Tag 20 – 02.08.24
Zur besseren Einschätzung der einzelnen Tagestrips, und auf Wunsch von Stammlesern 😉 hier einmal eine Karte mit der ungefähren Gesamtreise im hohen Norden – wobei die letztendliche Route und die Reihenfolge der Orte etc. total vom Wetter abhängen wird, ich habe nur bis Tok in 4 Tagen vorgebucht, danach ist alles «dynamisch» bzw noch zu planen.
Und das hier ist der heutige Tagestrip gewesen:
Das Edgewater Hotel hat sich nicht wesentlich verändert, seitdem ich vor 6 Jahren das letzte Mal hier gewesen bin – es ist immer noch ziemlich hellhörig, und den Wecker hätte ich mir daher nicht wirklich stellen müssen. Aber egal, um 8 Uhr bin ich aus den Federn, gehe durchs Bad und bestelle mir dann an der Rezeption ein Taxi, das auch keine 3 Minuten später schon da ist.
Und immerhin beginnt der Tag schonmal mit gutem Wetter!
Das Taxi bringt mich dann zügig zu Driving Force; meines Wissens nach wie vor der einzige Anbieter von Mietwagen, der zumindest für einige Modelle im Sortiment explizit die Nutzung von Schotterstrassen wie den Dempster Highway erlaubt. Man sieht zwar auf den Holperpisten auch immer Autos anderer Anbieter, aber wenn dort etwas beschädigt wird (was schnell geht, wie ich bei meiner 2018er Tour mit dem Stein in der Windschutzscheibe selbst erlebt habe) dann bleibt man halt je nachdem auf den Kosten sitzen.
Bei der Buchung meines Autos im April hatte ich einen Full Size SUV vorbestellt; Driving Force gibt nur bei SUVs mit Allradantrieb die Freigabe für die ungeteerten Strassen ab. Ich hatte mir zuerst ein Angebot für einen mid-size SUV erstellen lassen, was vermutlich ein kleiner GMC wie in Calgary geworden wäre – mich dann am Ende aber doch für einen Full Size entschieden, auch wenn dieser nur halb so viele Freikilometer hat wie der mid size, und ich am Ende der Reise sicher noch Kilometer nachzahlen muss.
Bei der 2018er Buchung hatten sie mir bei Driving Force ja aus unerfindlichen Gründen ein Doppelupgrade auf einen Premium SUV gegeben, ein 5.70 Meter langes Schiff mit V8 Motor. Soviel Glück habe ich heute leider nicht, es ist tatsächlich ein «normaler» Full Size geworden. Ich hatte wie immer auf einen amerikanischen Boliden gehofft, aber auch das klappt nicht – es ist ein Kia Telluride.
Ich bin erst nicht so ganz glücklich damit, das ändert sich aber im Lauf des Tages – der Kia ist zum einen auch kein Kleinwagen; mit 5 Metern Länge und einem 300PS V6-Motor kommt man gut voran, und die Ausstattung des Südkoreaners ist einfach um vieles moderner und umfangreicher als bei den amerikanischen Modellen. Während mein GMC der letzten 2.5 Wochen einen winzigen Bildschirm und fast keine Extras hatte (obwohl das ja auch ein Neuwagen war) glänzt der Kia mit State-of-the-Art Equipment: durchgängiges grosses Display, Abstandstempomat mit eigenständiger Lenkfunktion, elektrische Sitze, grosses Navi (so dass ich Google Maps nicht mehr ständig bemühen muss), Schiebedach etc. etc.
Ich frage mich allerdings, was für Erdferkel den Wagen vorher hatten – nur 4’000 km auf dem Tacho, aber der Innenraum ist schon ganz schön fleckig und angeschmudelt.Nach einem kurzen Durchgang mit den guten Sagrotan-Tüchern aus Deutschland sieht aber alles schon viel freundlicher aus 🙂
Nachdem ich beim Boliden alles eingestellt habe geht es erstmal zurück zum Hotel; dort packe ich meine Koffer und Rucksäcke ein, und man merkt schon deutlich dass der Kia mehr Platz als der GMC hat. Beim GMC war der Kofferraum mit den beiden Koffern satt gefüllt, beim Kia ist noch deutlich Platz für mehr. Das ist auch gut so, weil jetzt erstmal der Einkauf mit Grundausrüstung ansteht.
Ich steuere zuerst den Real Canadian Superstore an, wo ich ausser einer Kühlbox und Tempos alles von der Liste erhalte. Im benachbarten Liquor Store nehme ich noch zwei 4er Pack Bier mit, und bei Walmart bekomme ich neben der Kühlbox und den Taschentüchern auch noch ein «Emergency Tire Repair Set» für 30 Dollar. Das hatte ich letztes Mal auch schon gekauft, das Set besteht aus einem Mini Kompressor und Reifendichtmittel, womit sich zumindest kleinere Schäden temporär beheben lassen. Der Kia hat auch noch ein Ersatzrad unterm Kofferraum, was heute ja auch nicht mehr unbedingt usus ist, aber ich hoffe mal so für alle Fälle vorbereitet zu sein (und dann toi toi toi hoffentlich nichts davon zu brauchen).
Inzwischen ist es bereits nach Mittag, und ich mache mich auf den Weg nach Norden – endlich!
Das Wetter hat inzwischen etwas eingetrübt, aber abgesehen von ein paar kurzen Schauern bleibt es wenigstens trocken.
Unterwegs:
Mein Ziel für heute ist das 250km entfernte McCabe Creek, das günstig zwischen Whitehorse und Dawson City liegt. Dort gibt es ausser dem namensgebenden Fluss eigentlich nichts, aber ich habe via AirBnB eine Cabin in der Nähe gefunden. Das letzte Mal hatte ich auf diesem Teil der Strecke in Carmacks übernachtet, das etwa 50km vor McCabe Creek liegt, war mit der Unterkunft damals aber unzufrieden.
In Carmacks angelangt halte ich kurz bei Yukon Crossing, einer Brücke mit der wir zum ersten Mal den Yukon überqueren. Es herrscht zu viel Verkehr, um zu Fuss auf die (gehweglose) Brücke zu gehen, aber ich kann schnell die Drohne hochsteigen lassen. Im Hintergrund sieht man auch schön das Unwetter, das im Anzug ist.
Kurz hinter Carmacks gibt es am Coal Mine Campground einen Food Truck mit dem besten Burger der Welt von ganz Carmacks; da es in McCabe Creek nichts gibt wo man Essen gehen könnte, gönne ich mir hier einen (tatsächlich sehr leckeren) Cheeseburger mit Pommes als frühes Abendessen.
Weiter unterwegs…
Gegen 17 Uhr erreiche ich den McCabe Creek, wo eine Baustelle die Brücke über den Fluss besetzt. Ich bin davon so irritiert dass ich erstmal an meiner Abzweigung zur Cabin vorbeifahre, aber ein paar Minuten und einen U-Turn später bin ich wieder auf dem richtigen Weg.
Kathy lebt mit ihrer Familie und (mindestens) 2 Hunden hier draussen, und hat auf dem Grundstück eine Doppel-Cabin angelegt. Ich bin heute aber der einzige Gast. Sie beschreibt mir noch den Weg zum Fluss, der direkt hinter dem Grundstück verläuft, und lädt mich ein mich frei auf dem Gelände zu bewegen und mir anzuschauen was ich mag.
Nachdem ich die Grundausrüstung aus dem Auto in die Cabin gebracht habe, mache ich auch genau das und gehe zum Fluss hinunter. Schön haben sie es hier!
Gegen später setze ich mich noch vor der Cabin auf meinen Sessel, trinke ein Bier und geniesse die Sonne – hier oben ist derzeit noch erst um 23 Uhr Sonnenuntergang, somit fühlt sich 20 Uhr eher an als wäre es noch Nachmittag!
Sage, einer der beiden Hunde von Kathy, besucht mich auf der Veranda weil er dringend gekrault werden muss, macht sich dann aber schnell wieder ab nach Hause.
Mehr Aufregendes passiert bei mir heute auch nicht mehr, und der Abend klingt mit Fotos und Schreiben aus. Morgen geht es weiter nach Dawson City.
Unterkunft: Midway B&B Cabin No. 1, McCabe Creek, Yukon
Gefahrene Km: 268
Schritte: 8’116
Fotos: 157
Das mit der Karte ist ja pfiffig 😁
Immer um Lösungen bemüht 😉😁