Gestern abend hatte ich im Denali Park am Wilderness Access Center noch ein Ticket für einen heutigen Shuttle Bus gekauft. Da nach dem Labour Day deutlich weniger Busse im Park fahren als vorher, war die Auswahl aber spürbar begrenzt. Ich hatte mich dann für die 11-stündige Fahrt zum Wonderlake und zurück entschieden, die um 7:15 Uhr zur Abfahrt vorgesehen ist. 
Um kurz nach 5:15 Uhr klingelt der Wecker, knapp eine Stunde später mache ich mich auf den Weg in den Park. Zum Glück hatte ich von Jon, dem Besitzer und Betreiber der Earthsong Lodge gestern noch erfahren, dass die Bauarbeiten erst um 7 Uhr starten, wenn ich vorher am WAC bin sollte ich also keine Probleme mit den Baustellen haben. Das klappt dann auch gut so, und um 6:45 Uhr stehe ich mit einem frischen Kaffee ausgerüstet am WAC und warte auf den Bus. 
In der Warteschlange komme ich noch mit Melody ins Gespräch, einer Krankenschwester aus Kansas, die sich gerade eine (für hiesige Verhältnisse schon unglaubliche lange) Reisezeit von 6 Wochen gönnt. Sie reist allerdings etwas anders, und ist mit dem eigenen Auto die 5’000 Km aus Kansas hier hoch gereist, und schläft wahlweise im Auto oder in Jugendherbergen. 
Als wir dann endlich in den Bus steigen, ist dieser nicht so voll wie befürchtet – ich hatte gestern den letzten verfügbaren Platz im Ticketverkauf ergattert, am Ende bleiben aber dennoch wieder ein halbes Dutzend Plätze leer, so dass ich mir wie die anderen Alleinreisenden einen Fensterplatz sichern und mich dort gemütlich einrichten kann. 
Die ersten paar Stunden Fahrt verlaufen etwas enttäuschend, vor allem im Vergleich zu den Fahrten vor knapp 2 Wochen: keine einzige Tiersichtung weit und breit! Dafür ist das Wetter angenehm, und wird den Tag über immer besser – der Wetterbericht hat also recht gehabt! Von morgends 0 Grad bis tagsüber 23 Grad entwickelt es sich, bei grösstenteils blauem Himmel aber kühler Brise.
 

 

Während das Wildlife immer noch auf sich warten lässt, sieht die Landschaft heute immerhin sehr viel anders aus als bei den verschneiten Ausflügen Ende August – die damals kaum zu erahnenden Berge sind heute seht gut sichtbar, und am späten Vormittag nähern wir uns Mount Denali (ehemals Mc Kinley). Nur knapp ein Drittel der Parkbesucher sehen den Berg laut Parkstatistik überhaupt während ihres Besuchs. Wir gehören heute zu den Glücklichen; Denali ist zwar nicht komplett wolkenfrei, aber immerhin zu 80%  – praktisch perfekt.

Der erste Blick auf Mount Denali aus der Ferne:

Auf dem weiteren Weg gibt es dann doch noch eine erste Tiersichtung: Dall Sheep! Und auch noch ziemlich direkt an der Strasse.

Auch ein Profi ist zur Stelle:


Wir halten unterwegs noch mehrfach, um den Denali in verschiedenen «Bedeckungszuständen» zu sehen.

Denali und ich 🙂

Am Eeilson Visitor Center, ca 2/3 des Wegs in den Park hinein

Im Aussichtsfenster des Visitor Center sind die Umrisse der beiden Gipfel von Denali eingezeichnet, damit man trotz Wolken und Nebel weiss wo man schauen muss

Gegen kurz vor 13 Uhr sind wir am Ziel der Reise angelangt: der Haltestation Wonderlake.

 

Von hier aus sieht man die (weniger eindrucksvolle) Rückseite von Mount Denali

So viel Natur macht auch müde 🙂

Wildlife am Wonderlake beschränkt sich heute leider auf ein paar Vögel

Eine halbe Stunde später geht es auf die Rückreise, und alle – inklusive unserem Busfahrer Tony – sind erst noch ziemlich enttäuscht über die bisher wenigen Tiersichtungen.


 

 

Doch dann wendet sich das Blatt! Auf dem Weg bis zurück zum WAC sehen wir insgesamt noch 7 Grizzlybären (leider wieder ohne Jungtiere), 2 Karibou und 1 Moose! Letzteres kommt uns sehr nahe und überquert direkt hinter unserem stehenden Bus die Strasse, so dass wir einen tollen Blick erhaschen können.

Karibou

Diverse Grizzly Bären

 

 

Where is Waldo?

Moose:


Am Ende glücklich mit all den Sichtungen an Wildtieren, Landschaft und insbesondere Mount Denali, gelangen wir kurz nach 18 Uhr wieder zurück ans WAC. 
Auf dem Heimweg freue ich mich auf ein warmes Dinner, das es wie immer in der 49th State Brewery gibt. Und heute zeigt sich wiedermal, wieso (unter anderem) ich so gerne in USA urlaube: an der Bar der Brewery fragt mich beim Platznehmen das links von mir sitzende Paar die übliche «Where are you from?» Frage, und darüber kommen wir eine Stunde lang lustig ins Plaudern, essen und trinken gemützlich etwas zusammen, und gehen danach entspannt wieder jeder seiner Wege.
Zurück in der Cabin spüre ich langsam die kurze letzte Nacht und den trotz allem anstrengenden heutigen Tag im Park. Eigentlich müsste ich noch entscheiden, wohin morgen meine Reise weitergeht, aber letztlich bin ich zu müde, verschiebe die innere Diskussion dazu auf morgen, und mache mich zeitig auf ins Bett. 
Gefahrene Km: 57 (Auto) / 274 (Shuttle Bus) 
Gelaufene Km: 5.34
Gemachte Bilder: 954