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Tag 13 – 26.07.24

Wie glaube ich schonmal erwähnt: der Jetlag ist definitiv vorbei. Heute habe ich keinen Wecker gestellt, und wache erst um halb zehn Uhr auf. Schön wenn man mal wieder entspannt ausschlafen kann! Draussen ist es Hell- in Dunkelgrau, aktuell aber immerhin trocken. 

Ich hatte vor einigen Tagen den Twitter-Account von «British Columbia Emergencies» abonniert, und das nasse Wetter zeigt positive Wirkung – den ganzen Vormittag kommen Meldungen herein, wonach in verschiedenen Gebieten die Evakuierungswarnungen reduziert oder sogar ausgesetzt worden sind. Das Thema löst sich zwar nicht so einfach in Luft auf, aber die aktuelle Abkühlung kommt wirklich zur richtigen Zeit.

Kurz nach 11 Uhr breche ich zum Frühstück auf; hier mal noch die gestern vergessene Aussenansicht meiner aktuellen Bleibe:

Es ist heute wirklich deutlich kühler als die Tage bisher; zum ersten Mal seit Ankunft kommen die langen Hosen und der warme Vliespulli für den ganzen Tag zum Einsatz.

Google Maps als meine Standardquelle für Empfehlungen hat 2 gute Optionen in Valemount vorgeschlagen: «Vale Coffee» soll den besten Kaffee im Ort haben, und die «Valemount Bakery» das beste Brot und Gebäck – zumal sie von einem deutschen Bäcker betrieben wird! Allerdings ist die Bakery auf Maps als «vorübergehend geschlossen» gekennzeichnet. Da beide Lokale aber nur 300 Meter auseinander liegen besuche ich einfach beide; den Anfang macht aber «Vale Coffee».

Ich hole mir einen Cappuccino to Go, einen Granola-Beeren-Joghurt und eine Espresso Tart für später.

Danach fahre ich weiter zur Bakery, und es hat sowohl ein paar Autos auf dem Parkplatz wie auch ein Schild, das «vorübergehend offen» signalisiert. In dem kleinen Innenraum hat es etwa 8 Leute, die sich fleissig an einem Teller frischgebackener Zimtschnecken bedienen. Ich bin etwas irritiert weil sie sich die Sachen vom Tresen nehmen und einfach davon laufen, als der Chef des Hauses aus der Küche kommt.

Ich frage ihn ob er wirklich Deutsch spricht, und tatsächlich! Fliessend und akzentfrei; genau wie Mark und Familie von neulich halten auch sie die Sprachtradition hoch.

Er erzählt dann, dass die Bäckerei im Moment effektiv geschlossen ist, weil er und seine Familie ebenfalls aus ihrem Wohnort (der nicht Valemount ist) evakuieren mussten, und aktuell weder genügend Zutaten noch Zugriff auf ihre Backstube daheim haben. Aber für Schneckennudeln hat es heute gereicht, und sie haben beschlossen, für Jasper-Evakuierte zu öffnen, und kostenlos Kaffee, Tee, heisse Schokolade und eben die Zimtschnecken zu verteilen. Er will kein Geld von mir nehmen, auch wenn ich kein Jasper-Vertriebener bin, lässt sich dann aber überzeugen mich etwas ins Spendenglas geben zu lassen.

Zurück in meiner Unterkunft frühstücke ich erstmal in Ruhe:

Danach schaue ich mir dann die Landkarte für mögliche Ziele heute an. Zwischendurch nieselt es immer wieder mal, aber es gibt immerhin keinen Landregen, also will ich schon etwas unternehmen. Während ich noch am Überlegen bin, schickt mir die Vermieterin der Skyline Suite, die direkt im Haupthaus nebenan wohnen, eine Nachricht zur Information: das Mount Robson Visitor Center am Eingang des Jasper Nationalparks hat heute wieder geöffnet!

«Eingang des Parks» ist hier aber mit Vorsicht zu verstehen – von Valemount bis zum Visitor Center sind es ca. 30km, und vom Visitor Center bis Jasper (der Stadt) nochmal gute 100km. Man ist also in keinster Weise in der Nähe oder gar Blickweite des Feuers, nicht einmal das «Jasper National Park» Schild steht in diesem Bereich sondern käme erst 80km später. Die Kanadier sind hier (zu Recht!) vorsichtig und wollen auch keine Gaffer; in den lokalen Nachrichten wurde gestern sogar erwähnt, dass wohl irgendwelche Idioten ihre Drohnen in den Park geflogen und damit die Feuerwehrsarbeiten behindert haben. Ich fotografiere ja selber auch gerne mit der Dohne, aber sowas geht einfach nicht.

Aber gut, hier also die Impressionen von meiner Fahrt in Richtung Jasper. Zwischendurch regnet es auch mal ordentlich, die umliegenden Berge sind in Nebelschwaden und tiefhängenden Wolken gehüllt, und das hat schon auch was. Das Wetter und die Lichtverhältnisse verlangen fast danach, in Silber-Schwarz statt in Farbe widergegeben zu werden – es gibt also  mal wieder ein paar Fotos aus meiner Reihe «Mystische Stimmungsbilder».

So leer sind weder die Strassen noch die Parkplätze auf dem Weg in den Park hinein jemals!

Linkerhand ist das Mount Robson Visitor Center - und gerade aus die Strassenblockade, weiter in den Park hinein kommt man nicht

Auf dem Rückweg nach Valemount lässt der Regen nach und es wird trockener; ich nutze die Gelegenheit und suche mir zweimal einen Parkplatz abseits, um die Drohne in die Luft steigen zu lassen und ein paar Eindrücke aus anderer Perspektive zu bekommen.

Zurück in der Suite werfe ich nochmal die Waschmaschine an – ursprünglich hatte ich die Unterkunft hier auch deswegen gebucht weil sie Waschmaschine & Tumbler hat, aber der «Waschtag» hat sich dank Ravenhill ja schon grösstenteils erledigt. Ein paar Sachen aus den letzten Tagen habe ich aber doch, also erledige ich das noch nebenher während ich die Fotos durchschaue.

Um 19 Uhr wird es Zeit für Dinner; gestern hatte ich noch schnell selbst etwas gekocht, aber heute bin ich wieder parat für Auswärts – der Caribou Grill hier im Ort hat ein 4.6er Rating, also probiere ich das doch mal aus.

Da ich heute noch nicht viele Schritte zusammen habe, und es derzeit trocken ist, beschliesse ich zu Fuss zu gehen. Der Caribou Grill ist am anderen Ende von Valemount downtown, was 1.5km entspricht 🙂 Hinwärts halte ich noch ein paar Impressionen der Innenstadt fest, und auf dem Rückweg werde ich mit ein paar stimmungsvollen Bildern zum Sonnenuntergang belohnt.

Unterkunft: Skyline Suite, 1455 6 Ave, Valemount, BC (via AirBnB)
Gefahrene Km: 104
Schritte: 6’182
Fotos: 147