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Laut meiner Withings/Nokia Health Smartwatch habe ich gestern abend weniger als 1 Minute gebraucht um einzuschlafen, nachdem ich um 21 Uhr Ortszeit die Lichter ausgemacht hatte. Obwohl das Hotel – leider typisch nordamerikanisch – ziemlich hellhörig ist und ich während der Nacht einige Male kurz aufgewacht bin, habe ich insgesamt sehr gut geschlafen. Um 6 Uhr ist die Nacht dann allerdings für mich vorbei – ich lese aber erst noch ein Weilchen, bevor ich aufstehe.

Besonders erfreulich: während der Wetterbericht für den ganzen Tag Bewölkung vorhergesagt hatte, ist die Realität wesentlich erfreulicher und differenzierter. Um 6 Uhr ist noch alles bewölkt, um 8 Uhr ist es weitestgehend sonnig, und auch wenn es den Tag über immer wieder mal zuzieht, sind es insgesamt klasse Wetterbedingungen.

 

 

 

 

 

 

Besonders beeilen muss ich mich am Morgen noch nicht, da ich erst ab 9.30 Uhr meinen Mietwagen bei Driving Force abholen kann, den ich aus mehreren Gründen nicht schon gestern geholt hatte. Meine Mietlaufzeit geht 34 Tage, und jeder Tag über 30 Tage Laufzeit kostet knapp doppelt so viel wie ein normaler Tag. Da ich gestern ausser der Fahrt zum Hotel eh nichts mehr gemacht hätte war es also einiges günstiger, den Wagen erst ab heute zu mieten. Dazu kommt noch, dass Driving Force neben der Mietstation am Flughafen noch eine in Whitehorse selbst hat, bei der im Gegensatz zum Flughafen keine Airport Gebühr anfällt – was bei mir nochmal gut 400 CAD weniger auf der Rechnung ausmacht.

Nach dem Frühstück beim nur 2 Querstrassen entfernt gelegenen Starbucks kehre ich zum Hotel zurück und bestelle mir ein Taxi, das mich in ein paar Minuten zu Driving Force bringt. DF ist eine Institution für Touristen in Yukon, da dies einer von nur 2-3 Vermietern ist, die bei ihren Autos Fahrten auf Schotterstrassen erlauben. Zwar sieht man noch viele andere Mietautos und Camper auf den klassischen Schotterpisten wie dem «Dempster» oder dem «Top of the World Highway«, in den meisten Fällen fahren die Leute da aber ohne Genehmigung, sprich: auf eigenes Risiko, falls Schäden entstehen, was besonders bei Reifen und Windschutzscheibe relativ oft vorkommt.

Ich hatte bei DF einen Full Size SUV mit Allradantrieb gemietet – Allrad & SUV sind Voraussetzungen für die Schotterpisten, und die Kategorie «Full Size» sollte mir einen US-typischen 5-Sitzer sicherstellen.

Als die Kundenbetreuerin von DF dann aber mit «meinem Auto für die nächsten 5 Wochen» um die Ecke gefahren kommt, bin ich schon kurz sprachlos – offenbar haben sie mir ein kostenloses Upgrade auf die Kategorie «Premium SUV» gegeben, und vor mir steht ein 5.70 Meter langes Monster in Weiss – der GMC Yukon XL, ein 7-Sitzer mit 2.7t Gewicht, der von einem 5.3l V8-Motor mit 360 PS mehr oder weniger zügig auf Reisegeschwindigkeit gebracht wird.

 

 

 

Nachdem ich mich soweit im Wagen eingerichtet habe, manövriere ich das Schiff erstmal zurück zum Hotel, und lade dort meine Koffersammlung ein bevor ich kurz nach halb elf auschecke. Ich muss nicht einmal die dritte Sitzbank umklappen, meine Koffer passen auch so in den Yukon … ich überlege kurz ernsthaft, ob ich mir für Notfälle noch eine Luftmatratze kaufen soll, der Wagen ist definitiv lang genug, dass ich wenns sein müsste darin schlafen könnte.

Ich steuere zuerst den lokalen Walmart an, um eine Grundausstattung an Vorräten wie Mineralwasser zu besorgen. Lustigerweise treffe ich dort meine beiden Nebensitzerinnen vom gestrigen Flug von Vancouver nach Whitehorse wieder, die aus Calgary zu Besuch bei ihrem Papa sind – auch in einer 25’000-Einwohner-Stadt ist das doch noch ein ziemlicher Zufall. Wir plaudern ein paar Minuten, bevor jeder wieder seiner Wege geht. Die Lücken im Sortiment bei Walmart fülle ich danach beim Real Canadian Superstore und dem ebenfalls nahe gelegenen Liquor Store auf.

Bei Subway gibts dann doch ein schnelles Mittagessen, bevor ich mich endlich auf die eigentliche heutige Etappe des Roadtrips mache.

Nach Carmacks sind es nur rund 180km, die über einen sehr gut ausgebauten Teil des Klondike Highways führen. Nach den ersten 20km um Whitehorse lässt auch der Verkehr spürbar nach, und die Fahrt verläuft sehr entspannt. Unterwegs muss ich wegen Strassenarbeiten eine Viertelstunde warten, bis das vorausfahrende «Pilot Car» wieder da ist, aber auch das fühlt sich mehr nach einer Pause als nach Stress an.

 

 

 

Etwas später halte ich bei der Braeburn Lodge, die es ebenfalls geschafft hat sich als Touristenattraktion zu etablieren – und zwar mit ihren gigantischen Zimtschnecken! Sogar Reisebusse halten inzwischen dort, damit sich die Leute mit dem berühmten Süssgebäck eindecken können. Auch wenn ich im Moment überhaupt keinen Appetit darauf habe, lasse ich die Gelegenheit trotzdem nicht verstreichen und opfere CAD 10 (entspricht etwa EUR 6.70).

 

Zimtschnecke (mit Handy für Grössenvergleich):

Das erste «Wildlife»-Foto, ebenfalls bei der Lodge:

Gegen 17 Uhr gelange ich an meinem Bed & Breakfast in Carmacks an, dem Mukluk Manor, in dem ich heute in der Bear Suite 2 die Nacht verbringen werde.

 

 

Zunächst lade ich mal das gesamte Gepäck aus dem Auto aus, um in meinem Zimmer in Ruhe für die nächsten Tage umzupacken – ich will nicht jedesmal das gesamte Gepäck aus dem Auto holen müssen, also wird der Trolley, in dem ich für die Flüge die Kameraausrüstung untergebracht hatte, zum 2-3 Tage Koffer umgerüstet. Hosen, Shirts und Sweater kommen auf billige Walmart-Kleiderbügel in ebensolche Kleiderhüllen, die ich im Auto aufhängen kann. Morgen lade ich dann alles wieder ein, aber für die nächsten 2 Übernachtungen muss ich nur kleines Gepäck schleppen.

Zum Tagesabschluss springe ich doch nochmal ins Auto, und fahre in paar Kilometer weiter zum Coal Mine Campground & Tavern  und überquere dabei auch noch ganz offiziell den Yukon.

 

 

Laut Reiseberichten gibt es in der Coal Mine Tavern (in einem von immerhin 3 Restaurants in der 500-Einwohner-Stadt) den «besten Burger Nordamerikas» – ob es wirklich der «beste» ist sei mal dahingestellt, lecker ist es auf jeden Fall, vor allem da ich dank des überraschend schönen Wetters bei gut 20 Grad und Sonnenschein einen der Tische im Freien belegen kann. Mangels Schanklizenz gibt es zwar kein Bierchen zum Essen, das hole ich dann aber dafür zurück in meiner Bear Suite nach.

Danach macht sich aber bald der Biorhythmus bemerkbar, der hartnäckig der Meinung ist dass es doch eigentlich schon 3 Uhr morgens sei – also mache ich nur noch den Blog hier fertig, und freue mich ansonsten auf eine ruhige Nacht.

Morgen geht es dann weiter nach Dawson City, das Tor zum Dempster und zum Top of the World Highway!

Unterkunft: Mukluk Manor, Carmacks, Yukon
Gefahrene Km: 211

Gelaufene Km: 7.8
Gemachte Fotos: 71