Meine Hoffnung auf einen ungestörten Rest der Nacht erfüllt sich zum Glück; ausser dass wir in deutlich eisigere Gewässer gekommen sind, und damit regelmässig Eisbrocken gegen den Schiffsrumpf donnern, verlief die Nacht sehr ruhig und angenehm. Seit heute nehme ich auch keine Tabletten gegen die Schaukelei mehr, offenbar hat es einfach anderthalb Tage gebraucht um mich daran zu gewöhnen, aber ich fühle mich inzwischen prima und bin auch froh, die Müdemacher nicht mehr nehmen zu müssen.
Beim Frühstück teilen Oscar und Stefan mit, dass es für heute keinen festen Plan gibt – wir fahren in eine Gegend, in der es Tiere geben kann, und sobald sich beim Scouten etwas tut bekommen wir Bescheid.
Video vom Bug aus, die Freya bricht mühelos durch Eisschollen:
Es ist heute sehr neblig, was nicht gut für die Sicht ist, uns aber umgekehrt ein paar sehr mystische Stimmungsbilder ermöglicht. Alle folgenden Bilder sind in Farbe aufgenommen worden, wirken aber fast schwarz-weiss.
Zwischendurch hält der Kapitän das Schiff fauch für eine halbe Stunde fest an einem Ort, eine gute Gelegenheit für Peter und mich unsere Drohnen steigen zu lassen. Stefan fliegt auch während der Fahrt viel, aber es hat sich als ziemlich anspruchsvoll erwiesen, eine Drohne während der Fahrt auf dem Schiff zu landen – man muss gleichzeitig die Fahrtgeschwindigkeit und -richtung des Schiffs kompensieren und dann die Drohne im richtigen Moment mit der Hand aus der Luft angeln.
Dankenswerterweise übernimmt Stefan das im Zweifelsfall für uns – bei langsamen Geschwindigkeiten bekomme ich es zum Schluss auch selbst hin, aber bei normaler Fahrt ist das schon schwierig – Peter setzt seine Drohne auch prompt bei so einer Gelegenheit mal gegen den Schiffskamin, was aber zum Glück nur 2
Rotorblätter kostet und sonst keine bleibenden Schäden hinterlässt (weder am Schiff noch an der Drohne).
Und Videos habe ich mit der Drohne auch noch gemacht – nicht so flüssig und hollywood-reif wie Stefan, aber man kann’s anschauen.
Im weiteren Verlauf gibt es noch weitere Gelegenheiten für Eindrücke von der schönen Umgebung, jetzt auch wieder etwas «mehr in Farbe»
Später nähern wir uns einer Bartrobbe, die sich auf einer Eisplatte ausruht. Ich hatte mich nur 10 Minuten vorher zu einem Mittagsschläfchen hingelegt, aber Oscar geht dankenswerterweise durch den Gang und klopft an alle Türen, so dass ich das Schauspiel nicht verpasse.
Irgendwann hat sie dann aber wohl doch genug von unserer Aufmerksamkeit, und geht ins Wasser.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags bleibt es gemütlich – die Meisten machen zwischendurch ein Nickerchen, sitzen im Salon und schauen ihre Fotos durch, etc. Manche machen auch all das auf einmal:
Gegen 17 Uhr starten die Ersten zum Apéro mit einem Bier oder Gläschen Wein, und um 18 Uhr bietet uns
Oscar einen Vortrag zur Geschichte Svalbards an. Oscar ist ein hervorragender Erzähler und schafft es, die verschiedensten Themen mitreissend auszugestalten – seine Erzählungen sind ebenfalls kleine Highlights auf dieser Reise.
Zum Nachtessen zaubert Michelle uns heute den mit Abstand besten Nachtisch der ganzen Reise, frischen Blueberry Crumble mit Sahne, noch ofenwarm auf den Tisch. Michelle hat früher in Gourmetrestaurants gearbeitet, dann aber keine Lust mehr auf diese Art von Betrieb gehabt – und irgendjemand hat sie überzeugt, diese Saison 2 Reisen auf der Freya mitzumachen, was für uns ein sensationeller Glücksgriff war.
Nach dem Dinner wird noch der Plan für die nächsten Stunden besprochen; gegen 21:30 Uhr sollten wir in eine Ecke kommen, wo man Tiere sehen kann, und Stefan fragt uns ab zu welchen Gelegenheiten wir nachts geweckt werden wollen. Offenbar waren auf der letzten Reise Teilnehmer dabei, die ihm gegenüber sehr ungehalten darauf reagiert haben wenn sie in ihrer Nachtruhe gestört wurden .. man fragt sich wirklich, warum solche Leute auf so eine Reise gehen.
Unsere Gruppe ist da erfreulich unkompliziert – alle wollen für jede Form von Tiersichtungen geweckt
werden, aber nicht wenn es „nur“ um schöne Landschaft geht – davon gibt es einfach zu viel auf dieser Reise! Wir machen ausserdem ab, dass Stefan oder Oscar beim Wecken kurz durchsagen worum es geht, so dass jeder noch spontan entscheiden kann ob man im Zweifelsfall liegen bleiben oder sich aus dem Bett
bewegen will. Etwas später sehen wir tatsächlich noch ein paar Vögel (Überraschung!) sowie eine weitere, ebenfalls sehr hübsche Bartrobbe. Man kann sie am Gesicht auch eindeutig von der Vorherigen unterscheiden.

Die schwarze Trottellumme (black guillemot) – von mir liebevoll jeweils als Tonkopfente bezeichnet, weil ihr Kopf aussieht als wäre er aus Ton. Und ja ich weiss dass es keine Ente ist.
Danach trifft man sich bis Mitternacht wieder an Deck oder im Salon; Oscar informiert uns zu der Zeit dann, dass der Kapitän beschlossen hat dass wir wegen des Nebels über Nacht hier vor Anker bleiben, und erstmal abwarten wie sich das Wetter weiter entwickelt. Also ist jetzt eine gute Zeit fürs Bett um ein paar Stunden Schlaf zu sammeln!
Gemachte Fotos: 549
Unterkunft: MS Freya, Kabine 2
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