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Vorweg: dies ist ein reiner Textbericht zum Hintergrund meines Umzugs auf die neue Platform, und den Problemen auf die ich dabei gestossen bin. Das mag nicht für jeden sooo interessant sein 😉

Wie alles begann
Als ich in 2015 die Gelegenheit für eine längere Reise im Rahmen meines Sabbaticals hatte kam schnell die Frage auf, wie man Freunde und Familie während knapp 3 Monaten Reisezeit auf dem Laufenden halten kann. Ich hatte in der Vergangenheit schon Online Reisetagebücher für mich gepflegt, deren Anbieter aber oft genauso schnell wieder vom Markt verschwunden waren wie sie aufgetaucht sind. Ich glaube heute gibt es keine der Platformen mehr, die ich damals genutzt hatte.

Die naheliegende Lösung war dann ein eigener Reiseblog, allerdings nicht um ein grosses «öffentliches» Publikum zu erreichen, sondern wirklich primär für Freunde, Familie und natürlich auch für mich selbst. Nach etwas Internetrecherche hatte sich dann schnell «Blogger» als Lösung herauskristallisiert, die Blog-Platform von Google. Die grossen Vorteile von Blogger waren (und sind) – eine professionelle Platform, auf der man sofort ohne grosse Vorarbeiten loslegen kann, für die man keinerlei Kenntnisse in HTML Codierung o.ä. benötigt, und das Ganze auch noch kostenlos. Sogar eine Option, den eigenen Blog nicht von Suchmaschinen finden zu lassen, gibt es. Perfekt!

Blogger hat dann wirklich gute Dienste geleistet, und mir von 2015-2023 als verlässliches Reisetagebuch bei meinen längeren Reisen gedient. Die grosse Sabbatical Reise mit 76 Tagen hätte dutzende Fotobücher gebraucht um das ähnlich ausführlich zu dokumentieren, und mit Blogger gab es eine superangenehme Online-Alternative, die ich dazu relativ problemlos direkt während der Reise jeden Tag «live» pflegen konnte.

«Das Bessre ist der Feind des Guten…»
Warum also überhaupt wechseln? Nun, der grosse Vorteil von Blogger – die einfache und schnelle Nutzung – impliziert auch den grössten Nachteil: eingeschränkte Flexibilität und wenig Gestaltungsmöglichkeiten. Auch wenn ich nach wie vor keine Ambitionen habe, den Blog ausserhalb der Grenzen von Family & Friends auszubauen, sieht man in vielen anderen Reiseblogs doch tolle gestalterische und funktionale Optionen, die ich auch gerne hätte – was bei Blogger aber schlichtweg nicht möglich ist.

Die neue Platform
Im Februar 2024 hatte ich mich mal wieder mit dem Thema befasst, und zufällig auch gerade mehr Zeit als sonst, und begann mich intensiver einzulesen. Seit 2015 haben sich die verschiedenen Content-Management-Systeme (CMS) mit denen man selbst Webseiten aufbauen und pflegen kann, auch massiv weiterentwickelt – man kann mittlerweile sehr viel mit visuellen Editoren erledigen, und muss weder HTML noch CSS programmieren können um sich innerhalb der Möglichkeiten des CMS auszutoben.

Meine Wahl fiel dann schnell auf WordPress, ein kostenloses Open-Source-Projekt das bereits seit 2003 akiv ist und bei mittlerweile (so man der Statistik glauben kann) über 800 Millionen Webseiten zum Einsatz kommt.

Der Plan
«Ist es nicht ein irrer Aufwand, nach 8 Jahren die eigene Webseite auf eine komplett neue Platform umzuziehen?» Diese Frage stand natürlich von Anfang an im Raum, und auch wenn ich den Blog ja immer nur gelegentlich genutzt hatte, so umfasste mein Blogger zu dem Zeitpunkt 168 Posts mit über 7’000 Fotos. Und das ist definitiv zu viel für eine manuelle Migration!

Zum Glück versprachen mehrere Artikel und Plug-Ins (kleine Programme, die Zusatzfunktionen in WordPress einbauen) problemlose Abhilfe dank einer automatisierten Migration von Blogger. Und trotz jahrelanger Erfahrung mit IT Projekten hatte ich dem geglaubt 🙂

Die Realität
Bei einer eigenen Webseite muss man vieles, das Google einem kostenlos anbietet, gegen Geld selbst organisieren – angefangen bei einem Hosting Anbieter auf dessen Servern die eigene Webseite nachher laufen soll. Hier hatten mich mehrere Berichte und Recherchen zu Hostinger.de geführt, eine Firma die in Litauen sitzt, aber in Einklang mit EU Auflagen voll GDPR-konform arbeitet, schon seit 20 Jahren am Markt ist und für einen verhältnismässig günstigen Preis viel bietet, was auch in tausenden sehr guten Nutzerfeedback reflektiert ist. Dazu gab es auch noch meine Wunschdomäne «timmsreisen.de» fürs erste Jahr kostenlos dazu.

Tatsächlich hat sich Hostinger auch als sehr gute Wahl erwiesen, und die ersten Schritte inkl. der automatischen Einrichtung meiner neuen Domain und der 1-Klick-Installation von WordPress waren schnell erledigt.

Und dann habe ich mich an die Blogger-Migration gemacht. Es gibt 2 Plug-Ins am Markt für diesen Zweck; einmal das kostenlose Import Plug-in, das bereits in WordPress enthalten ist, und das kostenpflichtige Blogger Importer Extended.

Ich habe natürlich zunächst das eingebaute Plug-in genutzt, und voller Freude gesehen wie sich der vorher leere Bereich an Posts in kurzer Zeit mit den kompletten 168 Beiträgen von Blogger gefüllt hat. Sogar Leser-Kommentare etc wurden mit importiert, klasse! Die Ernüchterung folgt aber schnell: von den 7’000+ Bildern waren nur 40(!) in der WordPress Media Library angekommen, d.h. meine Posts laden nach wie vor die Fotos von der Google-Webseite. Das war aber nicht die Idee!

Nach mehreren (vergeblichen) Versuchen, das Plug-in durch Neustarts dazu zu bringen, auch die restlichen Bilder zu importieren, gebe ich mich geschlagen und investiere 25 USD für einen Monat Nutzung des zweiten kostenpflichtigen Plug-Ins – immerhin loben viele Renzensenten, dass ihnen dieses Plug-in bei genau diesem Problem grosser Bilder-Imports geholfen hätte. Und zunächst ist die Freude auch gross, als nach und nach dutzende neue Bilder in der WP-Library auftauchen… bis dann bei knapp 200 Fotos der Prozess wieder abbricht. Auch hier helfen diverse Neustartversuche nicht weiter, es will einfach nicht 🙁

Und jetzt?
Was gibt es an diesem Punkt noch für Alternativen, ausser das ganze Projekt einzustampfen und bei Blogger zu bleiben? Es gibt professionelle Umzugs-Service-Anbieter, aber der erste Kostenrechner bei einem Anbieter spuckt für meinen Datenbestand USD400 als Minimumkosten aus, und abgesehen davon dass ich das zu teuer finde hat mich inzwischen auch der Ehrgeiz gepackt. Das muss doch zu lösen sein!

Die Lösung
Und tatsächlich bin ich Stand heute zwar noch lange nicht fertig, aber auf einem guten Weg. Wie neulich in den News geschrieben dauert das Ganze jetzt zwar länger und braucht viel mehr Aufwand als gedacht, aber gleichzeitig habe ich viel Neues über WordPress, CSS Editing etc. gelernt, und bin heute – nicht zuletzt auch Dank ChatGPT! – an einem Punkt an dem ich mit der neuen Seite sehr zufrieden bin.

Und wie hat es am Ende funktioniert?

  1. Die Übertragung der 168 Beiträge hatte Blogger Import ja dann doch hinbekommen
  2.  Mit Google Takeout (ein Service den Google selbst anbietet) konnte ich alle 7’000 Bilder von meinem alten Blog «en bloc» auf einmal herunterladen
  3. Mittels WinSCP (einem kostenlosen FTP Programm für Windows) konnte ich alle 7’000 Bilder von meinem PC in einer knappen Stunde in ein Verzeichnis auf meinem Webserver bei Hostinger hochladen
  4. Der Blogger Importer hatte zwar versprochen, bei den importierten Beiträgen alle Foto-Links automatisch auf deren neue Lokation auf dem WordPress Server anzupassen, da die Fotos aber nicht übertragen wurden, hatte das natürlich nicht funktioniert. Somit hatte ich rund 17’000 Links in meinen Beiträgen, die noch auf Blogger verwiesen – viel zu viel für manuelle Korrekturen. Und wie sollte es anders sein, wiesen die Blogger-Adressen dann unterschiedlichste Formate auf, so dass es mit einem einfachen «Search & Replace» nicht getan war.
  5. Nach längerer Recherche und vielen Versuchen hat es dann aber geklappt – die Hostinger Platform bietet mir eine Möglichkeit, direkt online auf die Datenbank meiner Webseite zuzugreifen. Von dort konnte ich die fraglichen Tables auf meinen Rechner exportieren, in Notepad++ bearbeiten und in die Datenbank zurückladen.
  6. Notepad++ erlaubt komplexe (sog. Regex) Muster bei «Search & Replace», mit denen es  möglich sein sollte, meine 17’000 Linkadressen automatisch zu ersetzen, aber auch nach 2 Stunden mit verschiedenen Suchmustern klappte es einfach nicht. Und dann kam ChatGPT zu meiner Rettung – nach kurzer Problembeschreibung und einer Rückfrage hat es mir den richtigen Mustercode ausgespuckt, mit dem es dann funktioniert hat!
  7. Es hat zwar lange gedauert, aber immerhin: nun verweisen alle meine Beiträge auf der neuen Webseite nur noch auf Fotos, die dort liegen – es gibt keine Links auf Googles Blogger mehr.

Warum ist die Seite denn dann immer noch «in Arbeit»?
Die Texte und Bilder sind inzwischen alle vollständig in WordPress, aber ganz so einfach ist es dann leider doch wieder nicht. WordPress bietet wesentlich mehr Layout- und Formatierungsmöglichkeiten als Blogger, und leider sehen die alten Seiten nicht automatisch und von selbst gut aus.

Für die jüngeren Reiseberichte Spitzbergen 2023, Island 2021 und Schweden 2019 überarbeite ich daher jede einzelne Seite nochmal komplett, und baue sie manuell in die neuen Layouts um. Das dauert ca. 1-2 Stunden je Tagesbericht, daher werde ich für die älteren Berichte nur ein schnelles «Durchputzen» der gröbsten Layout-Probleme machen sobald ich mit Spitzbergen & Co. fertig bin.

Ausserdem habe ich bereits jede Menge neue Funktionen in die Seite eingebaut, die Blogger einfach nicht angeboten hat, und die letztlich auch der Grund für den Wechsel waren. Ich hoffe also, in absehbarer Zeit mit dem Umzug fertig zu sein, und dann natürlich dieses Jahr auch neue Berichte schreiben zu können!

Neue Features
Was sind dann also Beispiele für die neuen Funktionen, die mich letztlich zur Migration bewegt hatten? Hier nur eine kleine Auswahl.

Die Homepage erlaubt mir, meinen Content in verschiedenen Formen darzustellen:

  • Die erste Reihe zeigt, sofern ich gerade am Reisen oder am Planen bin, alle zur «aktuellen Reise» gehörenden Posts in chronologischer Reihenfolge zum Durchblättern an, unabhängig in welchen Kategorien sie gepostet wurden.
  • Die zweite Reihe stellt ausgewählte Berichte aus unterschiedlichsten Reisen bereit, die ich besonders lesenswert finde.
  • Danach kommt ein Abschnitt, der die neuesten Artikel aus den Bereichen «Planung», «News» und «Fotos» zeigt.
  • Danach werden aus allen meinen Reisen die «populärsten» (mit den meisten Abrufen), «bestbewertesten» und «jüngsten» Berichte gezeigt.
  • Und in der letzten Reihe ist ein Bereich mit mehreren Tabs, auf denen alle bereits abgeschlossenen Reisen auswählbar sind.

Die Funktion Timeline in der obersten Menüleiste zeigt alle meine Berichte in chronologischer Reihenfolge.

Die Funktion Aktuelle Reise in der obersten Menüleiste wird automatisch die neuesten Berichte meiner aktuellen Reise zeigen, sobald ich wieder unterwegs bin.

In der rechten Seitenleiste kann man sich für automatische Informationen über neue Berichte registrieren – maximal eine Mail pro Tag morgens um 8 Uhr, und das auch nur wenn ich etwas Neues publiziere, und ohne einen Account o.ä. anlegen zu müssen.

In jedem Bericht sieht man auf den ersten Blick, wann er veröffentlicht wurde (okay das konnte Blogger auch) plus die Anzahl Kommentare, die Leser-Bewertungen als Sternchen-Rating, und die geschätzte Zeit zum Lesen des Berichts (inkl. Zeit um die Fotos anzuschauen).

Alle Fotos können automatisch mit einem Klick in einer sogenannten Lightbox vergrössert angezeigt werden, ohne dass man dafür aus dem Lesefluss herausgerissen auf eine neue Seite geführt wird.

Und vieles mehr!

Ich habe keine Ahung ob irgendjemand bis hierher liest, oder ob das ausser mir überhaupt jemanden interessiert 🙂 Es soll aber zumindest mir als Erinnerung dienen, falls mich in ein paar Jahren jemand fragt ob der Umzug viel Aufwand war, und wer weiss – vielleicht ist es ja doch ganz interessant solche Einblicke in die Arbeiten im Hintergrund zu bekommen.

Ich stelle dann auf einer separaten Technik-Seite noch einen kurzen Überblick der wichtigsten Plug-Ins etc. zusammen, die ich am Ende auf der Seite im Alltag nutze.