dawson ausreichen, aber eine der Regeln mit denen ich in Alaska & Co im wörtlichen Sinn immer gut gefahren bin lautet «sobald der Tank nur noch halbvoll ist wird bei nächster Möglichkeit getankt». Das wissen die Leute in Selkirk auch, daher kostet der Liter hier CAD 2.02, aber egal – lieber 5 Dollar mehr fürs Tanken bezahlen als nachher irgendwo liegen zu bleiben!
Hier ist das Wetter mit am Schlechtesten heute:
Den Rest der Reise klart es spürbar auf, es wird sonnig und warm. Das Thermometer zeigt zwar nur 18 Grad, aber in der Sonne ist es definitiv kurze-Hosen-Wetter.
Es hat wenig Verkehr unterwegs; die meisten Fahrzeuge sehe ich, als wir uns an einer 10-15km langen Grossbaustelle anstellen müssen, bis ein Pilotfahrzeug kommt um die Kolonne durch die Baustelle zu lotsen.
Nach der Baustelle kommt wenige Kilometer später ein Campingplatz; dort fahre ich ab, einerseits um die Kolonne loszuwerden, andererseits um heute zum ersten Mal die mitgebrachte Handpress-Espresso-Maschine zum Einsatz zu bringen. Auf den Kaffee in der Cabin hatte ich morgens keine Lust, und bis Dawson kommt kein vernünftiger Espresso-Stand, also kommt die Nanopresso wie gerufen.
Noch ein paar Eindrücke von unterwegs:
Gegen 16 Uhr komme ich in Dawson an, und beziehe mein Zimmer in der Dawson Lodge. Letztes Mal hatte ich im «Bombay Peggy’s» übernachtet, einem ehemaligen Bordell das heute ein sehr schönes B&B ist. In 2018 hatte ich auf Grund der kurzfristigen Buchung nichts anderes mehr bekommen als ein Zimmer mit geteiltem Bad (brrr), dieses Mal hatte ich zum Glück mehr Auswahl.
Der einzige Grund warum ich nicht im Peggy’s abgestiegen bin ist, dass die Zimmer recht hellhörig sind, und im Erdgeschoss ein Pub liegt, der Wochenends bis spät bzw früh am Morgen gut und laut besucht ist … und ich bin am Wochenende hier. Also hatte ich mich für die Dawson Lodge entschieden, die ein hervorragendes 4.9er Rating bei Google hat, obwohl die Fotos im Internet ein wenig Baustellencontainer-Charme versprühen.
Ich bin also durchaus etwas skeptisch bei Einzug, aber das war unbegründet. Ja, die Seitenwand im Bad und Schlafzimmer ist in Wellblechoptik designed, aber die ganze Anlage ist sehr durchdacht, sehr sauber und ruhig angelegt.
Nachdem die wichtigsten Dinge im Zimmer sind schlende ich ein wenig durch den Ort; das Wetter ist hervorragend, und ich finde auch all die Plätze wieder, die ich vorgestern fälschlicherweise noch in Whitehorse gesucht hatte 🙂
Gegen 17.30 Uhr habe ich langsam Hunger und beschliesse, im «Drunken Goat» essen zu gehen; hier gab es beim letzten Mal schon gutes griechisches Essen, und laut den Rezensionen im Internet hat sich das nicht geändert.
Das Einzige was meine Planung kurz ins Schwanken bringt ist ein Schild am Eingang, dass man hier nur bar bezahlen kann – ein Umstand, auf den ich in Dawson noch öfters stossen sollte, und der sich mir vom letzten Besuch nicht eingeprägt hatte. Die Barkeeperin erzählt mir dann aber, dass es 2 Häuser weiter einen Bankautomaten gibt, und damit löst sich das Problem, und ich geniesse meine Weinbeerblätter und einen griechischen Lamm-Wrap mit Salat.
Danach spaziere ich weiter durch den Ort zum Visitor Center; dort möchte ich herausfinden, wie der Strassenzustand des Dempster Highways ist, den ich – bei guten Verhältnissen – morgen gerne befahren möchte.
Der Dempster beginnt als zweispurige wetterfeste Schotterstraße rund 40 km südöstlich von Dawson, und endet 740 km später in Inuvik in den Northwest Territories. Danach folgten bis 2017 im Winter nochmal knapp 200 km Eispiste bis an die kanadische Nordküste, die auch im deutschen TV mit Berichten über die Ice Road Trucker bekannt wurde. Mittlerweile wurde die Strassenverbindung aber ausgebaut, und der Winter 2017 war der letzte mit «Ice Road»-Anbindung.
Eine Fahrt über den Dempster gehört für viele Yukon/Kanada-Reisenden zu den absoluten Höhepunkten, aber die ganze Tour bis ans Nordmeer tue ich mir nicht an (obwohl das schon mal ein Abenteuer wäre) – neben den sehr limiterten Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs würde das auch 4-5 Tage Zeit in Anspruch nehmen, aber morgen will ich doch wenigstens den ersten Teil von 80km bis in den Tombstone Park fahren.
Die Mitarbeiterin im Visitor Center berichtet dass der Zustand bis Tombstone okay ist («okay» für ein Schotterpiste allerdings) und somit werde ich das morgen angehen, zumindest wenn das Wetter nicht noch kurzfristig umschlägt.
Wir plaudern dann noch ein wenig über die Wildfire, die hier zwar weder so häufig noch so heftig sind wie in Alberta, aber sie erzählt dass vor ein paar Wochen die Strasse zwischen Whitehorse und Dawson für über 1 Woche wegen Feuer gesperrt war! Es gibt hier nicht wirklich viele Umfahrungsmöglichkeiten, also gut dass das vor meinem Besuch war. Ich habe heute auf der Fahrt auch einige Streckenabschnitte mit abgebrannten Bäumen links und rechts der Strasse gehabt, aber nicht realisiert dass das wohl erst unlängst passiert war.
Ich bekomme noch eine Faltkarte vom Dempster mit auf den Weg, dann laufe ich zurück in die Innenstadt zu Dawson’s einziger Eisdiele, wo ich mir noch einen Nachtisch holen will.
Man kann sich über die kanadischen Preise (erst recht im hohen Norden) ja zu Recht beschweren, aber das hier ist eine Ausnahme – dieses Monster ist offiziell ein «mittelgrosses Eis mit 2 Kugeln» :O und kostet umgerechnet 5 Euro. Und es ist superlecker!
Danach laufe ich noch ein paar Strassen der Dawsoner Innenstadt auf und ab, um nicht ins Zuckerkoma zu fallen. Hier etwas das man durchaus öfters sieht; ein zum Wohnmobil umgebauter LKW mit deutschem Kennzeichen:
Das «Bombay Peggy’s» hat sich nicht verändert!
Gegen 20.30 Uhr kehre ich ins Zimmer zurück. Schön war es heute!
Unterkunft: Room #3 in the Dawson Lodge, Dawson City, Yukon
Gefahrene Km: 292
Schritte: 7’713
Fotos: 205
Neueste Kommentare