ca. 12 Minuten Lesezeit | Seitenaufrufe: 5 |

Tag 2 – 15.07.2024

Obwohl es gestern abend dann am Ende doch fast 22 Uhr Ortszeit war, als ich das Licht ausgemacht habe, bin ich kurz nach 5 Uhr morgens hellwach. Das passt aber prima; ich hatte gestern den Wecker auf 6 Uhr gestellt, damit ich morgens zeitig nach Banff komme.

Banff (das Städtchen) ist etwa 22km entfernt, und liegt am östlichen Eingang des Banff Nationalparks. Der Park ist mit 6’500 qkm knapp so gross wie der ganze Kanton Graubünden. Der Ort Banff hat nur rund 8’500 feste Einwohner, bekommt pro Jahr aber über 4.5 Mio Besucher – dementsprechend voll ist der Ort an praktisch jedem beliebigen Tag.

In den Reiseführern wie auch den lokalen Tourismus-Webseiten wird dringend empfohlen, entweder vor 8 Uhr morgens in Banff zu sein, um so noch einen der sehr limitierten kostenlosen öffentlichen Parkplätze zu erwischen, oder am Besten gleich mit einem Shuttle Bus anzureisen. Bezahlte Parkplätze sind ebenfalls knapp, kosten dafür aber auch 45 CAD pro Tag…

Da ich so früh auf bin und die Gegebenheiten noch nicht kenne, fahre ich mit dem eigenen Auto los.

Am Parkeingang kaufe ich erstmal den Discovery Jahrespass; dieser ist vergleichbar mit dem «America the Beautiful» Pass in den USA, und erlaubt 1 Jahr lang beliebig viele Eintritte in alle kanadischen Nationalparks. Obwohl ich alleine im Auto sitze versucht der Ranger-in-Ausbildung mir erstmal einen Gruppenpass zu berechnen, der direkt das Doppelte kosten würde; als ich den hohen Preis nachfrage korrigiert er das dann aber sofort wieder. 75 CAD für einen Einzelpass ist ein guter Preis für ein Jahr, und man unterstützt damit den wirklich wertvollen Dienst der Nationalpark Services an Natur und Umwelt.

Eine Viertelstunde später komme ich in Banff an und steuere den Bahnhof an; hier gibt es den grössten kostenlosen Parkplatz mit 500 Plätzen – das klingt viel, aber bei durchschnittlich 12000 Besuchern pro Tag relativiert sich das schnell. Um kurz nach 7 Uhr ist aber noch sehr viel frei, es stehen vielleicht schon 30 Autos hier.

Ich gehe in Richtung Ortsmitte und orientiere mich erst einmal. Der Ort ist wirklich noch leer und ruhig – wie leer und ruhig das war wird mir erst am Nachmittag richtig klar!

Die Innenstadt wird im Sommer für den Autoverkehr gesperrt (ausser für die Shuttlebusse) so dass man viel Platz zum Flanieren hat.

Einer YouTube-Empfehlung folgend gehe ich erstmal in «Evelyn’s Cafe» einen Cappuccino trinken; der Kaffee ist lecker, der Brombeer Scone dagegen sah deutlich besser aus als er am Ende war.

Nachdem ich die Innenstadt einmal hoch- und wieder heruntergelaufen bin ist es kurz vor halb zehn, und ich mache mich auf den Weg zum nahegelegenen «Brewster Transportation Center». Bei den Brewsters hatte ich heute früh eine Tour gebucht – bei den Banffer Sehenswürdigkeiten im Ort steht eigentlich eine Fahrt mit der Banff Gondola auf den Sulphur Mountain auf Platz 1 der Empfehlungen, leider war für heute morgen aber dort kein Platz mehr zu buchen – am späten Nachmittag hätte es noch Slots, aber da besteht laut Wetterbericht Gewittergefahr.

Also hatte ich mir eine Alternative gesucht: Brewster bietet eine Open Top Tour an, bei der man in einem Cabrio Bus im Stil der 1930er Jahre für anderthalb Stunden zu diversen Sehenswürdigkeiten gefahren wird. Jakob, unser Fahrer und Tourguide, untermalt das Ganze noch mit launigen Erzählungen aus der Historie und persönlichen Anekdoten, so dass sich diese Tour tatsächlich lohnt.

Erfreulicher Bonus: der Bus bietet 20 Sitzplätze, 5 Reihen a 4 Sitze – wir sind heute aber nur zu 11, und das auch noch passgenau in 5 Gruppen, so dass jede Gruppe eine eigene Sitzreihe bekommt. Für die 4-köpfige Familie, die von Jakob auch noch in die letzte Sitzreihe auf der Hinterachse dirigiert wird, ist das vielleicht weniger toll, aber ich bekomme die erste Reihe direkt hinter dem Fahrer für mich alleine – perfekt 🙂

Cascade Mountains

Auch eine Form von Skiabfahrtslauf!

Auch eine Sichtung von unterwegs - man beachte das Nummernschild

Am höchstgelegenen Aussichtspunkt der Tour spendiert Jakob uns überraschend noch etwas (alkoholfreies) zu trinken - Holundersoda, sehr erfrischend!

Mittlerweile ist es 12 Uhr. Heute morgen war ich noch mit langer Hose und Vliesjacke gestartet, inzwischen brennt die Sonne aber bei 27 Grad ordentlich vom Himmel. Ich mache mich auf den Weg zum Auto und ziehe dort erstmal die mitgebrachte kurze Hose an, und überlege was ich weiter machen will. Auf der Open Top Tour hatte ich einige Sachen gesehen, bei denen wir nicht anhalten konnten (zu wenig / zu kleine Parkplätze & zu viele Leute), davon besuche ich jetzt also einige in Eigenregie

Als Erstes geht es zum Ortseingang von Banff, um (wie in jedem Park) das Eingangsschild zu fotografieren. Als ich heute morgen hier vorbei gekommen bin war nichts los, jetzt stehen die Leute Schlange. Ich stelle mich ebenfalls an, und warte eine gute Viertelstunde – manche der Besucher lassen sich nicht davon irriteren, dass ein Dutzend Andere hinter ihnen warten, sondern stellen sich in zig verschiedene Posen und in allen denkbaren Kombinationen der mitgereisten Familienmitglieder hinter/auf/um das Schild auf. Angenehm kanadisch ist aber, dass keiner motzt oder drängelt, alle warten geduldig bis sie dran sind. Ich lasse mir dann nicht so viel Zeit, aber habe am Ende dann auch mein schon fast obligatorisches Banff-Foto 🙂

Danach fahre ich zur Surprise Corner; von dort aus hat man einen tollen erhöhten Blick auf das sehenswerte Fairmont Banff Hotel. Leider hat es am Surprise Corner nur etwa 10 Parkplätze, und obwohl ich gute 10 Minuten dort bin und später noch ingesamt 3x dort vorbei schaue, bekomme ich leider keinen Parkplatz. Vielleicht morgen dann.

Nur wenige Minuten nach Surprise Corner bekomme ich (eigentlich ungewollt) einen Parkplatz am Trailhead für den Tunnel Mountain – so genannt, weil man dort einmal einen Tunnel bauen wollte, der dann aber nie zustande kam. Der Name blieb dennoch :). Der Trail führt über 2km und 300 Höhenmeter, da ich aber nur eine halbe Flasche Wasser dabei habe und die Hitze ganz schön drückt, entscheide ich mich dagegen. Statt dessen fahre ich zurück ins Städtchen, finde auf Anhieb einen Parkplatz (wenn auch bezahlt, 6 CAD für eine Stunde) und trinke einen schönen kalten Eiskaffee.

Beim Herunterfahren von Surprise Corner hatte ich gesehen, dass weiter unten ein Fluss läuft, der Bow River – und von oben sah das noch sehr schön aus; zumal der Bow River und die Bow Falls auch zu den empfohlenen Sehenswürdigkeiten gehören. Auf dem Navi sehe ich, dass ganz in der Nähe von meinem Parkplatz eine Brücke über den Fluss geht, und fahre spontan in diese Richtung. Nach einiger Zeit führt mich die Strasse dann tatsächlich an den Bow Falls Aussichtspunkt, und obwohl ich eigentlich nur vorgehabt hatte, für morgen etwas vorzusondieren, kann ich mir das nicht entgehen lassen als direkt vor mir ein Parkplatz frei wird. Den Bow River Trail laufe ich nur etwa 20 Minuten entlang, aber es ist wirklich eine schöne Ecke!

Inzwischen ist es kurz vor 16 Uhr, ich bin seit 10 Stunden auf den Beinen, Banff ist propenvoll mit Leuten, und ich freue mich langsam auf eine Dusche – also fahre ich zurück zum Hotel, mache vorher aber nochmal einen Abstecher zu Safeway um noch mehr Mineralwasser und eine kleine Kühltasche für die nächsten Tage zu kaufen.

Im Hotel ist dann noch Bilder sichten und Reisebericht schreiben angesagt 🙂 und danach gehe ich nochmal ins hoteleigene Restaurant zum Dinner – das Essen gestern war super, und damit muss ich jetzt nicht nochmal gross durch die Gegend fahren.

Anschliessend mache ich noch Planung für morgen; ich werde das MTN House in Canmore bereits wieder verlassen, und für die nächsten beiden Nächte die Erste von zwei (hoffentlich) aussergewöhnlichen Unterkünften ansteuern: das Fairmont Chateau in Lake Louise!

Unterkunft: MTN House Hotel & Spa by Bandcamp, Canmore, Alberta
Gefahrene Km: 75
Schritte: 10764
Fotos: 223