Auch heute starten wir (wie immer) früh – der Wecker klingelt um kurz vor halb sechs, Abfahrt um 6 Uhr. Für unsere Gruppe geht es heute in die «Scavenger Hide«, der wohl rudimentärsten Hide die wir bei dieser Reise haben werden. Es gibt das übliche Fotoglas und 4 Stühle, ansonstem bietet der Raum aber keinen weiteren Platz.
Die Scavenger Hide liegt nicht an einer Wasserfläche, sondern überschaut einen Platz auf dem Morgens unter einem Gitter ein ordentliches Stück tiefgefrorenes Fleisch vergraben wird. Das entspricht zwar nicht dem reinen Gedanken der Wildlife Fotografie, aber auf diese Art erhöht man die Chancen deutlich, hier Geier und Schakale sehen zu können.
Leider funktioniert aber die Klimaanlage/Lüftung in der Hide nicht gut, so dass unsere Scheibe ruckzuck von innen beschlägt. Wir verbringen einen guten Teil der ersten anderthalb Stunden mit wiederholtem Scheibenputzen, haben dafür aber immerhin mehr Erfolg bei den Sichtungen als die andere Gruppe.
Im Lauf der 3 Stunden sehen wir dann auch 2 Schakale und 1 Geier, sowie 2 Krähen und mehrere der schönen blauen Sperlinge. Sowohl mit dem Sperling wie auch den Krähen gelingt es mir, ein Foto von Mike O nachzuempfinden – die andere Gruppe war vor 2 Tagen schon hier in der Hide, während wir auf dem Game Drive zu den Giraffen waren, und Mike hatte einen blauen Sperling sehr schön auf dem vom Sonnenaufgang rot beleuchteten abgestorbenen Ast sitzend einfangen können.
Ausserdem habe ich Glück mit einem Hornbill, der seine Reflektion in unsere Scheibe für einen Rivalen hält und fotogen herangerannt kommt.
Am Ende habe ich zwar nicht ganz so viel aus dieser Hide mitgenommen wie ich gehofft hatte, weil die Schakale und Geier sich nicht wirklich um das Fleisch gestritten haben, beim Durchschauen der Fotos zurück im Hotel finde ich aber doch einige Sachen mit denen ich super happy bin.
Um 12 Uhr ist unser 2. Bilder Review mit Marsel. Ich nehme dieses Mal ein Bild mit, mit dem ich nicht wirklich zufrieden bin, das aber Potenzial hat und mit dem ich gerne so umgehen würde dass ich hapy sein kann – den gähnenden Löwen aus dem gestrigen Bericht. Zur Anschaung hier einmal das unedierte Original und das Ergebnis.
Die Sitzung war auch wieder super nützlich und ergiebig – zum einen muss ich mich wirklich mehr mal mit Photoshop beschäftigen, das viel mächtiger ist als Lightroom, zum anderen gehört neu SilverFX in meine Werkzeugkiste (damit wurde das Ergebnis des gähnenden Löwen in schwarz-weiss erzielt).
Nach dem Review gehen die meisten auf ihr Zimmer, nur Rich und die beiden Mikes nehmen Mittags auch noch einen Lunch. Nach einem Nickerchen geht es um 15 Uhr zur 2. Nacht in der Tamgodi Hide, unserer Luxus Hide der ersten Nacht, und unserer ingesamt vorletzten Hide Nacht auf dieser Reise.
Und im Gegensatz zur letzten Hidenacht in Umgodi hat es diese Nacht wirklich in sich!
Schon bei Ankunft sehen wir im späten Nachmittagslicht eine Herde Nialas und Impalas nicht weit von der Hide entfernt grasen, und tatsälich kommen 2-3 Tiere bei uns trinken.
Kurz vor Sonnenuntergang um ca. 17 Uhr kommt ein Büffel ins Blickfeld, und dann nochmals drei hinterher. Wir sind begistert, als noch ein 5. und 6. kommt, aber dann hört es gar nicht mehr auf!
Am Ende haben wir eine ganze Herde von geschätzt 80 Tieren auf dem Platz vor uns! Im Gegensatz zu den meisten anderen Tieren halten Büffel an der Wassergrenze nicht an, sondern laufen ungeniert ins Wasser rein. So ist in kürzester Zeit der Teich vor uns voll mit Büffeln, die uns dabei auch die ganze Scheibe vollsauen.
So ein Büffel wiegt gerne mal 800 kg und ist ein Riesenvieh, aber wenn dutzende davon sich vor einem im Blickfeld herumschubsen ist das schon sehr eindrücklich…
Nach einer guten Stunde zieht die Herde dankenswerterweise von selbst weiter. Wir machen erstmal eine grössere Putz-Session der Scheibe, danach sind wir aber schnell wieder einsatzbereit.
Es tut sich zunächst nichts weiter, also essen wir nach und nach unsere mitgebrachten Dinner so dass immer mindestens 1 Person in der Hide auf Wache ist.
Gegen 21 Uhr überlege ich zum ersten Mal laut, mich ein paar Stunden hinzulegen. Keine 10 Minuten später taucht ein Elefant auf! Er bleibt zwar nur kurz, etwa anderthalb Minuten, aber was für eine Freude ihn aus nächster Nähe so ungestört beim Trinken beobachten zu können.
Eine Stunde später, ich überlege wieder laut, mich hinzulegen – da taucht ein Schakal auf. Obwohl das Räuber sind, sind Schakale super nervös und kommen fast nie an die angelegten Wasserlöcher zum Trinken. Unserer macht das leider auch nicht, umkreist unseren Berich aber immerhin zweimal, so dass ich zumindest eine Chance auf ein Foto aus der Ferne habe – eine schöne Ergänzung zu unseren Bildern von heute morgen.
Nachdem das Adrenalin wieder abgeklungen ist nehme ich zum 3. Mal Anlauf, ins Bett zu gehen, und hänge meine Brille an der Kamera fest – da sagt Raoul neben mir „ah, ein Büffel“. Und tatsächlich kommt genau in dem Moment ein Büffel ins Blickfeld. Wir haben für heute zwar alle eigentlich schon genug Büffel gehabt, aber ein schnelles Foto geht dann doch.
Danach lege ich mich aber wirklich endgültig flach – ich habe heute die Wach-Schicht ab 4 Uhr, und auf diese Art kann ich vielleicht noch knapp 5 Stunden Schlaf bekommen.
Im Lauf der Nacht springt noch ein paar Mal der Warner für Grosswild an, aber es sind immer nur einzelne Büffel, für die heute keiner von uns nochmals aufsteht.
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