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Tag 6 – 19.07.2024

Vorwort zur Berichtsplanung

Ich weiss nicht genau woran es liegt, aber heute nachmittag ist das WLAN hier draussen um Längen schneller und stabiler geworden als gestern. Wahrscheinlich sind alle anderen Gäste gerade am Wandern 🙂 auf jeden Fall konnte ich die Gelegenheit nutzen, den 2. Teil des gestrigen Tages sowie den heutigen Bericht hochzuladen.

Die Tage 7-10 werde ich erneut an einer Stelle mitten in der Natur (und der technischen Diaspora) verbringen – laut der dortigen Betreiber gibt da wiedermal keinen Handyempfang, und Internet vermutlich auch nur in der Lodge / sehr limitiert. Es kann also nochmals zu Verschiebungen in der Berichterstattung kommen…

Aber nun zum heutigen Tag.

Der Wecker klingelt heute um 4:30 Uhr. Man, fühlt sich das früh an. Ein schneller Blick nach draussen zeigt einen ingesamt klaren Himmel mit leichten Wölkchen, also ideal, aber immer noch stockdunkel. Soll ich da wirklich schon los? Da sehe ich im Wald auf dem Weg zum Rockpile Wanderpfad vereinzelte Lichter – es sind also schon Leute unterwegs. Mist, wieder hinlegen ist da echt keine Option. Kurz frisch gemacht und warm angezogen (wir sind hier auf 1900 Metern und es ist nochmal eine ganze Ecke kühler als in Lake Louise) gehe ich los. Meine Reisebekanntschaft von neulich, Mark, hatte mir geraten eine Stirnlampe mitzunehmen, und gut hatte ich die eingepackt – das erweist sich heute als super nützlich.

Oben auf dem Rockpile hat es sicher schon mehr als 40 Leute. Was zum Kuckuck! Es ist doch erst 4:45 Uhr! Mein gestern ausgesuchtes Wunschplätzchen ist schon belegt, aber noch viel blöder – mehr als ein Dutzend Leute sind über die Steinmauern des offiziellen Platzes auf die umliegenden Felsen geklettert, und sind somit von jeder Position aus im Bild. Hmmm.

Ich suche mir dann eine ganz gute Alternativstelle und baue Stativ und Kamera auf; dabei komme ich mit 2 Frauen aus Toronto ins Gespräch, die erzählen dass sie mit dem ersten Bus Shuttle heute morgen hierher gekommen sind, das bereits um 4:30 Uhr unten am Parkplatz angekommen ist. Kein Wunder ist es schon so voll hier.

Hier ein paar Eindrücke – die Leute im Blickfeld habe ich bewusst drin gelassen; meine Planung war, das Bildformat später entsprechend zu beschneiden, was sich am Ende aber als unnötig herausgestellt hat.

Obwohl es um 5:57 Uhr offiziell Sonnenaufgang hat fühlt sich das hier noch lange nicht so an; die Sonne sitzt erstmal noch hinter dem «Tower of Babel», und die wirklich schönen Farben auf den 10 Peaks die wir von hier aus sehen, starten erst so gegen 7 Uhr.

Ironie des Ganzen: die Leute, die mit den superfrühen Shuttle Bussen hierher gekommen sind, hatten ihre Rückfahrt fest mitbuchen müssen, und so gut wie alle hatten sich für Fahrten zwischen 6:00-7:30 Uhr registriert. Das führt dazu, dass es um 7 Uhr schlagartig komplett leer auf dem Plateau wird! Todd, ebenfalls begeisterter Hobbyfotograf aus Utah, der neben mir sein Stativ aufgebaut hatte, ich und noch 3 andere Leute – sonst ist hier niemand mehr! Der Zustand hält zwar nur etwa 10 Minuten an, aber immerhin – und genau in dieser Zeit leuchten auch noch die Berge im Gold der aufgehenden Sonne. Ich mache nochmal einige Dutzend Fotos ohne Leute, die im Bild sitzen, und kann somit die ersten 150 Aufnahmen von vorher mehr oder weniger komplett ignorieren.

Ja ich weiss, schon wieder ein Tag mit Sonnenaufgangsbildern 🙂  aber zum einen ist Lake Moraine meiner Meinung nach der bisher Schönste gewesen, und wenn ich meine Planung anschaue, dann kommen jetzt erstmal keine weiteren Sonnenaufgänge mehr.

Um 7:30 Uhr breche ich dann meine Zelte auf dem Rockpile ab; zum Einen ist der Sonnenaufgang inzwischen wirklich abgeschlossen, zum Zweiten wird es mir langsam wirklich etwas kalt hier, und zum Dritten habe ich für 8:15 Uhr zum Frühstück reserviert.

Im Zimmer gibt es wie immer erstmal eine herrliche heisse Dusche, dann schnell umziehen und rüber in die Lodge. Zum Frühstück gibt es Saft, Kaffee (Cappuccino können sie hier leider nicht) und Würstchen mit Rührei und Bratkartoffeln,

Danach ziehe ich im Zimmer meine Wanderklamotten an, und mache mich auf einen leichten Hike. Eigentlich hätte ich gerne den als «moderat schwierigen» 6km Hike zum Constellation Lake gemacht, aber ich finde erstmal keine Gruppe, die auch dorthin unterwegs ist. Es hat in der Gegend aktive Bärensichtungen, und sobald man sich ein paar Hundert Meter von der Lodge entfernt hat ist man wirklich alleine unterwegs, daher ist Gruppenwandern angesagt. 

Statt dessen, und ehrlicherweise auch weil mir die Müdigkeit der kurzen Nacht zu schaffen macht, gehe ich einen leichten Trail am See entlang. Hin und zurück werden das auch knapp 4 km, aber hier sind überall Leute unterwegs, also hält sich das Wildlife sicher fern.

Das Wildlife hält sich sicher fern? Von wegen! Es ist aber harmlos, 3 Rehe laufen nur wenige Meter entfernt ganz entspannt durchs Dickicht und knabbern an Ästen. Die Fotos sind übrigens mit dem iPhone entstanden, sie waren also wirklich nah!

Der weitere Rückweg…

Den Nachmittag verbringe ich dann erstmal sehr geruhsam – ein ausgiebiges Nickerchen, ein bisschen shoppen im Giftshop, auf dem Balkon sitzend ein Bierchen trinken, Reisebericht schreiben, Fotos durchschauen, etc.

Zwischendurch regnet es sogar mal, aber nur ein kurzer Schauer für 5 Minuten, und die paar Tropfen sind nach kurzer Zeit bereits wieder weggetrocknet.

Heute abend hatte ich bereits für 18:45 Uhr einen Tisch gebucht – es gibt Elchfilet und hinterher eine Creme Brulée.

Eigentlich hatte ich noch vorgehabt, gegen 21 Uhr zum Sonnenuntergang nochmal auf den Rock Pile zu gehen; das Wetter macht mir aber einen Strich durch die Rechung – es donnergrollt vor sich hin, dunkle Wolken am Himmel – das gibt zwar, wie ich von meinem Balkon aus sehen kann, schön dramatisches Licht, aber falls wirklich ein Gewitter kommt möchte ich nicht auf einem erhöhten Felshaufen 15 Minuten von der Lodge entfernt stehen…

Meine «gfrörigen» Nachbarn haben offenbar ihren Kamin eingeheizt – es riecht von draussen plötzlich nach Kaminfeuer, und es steigt Rauch auf.

Wenig später wird der Himmel und das Licht draussen erst so richtig dramatisch, es blitzt und donnert ein Weilchen, aber der Regen geht offenbar am Horizont herunter, hier bleibt es trocken. Um mich herum versuchen auch diverse andere Gäste und Mitarbeiter der Lodge, die Blitze mit ihren Handys oder Kameras einzufangen, ich bin erstaunlicherweise erfolgreich – das erste nachfolgende Bild ist sogar mit dem iPhone entstanden!

Nach dieser kurzen Aufregung verzieht sich das Gewitter aber wieder, und ich verbringe den Rest des Abends gemütlich vor meinem (kalt gebliebenen) Kamin auf dem Sofa, und gehe einigermassen zeitig zu Bett. Morgen muss ich jedenfalls nicht zum Sonnenaufgang aufstehen! Allerdings habe ich Frühstück für 7:30 Uhr vorbestellt, und möchte dann auch zeitig loskommen – morgen geht die Reise ins Cline River Valley, und auf dem Weg dahin liegen – sofern das Wetter mitspielt – einige sehr schöne Zwischenziele.

Unterkunft: Moraine Lake Lodge, Lake Louise, Alberta
Gefahrene Km: 0
Schritte: 11’321
Fotos: 518