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Tag 37 – 19.08.24 (Extended Edition)

Wie im Teaser-Bericht zu Tag 37 bereits angekündgt habe ich das wie vorhergesagt schlechte Wetter am Mittwoch abgewartet, um die rund 1’300 Bilder von diesem Tag durchzusehen und nachzubearbeiten. Hier ist also nun aber endlich der vollständige Tagesbericht!

Für heute morgen um 8 Uhr habe ich die «kleine» 6 Stunden Tour bei Kenai Fjord Tours gebucht – da man eine Stunde vorher bei ihnen im Office zum Check-in sein muss stehe ich um 5:45 Uhr, räume meine Cabin und mache mich auf den Weg nach Seward. Schon auf der Fahrt dorthin ist zu sehen, dass heute tolles Wetter wird – wie gemacht für eine Schiffsfahrt!

Kurz nach 7 Uhr bin ich am South Parking Lot, an dem wie erwartet noch so gut wie nichts los ist. Schnell den Wagen abgestellt und ein Tagesticket gelöst, dann bin ich um 7:10 Uhr am Office von Kenai Fjord Tours – und verstehe jetzt auch, wieso man eine Stunde vorher hier sein soll, es wird nämlich rappelvoll.
Ich habe noch Glück beim Timing und komme direkt vor einem der Shuttlebusse an, so dass ich innerhalb von ein paar Minuten meinen Boarding Pass für die «Orca Voayger» bekomme. Danach stauen sich die Leute bis auf den Vorplatz hinaus:

Gerade auf der anderen Strassenseite gegenüber, in «meinem» alten Motel, befindet sich das «Nature’s Nectar» Café – da ich noch 15 Minuten habe, bis das Boarding am Schiff beginnt, will ich mir noch einen Kaffee holen. Die Leute im Nature’s Nectar sind vielleicht nicht die Schnellsten, aber der Mocha mit hausgemachter Dark Cholocate Sauce ist die Warterei allemal wert!

Ich komme gerade rechtzeitig mit meinem Mocha in der Hand zurück, als der Zugang zu unserem Pier aufgeht, und bin unter den ersten 20 Leuten, die an der «Orca Voyager» anstehen. Das Schiff hat Platz für 150 Passagiere, und wir werden heute komplett ausgebucht sein – offenbar hat das gute Wetter noch viele Kurzentschlossene angelockt.

Die meisten Passagiere vor mir sichern sich schnellstens einen Tisch im Innenbereich des oberen Decks; ich gehe direkt nach draussen – das Schiff hat im Oberdeck eine relativ grosse Aussenplattform, auf dem unteren Deck ist es mehr eine Gangway rund um die Innenkabine.

Hier ist im Moment noch nicht viel los; es ist doch recht kühl bei 7 Grad, und nur die Fotografie-Begeisterten sind hier um sich gute Plätze draussen zu sichern. Ich habe mir gerade einen Sitz ausgesucht, da warnt mich von der Reihe gegenüber jemand, dass die Sitze noch klatschnass von der Nacht sind. Wir kommen direkt ins Gespräch – Caitlin ist mit ihrem Mann Sean und den beiden Töchtern Jordan und Brooklyn aus Kalifornien auf einem mehrwöchigen Roadtrip hier, und ausser Sean sind alle Familienmitglieder begeisterte Fotografen. Wir haben damit direkt viele Gesprächsthemen, und werden uns die nächsten 6 Stunden gut zusammen auf dieser Tour unterhalten.

Nach dem obligatotischen Sicherheits-Briefing und dem mehrfachen Hinweis des Kapitäns, dass das Schiff komplett ausgebucht ist und man doch bitte Sitzplätze an den Tischen innen mit anderen Leuten teilen soll, geht es um 8 Uhr pünktlich los.

Es ist zwar sonnig, aber der Wind auf dem Schiff ist ganz schön biestig – ich bin also sehr froh, sowohl die leichte Daunenjacke wie auch Beanie und Handschuhe eingepackt zu haben.

Als Erstes halten wir an einem Vogelfelsen – hier gibt es einerseits Puffins (wenn auch meistens leider ziemlich weit weg, trotz Tele) und zum anderen die Pseudo-Pinguine Lummen, die ich schon aus Svalbard kenne.

Ein Adler im Überflug, aber leider auch relativ weit entfernt.

Auf dem weiteren Weg kommen wir an einer Gruppe Harbor Seals («Seehunde») vorbei:

Und dann wieder .. mehr Puffins!

Einen Felsen weiter liegen nochmal Seals, aber eine andere Sorte als die Harbour Seals vor kurzem

Und dann kommen wir an jedermanns Lieblingstier – Otter! Leider nur einer, und auch eher weit weg – da hatte ich bei der Tour in Homer tatsächlich mehr Glück, wer hätte das gedacht.

Nach etwa der Hälfte der geplanten Tourzeit gelangen wir um halb zölf Uhr am Gletscher an.

Nochmal ein Otter, der sich etwas zum Lunch gefangen hatte – leider ist das Bild auf Grund der Entfernung nicht ganz scharf.

Wir sind schon einige Zeit auf dem Heimweg zurück zum Hafen, und was haben wir bislang noch nicht gesehen? Orcas und Buckelwale – und siehe da, das Universum hat zugehört und schickt uns noch ein paar schöne Überraschungen.

Als erstes taucht ein Orca Bulle mit einer riesigen Finne auf; am Besten gefällt mir bei der Durchsicht der Bilder, dass auf einigen davon einer der sonst so schwer zu fassen kriegenden Puffins ins Bild «gephoto-bombed» ist 🙂 Manchmal vergessen die Vögel anscheinend, dass sie fliegen können, und rennen statt dessen bei drohender Gefahr auf bzw. halb im Wasser; in Spitzbergen hatten wir solche Fälle ja auch.

Auch andere Schiffe sind aufmerksam geworden, und warten wie wir auf den richtigen Moment, wenn eine Wasserfontäne oder Finne irgendwo durchs Wasser bricht.

Der Orca taucht schemenhaft sichtbar unter unserem Boot durch, und als er auf der anderen Seite ist verabschieden wir uns, und fahren weiter.

Tja, und keine Viertelstunde später bekommen wir auch noch die letzte offene «Position» auf der Liste zu sehen – ein junger Buckelwal tummelt sich in den Gewässern; er ist aber recht scheu, und wir sehen nur kurz die noch relativ kleine Schwanzflosse in unsere Richtung winken. Aber immerhin!

Und dann ist die Tour auch vorbei; wir gelangen pünktlich um 14 Uhr zurück am Hafen an, und ich muss sagen, ich bin nicht traurig dass es nicht für die 8 Stunden Tour gereicht hat. Klar, auf der hätten wir vielleicht noch mehr Orcas oder Wale gesehen, aber das weiss man nie sicher – und angesichts des kalten Winds waren die 6 Stunden jetzt auch genug. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Leute bei der gestrigen Tour bei Regen geschlottert haben müssen.

Am Hafen verabschiede mich von meiner Reisebuddys aus Kalifornien. Das ist eben wie schon oft gesagt das Coole an Reisen in Amerika – man verbringt zusammen unkompliziert und lustig einen halben Tag, tauscht am Ende noch Mailadressen aus, und geht dann wieder seiner Wege.

Ich hole mir nochmal eine Dosis Koffein für die Fahrt bei Nature’s Nectar, und dann geht es los in Richtung Talkeetna.

Nach einer Stunde unterwegs überkommt micht tatsächlich eine recht heftige Müdigkeit; die kurze Nacht, die frische Luft und die Schaukelei auf dem Boot (vom Adrenalin nicht zu reden!) setzen einem dann doch zu!

Am nächsten Trailhead Parkplatz leicht abseits der Strasse fahre ich ab und mache eine halbe Stunde Nickerchen im Auto; danach bin ich wieder fit und fühle mich erholt, also weiter geht’s.

Unterwegs halte ich noch 2-3x kurz an Stellen, bei denen es auf dem Herweg grau-in-grau und nass war – heute macht das schon mehr Spass, aber für längere Abstecher fehlt mir heute die Zeit.

Hinter Anchorage gerade ich sogar 2x in einen Stau, so richtig mit Stillstand und Stop-and-Go – und das in Alaska! Allerdings ist das dann innerhalb von ein paar Minuten vorbei.

Danach geht’s weiter; die Fahrt verläuft entspannt, zwischendurch regnet es mal, wird dann in der letzten halben Stunde vor meinem Ziel für heute wieder besser; aus den Lautsprechern tönt das aktuelle Hörbuch, und die letzten Kilometer vergehen zügig.

Für heute Nacht habe ich mich via AirBnB im «Hobbit House» eingemietet, eigentlich nur wegen des Namens und weil es auf den Fotos so besonders ausgesehen hat. Speziell: man hat zwar ein eigenes privates Badezimmer, das befindet sich aber ausserhalb der Cabin in einem extra Anbau, der 5 Meter entfernt liegt. Normalerweise wäre das ja eher ein No-Go, aber eben, es ist eine spezielle Unterkunft, und für eine Nacht…

Nachdem ich meine Sachen, die ich für die eine Nacht brauche, ins Hobbit Haus geräumt habe unterhalte ich mich noch schnell mit Janice, der die Cabin gehört und die nebenan wohnt. Da es bereits 20 Uhr ist haben in Talkeetna alle Touristen-Restaurants bereits geschlossen, aber nur 2 Meilen von hier entfernt liegt die Denali Brewing Company, die bis 21 Uhr geöffnet hat.

Also nichts wie los, heute abend brauche ich definitiv noch etwas Warmes zu essen!

In der Bewing Company ist wenig los, und ich kann zügig ordern. Ein Groove IPA kommt sofort, die frisch gemachte Pizza ein paar Minuten später. Herrlich!

Langer Tag, warmes Essen und ein Bier – kein Wunder ist man da müde!

Als ich zurück im Hobbit House bin lade ich noch schnell den Teaser-Bericht hoch, da das Wifi aber nicht funktioniert muss ich über mein Natel gehen, dessen Empfang hier draussen auch sehr limitiert ist .. ich packe nur eine Handvoll Bilder zum Text, und bin dann sehr froh, als ich um 23 Uhr ins Bett fallen kann. War wiedermal ein schöner Tag!