Gestern abend war meine Cabin noch etwas kühl, da die reguläre Ölheizung der Anlage bereits eingewintert wurde, aber dank zweier elektrischer Lüfter bzw Heizkörper wurde auch das Problem gelöst.
Ich habe eine ruhige Nacht, stehe dann aber trotzdem zeitig auf, da es nur bis 9 Uhr Frühstück gibt (was bei nur 3 belegten Cabins durchaus okay ist). Das Frühstück mit Lachsbrötchen, Pfannkuchen mit Blaubeeren und Rührei ist ein leckerer Start in den Tag. Die anderen Gäste sind ebenfalls zum Frühstück erschienen, so dass sich eine muntere Unterhaltung entwickelt.
Ein Paar, deren Namen ich nicht mitbekommen habe, hatte auf dem Weg nach Vancouver spontan eine Pause in Skagway eingelegt und 4 Nächte hier verbracht, und er hat ihr am ersten Tag auf der Lodge einen Antrag gemacht. Dementsprechend emotional verabschieden sich die Zwei von Gastgeberin Kathy, die sich dafür den Sales Pitch nicht verkneifen kann, dass sie ihre Hochzeit doch auf der Lodge feiern sollen.
Erik, den ich gestern bereits an der Bar kennen gelernt hatte, und sein Bruder Steve sind auf Familienbesuch hier. Man unterhält sich angeregt, bis die Brüder und Kathy auf politische Themen stossen und sich alle drei als begeisterte Trump-Supporter entpuppen. Kathy zeigt ein Fotoalbum von einem Event in Las Vegas, bei dem sie Trump in 2015 getroffen hat, und sie und ihr Mann sind sogar im Januar 2017 zur Vereidigung nach Washington DC geflogen. Als ausländischer Besucher halte ich mich da geflissentlich heraus, und kurz darauf ist eh allgemeine Aufbruchstimmung.
Das Wetter ist auch heute wieder klasse:
Blick auf Skagway inkl. Cruise Ship:
Für den Tag habe ich heute 2 Themen auf dem Programm: zuerst folge ich der Empfehlung von Kathy und besuche einen historischen Friedhof (den Gold Rush Cemetery), von dem ein kurzer Hike zu einem Wasserfall (den Lower Reid’s Falls) in der Nähe führt.
Danach suche ich mir einen Parkplatz in Skagway und schlendere ein wenig durch den Ort, in dem heute nur ein Cuise Ship angelegt hat, wobei von dessen 3000 Passagieren eine ordentliche Zahl im Ort unterwegs ist.
Um 12 Uhr hole ich mein online vorbestelltes Ticket für eine 3-stündige Rundfahrt mit einem historischen Zug ab, der von Skagway zum White Pass Summit verkehrt.
Der White Pass ist ein knapp 900 Meter hoher Gebirgspass an der Grenze zwischen Alaska und British Columbia, Kanada, und ist Teil des Klondike Gold Rush National Historical Park. Der Weg über den Pass war während des Goldrauschs neben dem Chilkoot Pass eine von zwei Möglichkeiten, um von der Pazifikküste aus in die Goldsuche-Region zu kommen. Die Route über den White Pass war länger, aber weniger hoch als die über den Chilkoot Pass. Allerdings galt sie wegen der höheren Kriminalität, die dem Banditen Soapy Smith zugeschrieben wurde, als gefährlicher. Soapy Smith und der Mann, der ihn erschossen hat (und als Held von Skagway gefeiert wurde) liegen beide auf dem Friedhof begraben, den ich heute morgen besucht hatte.
Die meisten Passagiere vom Kreuzfahrtschiff sind in einem eigenen Zug unterwegs, so dass bei uns angenehmerweise relativ wenig los ist, und viele Plätze frei bleiben:
Man darf während der Fahrt auf der Aussenplattform des Zugwaggons stehen, so dass keine Fensterscheiben im Weg sind – dementsprechend verbringe ich einen guten Teil der Fahrt bei dem schönen Wetter draussen:
Summit Lake am Gipfel des White Pass:
Diese Brücke ist zum Glück nicht mehr im aktiven Einsatz:
Kurz nach 16 Uhr sind wir zurück am Ausgangspunkt in Skagway, und die letzten Cruise Shipper eilen zurück zum Schiff, das um 16.30 Uhr «all on board» angesagt hat. Kurz danach ist Skagway wie ausgestorben.
Ich frische noch im «You say Tomato…» Foodmarket die Wasservorräte auf und tanke das Auto ein letztes Mal zu US-Preisen voll, für gesalzene USD 3.95 pro Gallone, was immer noch rund 40% billiger ist als die Preise in Kanada – die wiederum 1/3 günstiger sind als zuhause.
Gleicher Blick auf Skagway wie heute morgen, jetzt aber ohne Kreuzfahrtschiff im Hafen:
Das verlässt zu der Zeit nämlich bereits die Zufahrtpassage von Skagway:
Zurück an der Lodge setze ich mich auf die zu meiner Cabin gehörende kleine Hollywood-Schaukel aus Holz und trinke ein Bierchen, während die Sonne langsam untergeht.
Später esse ich in der Lodge nochmal leckeren Halibut zum Dinner; danach bietet Fred, der Ehemann von Kathy, mir an mir noch eine andere Cabin zu zeigen, die sie in der Nähe haben, was ich gerne annehme. Nachdem ich unterwegs viel Interesse zeige wird aus der kurzen Tour eine fast einstündige Fahrt, bei der mir Fred diverse Häuser (teilweise schon richtige Anwesen) zeigt, die in der Umgebung in den Wäldern stehen, und die man von der Durchgangsstrasse her nie hier vermuten würde. Dazu erzählt er Anekdoten aus dem Business seiner Familie, die bis vor einigen Jahren im Holzhandel mit Japan aus Homer und Skagway sehr aktiv gewesen sind.
Gegen 20 Uhr bin ich zurück in meiner Cabin und beschliesse den Tag – morgen ist wieder ein ähnlich früher Start wie heute, und dann mache ich mich auf den Weg zurück nach Kanada. Die nächsten beiden Nächte werde ich in Atlin, British Columbia verbringen, bevor ich nach Whitehorse zurückkehre.
Unterkunft: Chilkoot Outpost, Skagway, Alaska
Gefahrene Km: 30
Gelaufene Km: 7.2
Gemachte Fotos: 330
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