Wetter und Seegang

Eigentlich ist so eine Kreuzfahrt schon eine feine Sache – da verbringt man ein paar Stunden an einem riesigen Gletscher, geht dann gemütlich etwas essen, liest nachmittags ein Buch und schaut abends eine Show, und wenn man am nächsten Tag aufwacht ist man an einem neuen Ort mit neuen Unternehmungen.  

Was ich allerdings unterschätzt habe ist, wieviel Zeit wir dann doch auf offener See verbringen – ich hatte eigentlich angenommen, dass das Schiff nach dem ersten Seetag mehr oder weniger in Sichtweite der Küste entlangfährt; tatsächlich sind wir aber sehr viel mehr auf dem Ozean unterwegs, ohne dass links oder rechts Land in Sicht wäre. 
Entsprechend holprig geht es manchmal auch zur Sache – gestern abend waren etwa die Türen zum Aussenbereich auf allen Decks, inklusive Pool- und Aussichtsdeck, wegen der schlechten Bedingungen geschlossen. Bei einer Durchsage berichtete der Kapitän, dass wir bei 15 Knoten Geschwindigkeit noch Gegenwind von 35 Knoten hätten, das entspricht etwa 70 km/h und Windstärke 8, bei einer Wellenhöhe von 2-3 Metern. Erstaunlicherweise macht mir das Schlingern des Schiffes inzwischen sehr viel weniger aus als am ersten Tag (klopf-auf-Holz), und auf dem Weg zum Abendessen gestern schwankten die Leute wie besoffen durch die Gegend, um einigermassen das Gleichgewicht zu halten.
Haines
Die Nachwirkungen des Wetters zeigen sich auch am Morgen in Haines. Wir kommen zwar pünktlich um 8 Uhr an, bis das Schiff dann aber letztlich am Hafen angedockt ist vergehen noch unüblich lange  15 Minuten. Wie wir später an Land hören sind die Leute begeistert von unserem Kapitän, der das Schiff bei relativ widrigen Wind- und Strömungsbedingungen souverän angedockt hat –  im 30 Meilen entfernten Hafen Skagway haben offenbar 2 grössere Cruise Liner wegen ähnlicher Bedingungen nicht anlegen können und mussten zurück nach Juneau fahren!
Das Wetter in Haines selbst ist alaskatypisch wechselhaft – Nieselregen wechselt 5 Minuten später auf bewölkten Sonnenschein mit Regenbogen, nur um kurz darauf wieder zuzuziehen. 

Heute habe ich mich für die «Bald Eagle Preserve River Boat Tour» angemeldet, die rund 40 Minuten Fahrzeit entfernt im Inland in einem der grössten Vogelschutzgebiete der Welt durchgeführt wird. Angesichts der Wetterverhältnisse ziehe ich alle Kleiderschichten an, die ich vor dem Urlaub für den Zweck besorgt hatte, und sie erfüllen ihre Aufgabe sehr gut – ich werde den Tag damit trocken und warm überstehen.

Unser Busfahrer Mark chauffiert 44 Gäste vom Schiff zur eigentlichen Bootstour, und ist schon eins der Highlights des heutigen Tages. Nach einer kurzen Sightseeingtour durch Haines unterhält er den ganzen Bus gutgelaunt mit Anekdoten und Wissenswertem, bis wir kurz nach 13 Uhr am Fluss eintreffen. 
Das historische Fort Seward, auch bekannt als Chilkoot Barracks. Benannt wurde es nach Admiral Seward, der Alaska 1867 für 7.2 Mio Dollar von Russland abgekauft hatte.

Bei den Riverboat Adventures:

Die Vorfreude ist einigen Leuten regelrecht ins Gesicht geschrieben 😉

Über eine Stunde lang sind wir dann mit dem Boot unterwegs und bewundern zwar die Schönheit Alaskas, haben aber leider ausser wandernden Lachsen noch keine einzige Wildsichtung erlebt. 
Adlernest:

Wandernder Lachs:

Wir sind bereits auf dem Rückweg, als ein Weisskopfseeadler von einem Stück Treibholz im Fluss direkt vor uns aufsteigt und zu seinem Nestbaum fliegt, wo kurz darauf auch ein Jungadler eintrifft. Höhepunkt des Ausflugs!
Irgendwo im Unterholz hören wir später auch noch Geräusche, die vermutlich von einem Moose stammen, den Urheber selbst bekommen wir leider nicht mehr zu Gesicht. 
Dann sind wir auch bald schon wieder zurück am Ausgangspunkt der knapp 2 Stunden langen Bootstour, verabschieden uns von unserem Guide, und Fahrer Mark bringt uns erneut unterhaltsam zurück zum Schiff
Um 17 Uhr legen wir ab und machen uns auf den Weg nach Sitka, dem nächsten Etappenziel, das wir morgen früh gegen halb neun Uhr erreichen sollten. Der Kapitän warnt vor einer erneut windbedingt unruhigen Nacht…
Zum Dinner bin ich heute zum zweiten (und vermutlich letzten) Mal im Toscana angemeldet, dieses Mal sitzen wir zu Acht an einem Gemeinschaftstisch; für Unterhaltung ist also gesorgt. Nach dem leckeren Dinner brechen alle zur Show des Abends auf; heute tritt zum zweiten Mal Jimmy Travis auf, der auch tatsächlich ein komplett neues Programm bietet, das noch besser ist als sein erster Auftritt. Der Abend findet damit sein gelungenes Ende. 
Gelaufene Km: 5.3
Gemachte Fotos: 235