Von gemeinsam genutzten Badezimmern werde ich zwar sicher nie ein Freund werden, aber auch das hat – in der ersten Übernachtung, klopf-auf-Holz – soweit recht problemlos geklappt. Wiedereinmal bin ich aber froh um meine Kurzsichtigkeit, damit sieht jedes Bad sofort 3 Stufen besser aus, sobald ich die Brille abnehme – wobei man sich im Peggy’s wirklich nicht beschweren kann, es ist alles (auch mit voller Sehschärfe) sehr sauber und ordentlich gehalten. Also definitiv ein Tipp für Reisen nach Dawson und die Bewertungen bei Booking und Tripadvisor sind wohlverdient.
Nette Überraschung am Morgen: ab ca. 8 Uhr hängt an jeder Zimmertüre eine Papiertüte mit frischen, noch warmen Croissants. Da ich um die Zeit gerade aus dem Bad komme passt das perfekt, und kurz danach mache ich mich auch schon auf den Weg.
Heute steht eine Fahrt auf dem Dempster Highway an. Der Dempster (benannt nach einem Mitglied der Royal Canadian Mounted Police) beginnt als zweispurige wetterfeste
Schotterstraße rund 40 km südöstlich von Dawson, und endet 740 km später in Inuvik, Northwest Territories. Danach folgten bis 2017 im Winter nochmal knapp 200 km Eispiste bis an die kanadische Nordküste, die auch im deutschen TV mit Berichten über die Ice Road Trucker bekannt wurde. Mittlerweile wurde die Strassenverbindung aber ausgebaut, und der Winter 2017 war der letzte mit «Ice Road»-Anbindung.
Eine Fahrt über den Dempster gehört für viele Yukon/Kanada-Reisenden zu den absoluten Höhepunkten, und auch wenn ich mir nicht die ganze Tour bis ans Nordmeer gönne (oder antue), weil das neben den sehr limiterten Übernachtungsmöglichkeiten auch 4-5 Tage Zeit in Anspruch nimmt, so will ich doch heute wenigstens den ersten Teil von 80km bis in den Tombstone Park fahren.
In Dawson tanke ich erstmal sicherheitshalber noch für 50 CAD rund 30 Liter Sprit in den Tank des Boliden, und hole mir im Riverwest Cafe einen grossen Becher Kaffee, bevor ich mich auf den Weg mache.
Nach 40km über geteerte Strecke…
…komme ich an Kilometer 0 des Dempsters an.
Schlechtes Selfie, aber ein Beleg muss sein: «Ich war hier»
Eine Brücke führt über den Klondike River, und dann geht es los.
Blick nach links auf der Brücke:
Die letzten Tage hat es zum Glück nicht allzuviel geregnet, somit ist die Piste insgesamt gut zu fahren.
Gelegentliche Abschnitte mit heftigen Schlaglöchern sorgen zwar dafür, dass man immer auf der Hut sein muss, aber die meiste Zeit kann man problemlos 60-70 km/h fahren. Die Locals und Trucker fahren noch deutlich schneller, aber es ist zum Glück wenig Verkehr, und die 3-4 Eiligen, die mir begegnen, lasse ich so bald es geht vorbei. Da die Kanadier hier im Yukon aber generell sehr entspannt fahren und Drängeln (im Gegensatz zu Mitteleuropa) eine seltene Ausahme ist, geht das in der Regel sehr entspannt über die Bühne.
Nach 72km gelange ich an das Tombstone Interpretation Center, wo man während der Touristensaison (Mitte Mai – Mitte September) neben einem warmen Ofen und Tee auch noch viele Informationen über Flora und Fauna im Tombstone Park bekommt. Auch eine Liste mit Tiersichtungen der letzten Tage ist vorhanden, nur heute ist noch nichts aufgeführt. Da ich mich primär auf die Piste konzentrieren muss, sehe ich leider auch keinerlei Wildlife heute.
Auffallend ist allerdings, dass die Natur hier auf rund 1’400 Metern schon wesentlich weiter in Richtung Indian Summer ist als die Strecke, die ich bisher befahren bin. Während auf Höhe Whitehorse und Dawson noch alles grün ist, finden sich hier im Tombstone bereits gelbe und rote Farben. Bis zum vollen Ausbruch geht es zwar noch 1-2 Wochen, aber der Unterschied ist trotzdem deutlich.
Nach dem Aufenthalt im Interpretation Center fahre ich noch ein paar Kilometer bis zum North Fork Pass, dem höchsten Punkt des Dempsters, der aber abgesehen von einem Regenbogen über die Stasse ansonsten eher unspektakulär ist, und drehe dann wieder um – zurück nach Dawson.
Nach der heutigen Tour kann ich den Reiz, den ganzen Dempster bis ans Meer hoch zu fahren, durchaus nachvollziehen, vor allem wenn die Wetter- & Strassenverhältnisse mitspielen. Vielleicht ist das doch mal etwas für eine künftige Tour…
Zurück in Dawson spüle ich an einer Tankstelle den gröbsten Dreck vom Boliden, obwohl es morgen auf den weiteren Schotterstrecken sicher ähntlich aussehen wird, aber der Schlamm backt regelrecht am Auto fest wenn man ihn zu lange trocknen lässt.
Dempster macht dreckig:
Ausserdem tanke ich nochmal, und nach 66 Litern ist der Tank voll. Mit den zweimal tanken heute habe ich bislang auf 860 Kilometern Strecke einen Schnitt von 11 Litern auf 100km erreicht, nicht schlecht für das schwere Schlachtschiff!
Zurück im Hotel ziehe ich mich nochmal um, um die schlammverkrusteten Jeans loszuwerden, und erkunde Dawson, das mittlerweile bei Sonnenschein und guten 20 Grad zum spätsommerlichen Flanieren einlädt.
Ein paar Impressionen aus Dawson:
Am Abend gibt es bei einem griechischen Restaurant mit dem schönen Namen «The Drunken Goat» noch ein sehr leckeres Dinner, bevor ich mich an den Blog und die weitere Planung & Buchung für die nächsten Tage setze. Die Streckenplanung und Übernachtung für morgen hatte ich zwar schon zuhause klar gemacht, aber ich muss mich jetzt entscheiden wohin ich die Tage danach fahre. Mehr dazu dann im morgigen Update.
Gelaufene Km: 8.6
Gemachte Fotos: 137
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