Heute muss ich schon wieder umziehen, da es im Lakeview Inn für meine vierte Nacht hier im Denali Park kein freies Zimmer mehr gab. Nach den letzten beiden Frühaufsteher-Tagen schlafe ich heute erstmal aus, bevor ich meine Sachen packe und ins Auto verlade.

Gegen 11 Uhr treffe ich am WAC im Denali Park ein. 
Für heute habe ich keine Tour geplant, einerseits wegen des Hotelwechsels, andererseits ist es nach wie vor kalt (2 Grad C) und schneit immer wieder. Am WAC bin ich in erster Linie, um mir dort einen Kaffee zu holen; erfreulicherweise hat das Center einen richtigen Kaffeestand mit Espressomaschine und allem Drum und Dran. 
Auf dem Weg vom Parkplatz zum WAC hält ein Wagen neben mir, und es ruft meinen Namen aus dem offenen Fenster. Am Steuer sitzt Joe, den ich 2 Tage vorher nach der ersten Bustour kennengelernt habe, und dem ich seither schon mehrere Male beim Fotoshooting im Park wiederbegegnet bin. 
Joe ist ein Pensionär aus Oklahoma und begeisterter Hobbyfotograf, und unter anderem mit einer 600er Tele-Linse von Canon unterwegs, die mehr gekostet hat als mein erstes Auto. Nach längerer Plauderei bei leichtem Schneefall vertagen wir uns auf drinnen im WAC bei einem Kaffee, und kommen dort dann mit Taiki aus Japan ins Gespräch – zunächst deshalb, weil er einen Backpacker Rucksack trägt der fast so gross ist wie er. 
Taiki ist 6 Wochen in Alaska zum Camping in der Wildnis unterwegs, um ein gutes Portfolio an Fotos zusammenzustellen, da er sich gerade als Profi selbständig gemacht hat. Wir bewundern gegenseitig unsere jeweils schönsten Aufnahmen, bevor sich die Wege wieder trennen – gute anderthalb Stunden haben wir uns verquatscht!
Danach fahre ich den öffentlichen Teil der Parkroad ab. Im eigenen Wagen kann man einerseits endlich an den Stellen halten, an denen der Bus einfach vorbeigefahren ist, andererseits hoffe ich auf weitere Tiersichtungen. 
An den Herbstfarben kann ich mich einfach nicht sattsehen!

Kurz danach stehen 3 Autos am Strassenrand, das ist immer ein Zeichen für etwas Interessantes. Natürlich ist Joe auch schon da und baut gerade sein Stativ auf. Grund der Versammlung sind 3 Moose Kühe in etwa 80 Meter Entfernung. Leider schneit es gerade wieder heftig, so dass man keine klaren Bilder bekommt, aber der Anblick ist trotzdem toll.

Nachdem es mir irgendwann zu kalt wird fahre ich weiter bis ans Ende der Strecke, die öffentlich ist. Ab hier darf ich nicht weiter:
Auf dem Weg zurück halte ich weiter die Augen offen, und parke dann in einer der Haltebuchten neben einem Truck Camper und einem anderen Auto. Es gibt aber nichts zu sehen, offenbar machen die Leute nur Pause. Plötzlich geht das «Wohnzimmer»-Fenster am Truck Camper auf, und eine Stimme fragt mich ob ich gerne einen Kaffee hätte. Hinter dem Fenster grinsen mich Carola und Marcel an, ein niederländisches Pärchen, das ich ebenfalls auf der ersten Bustour kennengelernt hatte, da beide mit sehr ordentlichen Canon Kameras und schönen Objektiven unterwegs waren. Die Beiden verbringen seit Jahren ihren Urlaub bei 1-2 Besuchen pro Jahr in Alaska oder Kanada, und haben sich inzwischen  einen eigenen Camper gekauft. Auch hier verbringe ich eine gute Stunde im Warmen, während draussen weiter der Schnee rieselt. Man lernt in solchen Gegenden auf jeden Fall einen ganzen Haufen nette Leute über die Fotografiererei kennen! 

Ein paar Minuten später komme ich auf der Park Road wieder an einen ordentlichen Auflauf an Autos und Leuten mit aufgebauten Stativen – wieder ein Moose, diesesmal aber ein Bulle mit ordentlichem Geweih. Es schneit allerdings wieder bzw nach wie vor, und als das nachlässt, legt sich das Moose ins hohe Gras und war nicht mehr gesehen. 




Schneller als gedacht ist es dann auf einmal schon 18 Uhr, und ich verlasse den Park. Nachtessen gibt es wieder in der 49th State Brewery, dann mache ich mich auf zu meiner Unterkunft für diese Nacht – eine Cabin bei der Earthsong Lodge. 


Die Lodge liegt etwa 6 km ausserhalb von Healy mitten im Nirgendwo auf einem Plateau, und wäre der perfekte Ort zur Sichtung von Polarlichtern – wenn es nicht bewölkt wäre. Also wieder nix. 

Meine Cabin ist gemütlich und okay gross – nur die Heizung ist leider noch nicht an, und so ist es erstmal ziemlich frisch. 





Dank zweier Elektroheizkörper und unter Hinzuziehens des Haarföns ist es aber schon bald angenehm, und eine Stunde später kuschlig warm, während draussen weiter der Schnee fällt…
Gefahrene Km: 106
Gelaufene Km: 6.1
Gemachte Fotos: 230