Obwohl wir nicht zu viel Wellengang haben war mir gestern ein wenig unwohl, und auch heute morgen nehme ich nochmal eine Tablette gegen Seekrankheit – ich habe allerdings das Gefühl dass sie müde machen, daher wäre es schon gut die Medis bald absetzen zu können. Geschlafen habe ich auf jeden Fall gut, die Betten sind erstaunlich bequem (da habe ich in guten Hotels schon deutlich schlechteres bekommen) und das sanfte Wiegen des Schiffs hat sein Übriges dazu getan dass es eine angenehme Nacht war.
Um 8 Uhr treffen wir uns in der Schiffsmesse zum Frühstück – es gibt jeden Morgen ein Buffet mit Brot, Toast, Eiern, Marmelade, Wurst etc. und Saft/Wasser/Kaffee/Tee, ein guter Start in den Tag ist also sichergestellt. Meistens gibt es bei einer der Mahlzeiten auch eine Ankündigung von Oscar oder Stefan zum weiteren Tagesprogramm – heute erfahren wir etwa, dass es um 9:15 Uhr ein Briefing zur Sicherheit auf den Zodiacs (unseren Schlauchbooten) geben wird an dem alle teilnehmen müssen, bevor wir die Boote nutzen können.
Hier erstmal ein paar Impressionen nach dem Frühstück
Das Schiff hat eine „open bridge policy“, d.h. auch wir Gäste können jederzeit auf die Brücke kommen und sind dort gern gesehen. Lisa ist gegen 9 Uhr oben und fragt den Kapitän wie das ablaufen wird, wenn er oder jemand von den Guides bzw der Besatzung etwas entdeckt.
Wie sie später erzählt war seine Antwort „wenn wir z.B. Wale entdecken nehme ich das Mikrofon oder rufe laut Wale WALE WALE“ – die letzten beiden „Wale“ in voller Lautstärke. Lisa dachte erst das sei ein Witz, aber wie es der Zufall wollte hatte er tatsächlich in genau diesem Moment eine Herde Buckelwale im Wasser gesichtet!
Das Briefing ist also erstmal gestrichen, statt dessen rennen alle los um ihr Fotoequipment zu holen und eine gute Position auf dem Bugdeck einzunehmen. Stefan lässt seine Drohne steigen, und wir verbringen die nächste halbe Stunde damit den Walen zuzuschauen. Diese sind sehr neugierig und kommen uns immer näher, blasen Wasser aus, zeigen ihre Schwanzflossen, etc – wie Stefan später sagt brauchen wir alle nie wieder eine Whale Watching Tour zu buchen, weil besser als heute kann es kaum noch werden
Stefan fängt dann mit der Drohne tolle Aufnahmen der Wale ein – ich hatte mich zu dieser Zeit leider noch nicht getraut bei voller Fahrt des Schiffs meine Drohne loszuschicken, und daher nur Fotos mit der Kamera gemacht.
Nachdem wir die Wale (oder sie uns) hinter uns gelassen haben beginnt dann doch noch das Zodiac-Briefing, und wir bekommen die Information dass es heute um 11.30 Uhr zum ersten Mal auf eben diese Schlauchboote gehen soll. Jeder kann einen der schiffseigenen wind- und wasserdichten Overalls für diese Ausfahrten nutzen; die Dinger sind zwar schwer und riechen auch nicht gerade nach Veilchen, aber sie halten warm und trocken, so dass die Meisten davon Gebrauch machen. Heute ist es zwar tatsächlich etwas zu warm dafür, aber das nimmt man eben in Kauf.
Der Zugang zu den Zodiacs ist ebenfalls klar und gut geregelt – die Crew befördert die Boote mit einem Kran ins Wasser, dann wird eine massive Treppenkonstruktion in die Reling eingelassen, über die wir schön einzeln hintereinander in einem klaren Ablauf ins Boot klettern. Rucksäcke und sonstige Ausrüstung wird von der Crew in die Boote gehoben. Auf diese Art ist ein problemloser Zu- und Ausstieg sichergestellt, es gibt keine Probleme oder Unklarheiten und jeder weiss was er zu tun (und zu lassen) hat.
Das Video stammt von einem späteren Tag (wie man am schlechteren Wetter gut erkennen kann) aber es passt hier gerade so gut in den Bericht – Abladen der Zodiacs:
Ich hatte im Vorfeld ein wenig Bedenken, ob mir beim Zodiacfahren vielleicht schlecht werden würde, aber es ist der Hammer, einfach toll – einen Ausflug mit dem Zodiac könnte ich also super gerne jeden Tag machen!
Wir fahren etwa 20 Minuten lang von der Freya weg in Richtung auf eine kleine, namenlose Insel, auf der sich einige Walross-Bullen aufhalten.
Wir umrunden die Insel einmal um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, und landen dann mit den Schlauchbooten in einiger Entfernung von den Tieren an.
Wir nähern uns vorsichtig und bedacht der kleinen Kolonie, und zuerst sind sie etwas nervös als sie uns sehen, aber dann siegt ihre Neugier. Walrösser dürfen in dieser Gegend nicht gejagt werden, daher sind sie meistens eher interessiert als besorgt wenn sich Menschen nähern. Wir verbringen einige Zeit hier und beobachten die kleine Gruppe, und machen natürlich auch das eine oder andere (Dutzend) Fotos.
Nach einer knappen Stunde geht es zurück zu den Zodiacs, und dann mit diesen auf die Freya.
Dort reicht es gerade noch für eine schnelle heisse Dusche (nicht zuletzt um den Geruch des Overalls los zu werden) bevor es um 14 Uhr ein verspätetes Mittagessen gibt. Danach haben wir 2.5 Stunden „frei“, was ich wie die Meisten dazu nutze, erst einmal meine Fotos zu sichern und danach ein Nickerchen zu halten.
Um 18 Uhr hält Yves im Aufenthaltsraum einen Vortrag über Walrösser; wie alle Angebote ist auch hier die Teilnahme freiwillig, aber es lohnt sich – beide Guides können sehr kurzweilig erzählen, und vor allem Oscar ist ein unerschöpflicher Quell von Anekdoten, Kurzgeschichten und einer Sammlung von teils sehr obskuren, makabren und unterhaltsamen Fakten & Buchempfehlungen.
Über die Walrösser lernen wir unter anderem, dass die Bullen und Kühe sich in streng getrennten Gruppen aufhalten, die sich nur gelegentlich in langen dunklen Winternächten zur Paarung zusammenfinden; weibliche Kälber bleiben ihr Leben lang bei der Mutter bzw in der weiblichen Gruppe, während männliche Nachkommen nach 1-2 Jahren verstossen werden und sich dann selbst eine Bullen-Kolonie suchen müssen.
Um 19 Uhr ist dann auch schon wieder Dinner angesagt, das genau wie das Mittagessen hervorragend ausfällt – mit Michelle als Chefin der Kombüse haben wir auf jeden Fall einen richtigen Glücksgriff getan.
Um 20:15 Uhr bietet Stefan allen Interessierten noch eine Stunde „Schnellbleiche“ am Thema Videoaufnahme an. Gerade die modernen Flagship Kameras, mit denen viele von uns unterwegs sind, sind auch exzellente Videokameras, die sogar in Hollywood zum Einsatz kommen – es ist also durchaus wert, sich damit näher zu befassen.
Nach einer Stunde schliesst er das Programm mit der Empfehlung an uns, in die Betten zu gehen. Gegen Mitternacht werden wir an einer Passage eintreffen, an der es eventuell spannendes Wildlife zu sehen geben wird.
Ich folge der Empfehlung und stelle meinen Wecker auf Mitternacht, und mühe mich dann 3 Stunden später tatsächlich aus dem Bett. Zwei der Peters sind ebenfalls wach und auf der Brücke bzw am Vorderdeck am Scouten, es hat schöne Bergpanoramen links und rechts – aber auch nicht mehr.
Stefan hatte einige Zeit vorher mit der Drohne eine Kolonie von etwa 300 Walrössern entdeckt, diese waren aber so weit von uns entfernt, dass es sich nicht gelohnt hatte dafür die Gruppe zu wecken. Gegen 1 Uhr gehe ich wieder ins Bett, und hoffe noch ein paar ungestörte Stunden Schlaf bis zum Frühstück zu bekommen.
Gemachte Fotos: 345
Unterkunft: MS Freya, Kabine 2
Neueste Kommentare