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Tag 3 – 16.07.2024

Ich hatte mich gestern ja noch lange mit der Frage herum geschlagen, ob bzw. wann ich noch eine Fahrt mit der Banff Bergseilbahn buchen sollte. Der Wetterbericht für heute hatte gestern den ganzen Tag lang starke Bewölkung prognostiziert – bis ich gestern beim Dinner sass, da änderte sich das plötzlich. Für den Vormittag ist blauer Himmel Sonnenschein und für den Nachmittag leichte Bewölkung vorhergesagt.

Also hatte ich da direkt ins Buchungportal geschaut, und den allerletzten Einzelplatz für eine Fahrt am Vormittag erwischt – gleich die erste Tour um 8:10 Uhr. Wie ich beim Buchen feststelle, muss man neben dem Timeslot für die Fahrt nach oben auch direkt einen für die Rückfahrt aussuchen. Angeblich halten sich die Leute im Schnitt 1:20 Stunde auf dem Gipfel auf, also buche ich eine Rückfahrt für 9:50 Uhr. Da ich heute aus dem Hotel auschecken muss lässt mir das noch genügend Zeit, um nach der Gondelfahrt zurück ins Hotel zu fahren, meine Koffer zu packen und auszuchecken.

Wie gestern schon erzählt sind Parkplätze in Banff knapp, und auch für die Gondel wird überall darauf hingewiesen dass es nur sehr begrenzt Parkplätze gibt und man doch am besten mit dem ÖV anreisen soll. Für die 8:10 Uhr Fahrt sind die Shuttles aber auch noch rar, und da ich ja die erste Fahrt gebucht habe, versuche ich mein Glück. Dabei hilft, dass ich gestern abend um kurz nach 21 Uhr bereits das Licht ausgemacht hatte, und zwar auf 8 Stunden Schlaf gekommen bin, damit aber immer noch um 5 Uhr morgens wach geworden bin. Ein Hoch auf den Jetlag!

Ich fahre wie gestern kurz nach 6:30 Uhr vom Hotel los, und bin um 7:10 Uhr an der Gondel Station. Und ja, meine Planung ist aufgegangen – es hat noch Parkplätze. Jede Menge sogar. Ich bin nämlich der Erste hier!

Kein Thema denke ich, dann trinke ich doch im Starbucks in der Gondelstation einfach noch einen Kaffee. Aber denkste! Der macht nämlich auch erst um 8:30 Uhr auf. Also heisst es einfach ein bisschen Zeit totschlagen, was ich immerhin dafür nutzen kann noch etwas Routenplanung in Google Maps für den Nachmittag zu machen.

Um 7:40 Uhr macht der Starbucks dann doch etwas früher auf, was nicht nur mich freut – es sind inzwischen etwa 20 Leute hier, von denen sich die Hälfte auf das Kaffeeangebot stürzt. Kaum habe ich meinen Becher in der Hand, öffnen die Mitarbeiter der Seilbahn auch die Gondeln für die erste Auffahrt. Obwohl es offiziell erst um 8:10 Uhr losgehen sollte, sitze ich bereits um 7:50 Uhr in einer der 4er Gondeln auf dem Weg nach oben. Der frühe Vogel, etc. etc.!

Es lohnt sich wirklich, die erste Tour am Morgen zu buchen – vor allem wenn man dann noch einen «Frühstart» geschenkt bekommt. Oben auf dem Gipfel angekommen gehe ich im Gebäude direkt in den 4. Stock zur offenen Aussichtsplattform. Ein paar der anderen Besucher verweilen erstmal in einer der Ausstellungen in den Zwischengeschossen, oder gehen im ersten Stock hinaus und machen sich auf den ausgebauten Wanderweg zum Nachbargipfel. Ich habe dafür die Plattform oben zumindest für ein paar Minuten ganz für mich, und auch als nach und nach andere Besucher hier eintreffen bleibt es die nächste halbe Stunde sehr ruhig.  

Die Aussicht von hier oben ist toll, auch wenn das Wetter leider recht diesig ist. Nach etwa 75 Minuten auf dem Gipfel ist es, Frühstart sei Dank, erst kurz nach 9 Uhr, und ich beschliesse eine frühere Abfahrt zur Talstation zu nehmen. Am Ticketschalter kann ich meine 9:50 Uhr Rückfahrt problemlos umtauschen, und bin dann bereits um 9:30 Uhr wieder unten. Inzwischen ist nicht nur der Parkplatz propenvoll, auch in der Station hat es lange Warteschlangen wo wir heute morgen einfach durchlaufen konnten.

Fazit: die Gondel lohnt sich, vor allem aber wenn man bei der ersten Auffahrt mit dabei ist. Gegen später ist es wie überall in Banff einfach zu voll mit zu vielen Leuten.

Ich verlasse den Parkplatz (sehr zur Freude eines anderen Optimisten, der auch mit dem eigenen Auto hier her gefahren ist und bisher vergeblich nach einem Platz gesucht hatte). Da ich noch etwas Zeit habe, mache ich nochmals einen Abstecher zur Surprise Corner, wo ich gestern ja nicht erfolgreich war. Heute dagegen klappt es direkt im ersten Anlauf, und ich bekomme den letzten freien Parkplatz.

Auf dem Weg zurück zum Hotel komme ich nochmal am Banff Sign vorbei, aber es hat bereits wieder eine ordentliche Warteschlange, somit starte ich keinen zweiten Versuch für eine schöne Aufnahme von dort, sondern mache mich auf den Rückweg ins Hotel. Meine Zeitplanung geht auch gut auf, ich packe schnell meine Koffer fertig und verstaue die Siebensachen im Auto, und kann pünktlich um 11 Uhr auschecken.

Dabei stelle ich fest, dass die Kühltasche die ich gestern noch bei Safeway mitgenommen hatte leider undicht ist – im Hotel hatte ich noch schnell Eiswürfel eingefüllt, und auf dem Weg zum Auto war der halbe Koffer bereits nass. Schöner Mist; natürlich habe ich den Kaufbeleg nicht mehr, und wegen 10 Dollar lohnt sich der Umweg eh nicht mehr, aber es ist vor allem ärgerlich dass ich keine Kühltasche mehr habe.

Ich muss dann aber trotzdem nochmal nach Canmore – zum einen will ich den Wagen nochmal volltanken, bevor ich weiter in den Nationalpark einfahre, zum anderen brauche ich eine Speicherkarte für die Drohne – die habe ich nämlich trotz aller Vorbereitung und Checklisten daheim vergessen! In den Nationalparks ist Fliegen zwar eh überall verboten, aber für die Zeit ausserhalb der Parks will ich vorbereitet sein. In Canmore hat es nur einen kleinen Elektronik-Shop, The Source – die sind aber gerade im Umbau und haben nichts Passendes für mich, aber dafür immerhin eine Empfehlung für einen nahegelegenen Supermarkt mit einer kleinen Kamera-Abteilung. Und tatsächlich gibt es dort noch genau eine Karte, die ich natürlich begeistert mitnehme!

Inzwischen ist es 12 Uhr, und es wird Zeit dass ich mich auf den Weg mache. Die nächsten beiden Nächte werde ich in Lake Louise verbringen, ein Ort der noch überlaufener ist als Banff, und berühmt für seinen ikonischen, von Bergen eingerahmten See. Lake Louise ist nur 70km von Canmore entfernt, aber ich folge diversen Empfehlungen aus dem Amerika-Forum und nehme nicht die Schnellstrasse, sondern den fast parallel verlaufenden Bow Valley Parkway 1A, der deutlich more scenic ist, und diverse Aussichtspunkte entlang des Weges hat. 

Nachfolgend also ein paar Impressionen von unterwegs.

Vermillion Lakes – sehr stimmungsvoll wenn das Wasser glatt ist und schön spiegelt, was heute allerdings leider nicht der Fall ist.

Auf dem Bow Valley Parkway:

Backswamp Viewpoint – der Bow River hat wirklich diese unglaubliche Farbe!

Hillsdale Madow Viewpoint – sieht vielleicht nicht nach viel aus, aber der Duft einer blühenden Sommerwiese, der hier in der Luft hängt, lohnt den Stop allemal.

Castle Cliff Viewpoint – inzwischen hat es ziemlich eingewölkt, dementsprechend sieht Castle Mountain nicht sooo eindrücklich aus.

Ghost Mountain Viewpoint – eher zufällig halte ich hier an, der Aussichtspunkt war gar nicht auf meiner Liste, hatte aber einen grossen Parkplatz mit Sicht auf einen leicht verschneiten Berg. Erst nach dem Aussteigen stelle ich fest, dass man von hier auch wieder schön auf den türkisfarbenen Bow River schauen kann, und dass die Bahngleise ebenfalls hier am Fluss entlang führen.

Während ich noch ein paar Bilder mache hört man plötzlich Zuggeräusche, und kurz danach kommt tatsächlich ein Frachtzug ins Bild – perfektes Timing!

Der letzte Viewpoint auf meiner Liste vor Lake Louise ist Morant’s Curve – hier macht der Bow River eine malerische Kurve, die ebenfalls von den Bahngleisen nachgeahmt wird. Neben mir ist eine Reisegruppe, und der Guide erzählt dass das Panorama von Morant’s Curve auf der kanadischen 10-Dollar-Note abgebildet ist. Und interessanterweise ist Lake Louise wohl auf der 20-CAD-Note zu sehen.

Ein schneller Blick in den Geldbeutel zeigt, dass sich die Aussage wohl auf ältere Ausgaben der Banknoten beziehen, auf meinen 10er Scheinen ist das Motiv jedenfalls ganz anders. Eine Familie neben mir beschäftigt sich mit der gleichen Frage, und wir kommen ins Gespräch – dabei stellt sich heraus, dass Mark und Diana aus Ontario beide jeweils deutsche Eltern hatten, und hervorragend und akzentfrei Deutsch sprechen! Auch ihre beiden Kinder im Teenager-Alter gehen jeden Samstag in eine deutsche Schule, um die Sprache zu lernen, sehr cool (auch wenn man das in dem Alter sicher anders sieht :))

Mark ist ebenfalls begeisterter Fotograf; ich hatte vorher schon gesehen, dass er ein Stativ mit Kamera auf die Zuggleise positioniert hatte, aber niemand weiss ob bzw. wann der nächste Zug hier vorbei kommt. Ein anderer Fotograf, der hier aus der Gegend zu sein scheint, erzählt uns dass die Zugpläne für die Frachtzüge nicht veröffentlich werden, da man wohl Angst vor Überfällen hat. Klingt zwar etwas merkwürdig, gerade für Kanada – aber wer weiss!

Aus meinem geplanten kurzen Stop an Morant’s Curve wird so eine gute Stunde angeregtes Plaudern mit Mark und Familie, und wir tauschen sogar noch Nummern zum weiteren WhatsAppen aus. 

Inzwischen ist es 16:20 Uhr; meine offizielle Check-in Zeit ist ab 16 Uhr, also ein guter Zeitpunkt um nach Lake Louise zu kommen. Von Morant’s Curve aus ist das auch nur noch ein Katzensprung bis dahin.

Lake Louise ist erstmal beim Einfahren kein schöner Ort – praktisch alle Abzweigungen oder mögliche Viewpoints sind abgesperrt, um die Besuchermassen einigermassen im Griff zu behalten, und eine Blechlawine wälzt sich in beide Richtungen über die Strassen. Auch die Zufahrt zu meinem Hotel ist abgesperrt, und als ich anhalte kommt sofort ein Mitarbeiter aus einem Wachhäuschen um mich zu begrüssen.

Nachdem mein Name auf seiner Gästeliste steht kann ich natürlich weiterfahren; er erklärt mir noch den Weg zum Parkhaus, wo ich den Wagen abstelle, und dann bin ich da 🙂

Für meinen Aufenthalt in Lake Louise hatte ich mir (unvernünftig, aber schön) einen Aufenthalt im Fairmont Chateau gegönnt – nicht nur das beste Hotel am Platz, aber vor allem das Einzige das direkt am namensgebenden Lake Louise liegt. Und da ich vermutlich nur einmal im Leben hier sein werde, habe ich ein Zimmer der Gold Kategorie genommen, das Fairmont als «Hotel im Hotel» bezeichnet – neu renovierte Räume, ein eigenes Stockwerk & eigene Lifte, und insbesondere einen grossen Aufenthaltsraum, in dem es morgens kostenloses Frühstück, nachmittags Häppchen und den ganzen Tag kostenlose Getränke gibt. 

Für das heutige Dinner hatte ich vor der Reise schon einen Tisch in der Lakeview Lounge gebucht, eines der Restaurants im Hotel. Ich hatte auch um einen Tisch mit Ausblick gebeten, was ich auch bekommen habe – als Alleinreisender bekommt man halt meistens nicht den schönsten Platz, und mein Tisch ist buchstäblich ganz am Ende des Restaurants, was aber kein Problem ist. Ich habe meine Ruhe dort, alles im Blick, und tatsächlich Blick auf den See. Und der Service war auch an dieser Lage ausgezeichnet und sehr aufmerksam.

Was mir nicht bewusst war: die Lakeview Lounge bietet abends primär ein 3-Gänge-Menü an; da ich heute ausser Ananasscheiben und einer Handvoll Trail Mix aber noch nicht viel gegessen hatte, passt das ganz gut.

Nach dem Essen flaniere ich noch am See entlang und schaue schonmal, wo ich morgen den Sonnenaufgang anschauen will. Zurück im Zimmer bearbeite ich noch Fotos vom Tag, da es mittlerweile aber nach 22 Uhr ist und ich todmüde bin, verschiebe ich den heutigen Reisebericht auf morgen, stelle den Wecker auf 5 Uhr, und lege mich schlafen.

Unterkunft: Fairmont Chateau Lake Louise, Lake Louise, Alberta
Gefahrene Km: 205
Schritte: 12’289
Fotos: 482