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Um 7 Uhr starten wir mit dem Frühstück in den heutigen Tag, und auch die 4 die gestern spät nachts vom Vulkan zurück gekehrt waren sind mit dabei – deutlich übermüdet, aber glücklich mit dem Erlebten. Schon bald heisst es dann die Koffer holen und auschecken, so dass wir um 8 Uhr abfahrbereit sind. Ich hole mir an der Bar noch schnell einen leckeren Cappuccino to Go, und dann sind wir auch schon unterwegs.

Zunächst geht es erstmal anderthalb Stunden Fahrt in Richtung Vik; dort werden wir heute auch übernachten. Unterwegs tankt Stefan den Boliden voll und wir haben dabei Gelegenheit, in der Tankstelle unsere Getränkevorräte aufzufüllen.

Unser erstes Ziel heute ist der Wasserfall Kvernufoss – seine Besonderheit ist es, dass man um den Fall herumgehen und aus einem dahinter liegenden Felsraum durch den Wasserstrom hinausschauen (und fotografieren) kann. 

Unterwegs halten wir spontan an (was Stefan sonst eher nicht macht) weil es bei einem kleinen Wasserfall in Sichtweite der Strasse einen Teich gibt, den Stefan noch nie wellenfrei gesehen hat – bis heute. In diesem wellenfreien Teich spiegelt sich der Fall wider, und Landschaftsfotografen lieben Spiegelungen! Also springen wir schnell alle aus dem Bus, montieren die passenden Objektive auf die Kameras und fangen das Motiv ein, bevor die kurzlebige Windstille endet und der Teich wieder Wellen bekommt.

Quelle: Raymond

Quelle: Raymond

Danach geht es weiter zum eigentlichen Wasserfall. Ziel für diesen Stopp ist es dass wir Bracketing üben – hier nimmt man ein Motiv mit grossen Hell-/Dunkel-Unterschieden mehrfach mit verschiedenen Belichtungszeiten auf, um anschliessend bei der Entwicklung in Lightroom daraus ein HDR Bild mit erweitertem Dynamikumfang zu erstellen. Mit anderen Worten: man kann auf diese Art Fotos kreieren, die noch näher an das Bild herankommen das man mit den eigenen Augen vor Ort sieht.  

Ausnahmsweise ist dieser Fotostop nur einen leichten 15 Minuten Spaziergang vom Parkplatz entfernt.

Quelle: Frank

Nach etwas mehr als einer Stunde kehren wir zum Auto zurück und es geht weiter in Richtung Vik, wo wir erst einmal das schöne Licht nutzen um eine fotogene Kirche festzuhalten.

Frank verliert bei dieser Gelegenheit eine Sohle seines Wanderschuhs. Das kommt wohl laut Stefan auf den Reisen immer wieder mal vor, aber selten hat jemand dabei so perfektes Timing wie Frank heute – hier im Ort ist die allerletzte Gelegenheit eines Outdoor Shops, bevor wir nachher ins Hochland fahren, wo es keine Einkaufsinfrastruktur mehr geben wird.

5 Minuten nachdem wir von der Kirche aus losgefahren sind halten wir am Einkaufszentrum von Vik; Frank geht erfolgreich neue Schuhe kaufen und Michele besorgt sich noch Wanderstöcke. Ansonsten decken wir uns alle mit Kaffee und Sandwiches zum Lunch ein, dann geht es gegen 14 Uhr weiter und wir fahren erstmals ins Hochland ein.  

Im Hochland kann der Bolide dann auf den holprigen Schotterstrassen richtig zeigen was er kann. Wir machen diverse kurze Foto- und Drohnen-Stops, und sind dabei bis auf wenige Momente, bei denen uns andere Fahrzeuge begegnen, ziemlich allein auf weiter Flur. 

Am späteren Nachmittag erreichen wir das eigentliche Ziel von Stefan, einen 220 Meter hohen Berg von dem man eine tolle Aussicht auf die ganze Umgebung haben soll. Allerdings ist dieser, wie fast alle unserer grösseren Ziele auf der Reise, ein nicht erschlossener „Geheim“-Tipp; es gibt also bestenfalls wilde Trampelpfade, oder man muss sich selbst einen Weg nach oben suchen.

Ich drehe nach etwa 40 Metern auf dem schmalen Pfad wieder um, da mich der Höhenschwindel packt. Laut Stefan hatten auf der vorherigen Reise im Juli wohl nur 3 Teilnehmer den Aufstieg unternommen, heute bin ich allerdings der Einzige der unten bleibt. Wir vereinbaren einen späteren Treffpunkt am Auto, und ich unternehme in der Zeit eine Wanderung in die andere Richtung, fliege mit der Drohne (was eine mindestens so gute Aussicht wie vom Berg herunter bietet) und geniesse das erste Mal allein sein im Hochland. Man sieht kilometerweit in alle Richtungen, und ausser mir ist bis zum Horizont niemand zu sehen. Trotzdem hat man hier draussen noch guten Handyempfang, und ich nutze die Gelegenheit für ein Telefonat nach Hause.

Quelle: Frank

Um 17.45 Uhr treffen wir alle wohlbehalten am Boliden wieder, und Stefan fährt ein ganzes Stück durch halb ausgetrocknete Flussbetten in ein grünes Tal, das man mit normalen Miet-SUVs nie erreichen würde – eine mystische Umgebung, in der man schnell begreift, wieso die Isländer an Feen und Trolle glauben.

Quelle: Frank

Quelle: Bruno

Danach kehren wir zurück nach Vik, sind aber etwa eine halbe Stunde zu früh dran für unsere Tischreservation zum Abendessen, also fahren wir an den Strand, von wo aus sich die „Hörnchen von Vik“ (Felsen im Meer) ebenso bewundern lassen wie eine Gruppe Reiter auf Islandpferden. 

Peter und Bruno versuchen sich an Langzeitbelichtungen der vom Meer umspülten Felsen am Strand, allerdings immer mit dem Risiko von nassen Füssen wenn man nicht schnell genug davon springt.

Dann geht es endlich zum Abendessen und einem kühlen Bier, herrlich zum Tagesabschluss!

Nach dem Abendessen ist es 21.30 Uhr, und Stefan wirft die Frage auf ob noch irgendjemand den Sonnenuntergang fotografieren möchte? Aber keiner will so richtig, alle sind müde, also geht es ins Hotel. Das Hotel wächst seit Jahren jede Saison um ein weiteres Gebäude und ist inzwischen sehr weitläufig; wir sind in einem der neuen Häuser untergebracht. Die Einrichtung wirkt etwas altbacken, aber die Betten haben die besten Matratzen der ganzen bisherigen Reise – es wird also eine gute Nacht. 

Morgen fahren wir weiter in Richtung Diamond Beach, und werden 2.5 Tage dort in der Gegend bleiben – eines der (nicht nur fotografischen) Highlights der Reise!
 
Unterkunft: Hotel Dyrholaey, Vik
Zurückgelegt: 12’227 Schritte / 7.8km