Achtung: der heutige Eintrag enthält sehr viele Bilder, es kann also etwas dauern bis alles geladen ist. Die Auswahl war allerdings auch so schon extrem schwer! Auch wer keine Lust hat, ein paar dutzend Bärenfotos anzuschauen, sollte den heutigen Tagesbericht lieber überblättern 🙂
Um kurz nach 8:15 Uhr morgens bin ich am Büro von Emerald Airlines, das nur knapp10 Minuten von meiner Wohnung entfernt liegt – inklusive kurzem Stopp bei den Two Sisters, um ein paar Sandwiches fürs Mittagessen und eine Lemon Bar als Frühstück einzusacken.
Weniger glücklich ist der Umstand, dass sich auf der Lemon Bar eine Schicht Puderzucker befindet, die beim Auspacken ins Rutschen kommt und sich gleichmässig über mich und den Fahrersitz meines Chevys verteilt. Vom Anblick her würde man eher ein halbes Pfund vermuten. Von meinen Outdoorklamotten geht das Zeug zum Glück gut herunter, Fahrersitz und Fussraum sind eine andere Geschichte. Am Ende lege ich ein altes T-Shirt über den Sitz, das muss bis heute abend reichen.
Bei Emerald Airlines ist dann erst einmal warten angesagt. Die Piloten fliegen dort alle offiziell nur mit Visual Flight Rules, sprich: auf Sicht. Und die ist heute morgen trotz der guten Wettervorhersage bescheiden, der Nebel hängt zäh über ganz Homer.
Wir ziehen schonmal unsere hüfthohen Gummistiefel an, die Emerald zur Verfügung stellt, damit wir nachher im Park auch durch die Flüsse wandern können.
Nach einigen Verschiebungen kommen wir dann um 11 Uhr los, und sind als eins der ersten Wasserflugzeuge auf dem See am Start. Wir sehen aber, wie sich alle anderen auch parat machen, unser Pilot Eric hatte einfach ein etwas besseres Gespür fürs Timing.
Wir fliegen wie in Ketchikan auch wieder mit einer De Havilland Beaver, die bei Emerald auf maximal 8 Passagiere ausgelegt ist. Michael, ein Medizintechniker aus Texas und ebenfalls mit einem grossen Teleobjektiv unterwegs, und ich dürfen uns zu Zweit die Rückbank teilen, da ein Platz im Flieger frei geblieben ist. So haben wir genug Platz um unterwegs auch schon ein paar Bilder zu schiessen.
Kaum in der Luft, sind wir auch schon über den Wolken, die im Talkessel über Homer liegen
Unser Flugzeug wirft auf den Wolken einen Schatten mit kreisrundem Regenbogen drumherum – das hab ich so auch noch nie gesehen!
Weiter geht es über den Pazifik in Richtung Katmai
Der Flug dauert knapp anderthalb Stunden und verläuft angenehm ruhig. Meine vorsorglich in die Jackentasche gepackten Motion Sickness Kaugummis nehme ich nach den guten Erfahrungen in Ketchikan erstmal nicht, und überstehe den Flug dann auch ohne sie problemlos.
Um halb eins landet Eric unsere Maschine auf einem See mitten im Katmai National Park.
Schon beim Landeanflug sehen wir vier Braunbären an einem nahegelegenen Flussarm.
Vom See aus wandern wir keine 10 Minuten über den in allen Herbstfarben leuchtenden Tundra-Boden zum Fluss. Man hat direkt ein schlechtes Gewissen, auf der blühenden Tundra herum zu trampeln:

Der erste Bär ist allerdings recht weit entfernt; trotzdem sind in dem Moment erstmal alle aus dem Häuschen vor Begeisterung:
Dann kommt aber auch schon der zweite Bär den Fluss entlang, direkt unterhalb des Abhangs an dem wir stehen, und bietet uns eine grosse Show beim Fischfang
Kurz danach entdecken wir weiter flussaufwärts ein blondes Geschwisterpärchen
Für alle die sich fragen, wie nahe wir den Bären gekommen sind: hier sieht man, wie weit wir von den Beiden entfernt waren. Nur dank Teleobjektiv kann man auf den Fotos alle Details so gut erkennen!
Da es im Fluss nur so von Fischen wimmelt und die Bären sich seit Wochen
die Bäuche damit vollschlagen, sind wir als Besucher für sie absolut
uninteressant. Laut Eric haben die Bären hier im Park auch nie gelernt,
Menschen mit Essen oder als Bedrohung zu assoziieren, und lassen sich
von den kleinen Gruppen an Bear Watcher und Fischern, die während der
Saison hier jeden Tag auftauchen, überhaupt nicht irritieren.
Die beiden Geschwister bieten uns dann auch noch Einiges; Blondie 1 fängt an, den Hang hinauf zu klettern und im Boden zu wühlen. Wir rätseln eine Weile, was er da wohl macht – Beeren und Wurzeln ausgraben wäre im Vergleich zum Fische fangen derzeit doch viel zu anstrengend? Nach einiger Zeit kommt Blondie 2 auch den Hang hoch und buddelt fleissig mit.
Nach etwa einer Viertelstunde wird uns klar, was sie da tun: sie graben sich ein Bear Bed, eine Kuhle im Boden zum Abkühlen!
Eric führt uns den Nachmittag über weiter an verschiedene Stellen des Flusses, an denen man gewöhnlich Bären trifft, so auch heute.
Zwischenzeitlich sehen wir auch andere Leute, ganz alleine sind wir hier draussen also nicht:
Weitere Besucher fliegen ein, den Bär interessierts nicht…
Und der Haifisch, der hat Zähne, und die trägt er im Gesicht.
Der Lachs auch!
Unterwegs in der Tundra
Auch anderes Wildlife tummelt sich hier:
Zwischen 15 und 25 Braunbären sehen wir insgesamt, manche nur ein paar kurze Augenblicke, andere beobachten wir bis zu einer halben Stunde lang. Kleine Bärenretrospektive über die weiteren Sichtungen des Tages:
Da wir heute morgen so spät losgekommen sind, bleibt Eric deutlich länger mit uns im Park als sonst. Normalerweise ist man gegen 17 Uhr wieder zurück in Homer, heute machen wir uns um die Zeit erst auf den Weg zum Flieger.
Am Horizont zieht Regen vorbei…
.. also machen wir uns auf den Weg zurück durch die Tundra zum Flieger
Um kurz nach 18.30 Uhr landen wir wohlbehalten wieder in Homer, verabschieden uns von Eric und voneinander, ein paar Emailadressen werden noch ausgetauscht, und dann wirds langsam höchste Zeit für eine heisse Dusche und etwas Warmes zu essen!
Da das Wetter heute aber so (relativ) schön ist, mache ich mich erst nochmal auf zum Skyline Drive und zum Overlook Point, um den Sonnenuntergang zu geniessen. Da es für diesen Bericht aber vermutlich schon mehr als genug Fotos waren, liefere ich diese Aufnahmen im morgigen Bericht nach.
Gefahrene Km: 28.3 / 440 mit dem Flieger
Gelaufene Km: 10.8
Gemachte Fotos: 1’162
Gras di Timm,
Was für Farben! Sehr schöne Tieraufnahmen 😊
Macht Lust sich in den nächsten Flieger zu setzen um sofort auf Abenteuerreisen zu gehen 😉
Liebe Grüße, Jules